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Die Wespenfabrik

Die Wespenfabrik

Titel: Die Wespenfabrik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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einem Zaun hindurch.
Meine bebenden Hände verwischten mir die Sicht, während ich
versuchte, das Fernglas anzusetzen, um sie zu verfolgen. Das
durchdringende Wimmern klang durch die Luft, dünn und
schrecklich. Ich verlor das Ding hinter einigen Büschen aus der
Sicht, dann sah ich es wieder, im Laufen brennend und über Gras
und Schilf springend; Wasser spritzte auf. Mein Mund war jetzt
vollkommen ausgetrocknet; ich konnte nicht schlucken, ich
würgte, doch ich verlor die Spur des Tiers nicht aus den Augen,
das ausglitt und Haken schlug, schrill jaulte und Sätze in die
Luft machte und wieder herunterfiel, als ob es auf der Stelle
gesprungen wäre. Dann verschwand es, ein paar hundert Meter von
mir entfernt und etwa gleich weit unterhalb des Hügelkamms.
    Ich zog mir die Brille schnell wieder auf die Nase, um noch einmal
den Hügelkamm zu betrachten, ihn Stück für Stück
abzusuchen, hinten, unten, wieder oben, wieder entlang des Hanges;
hielt inne, um einen Busch gründlich in Augenschein zu nehmen,
schüttelte den Kopf, suchte die ganze Fläche noch einmal
ab. Ein unbedeutender Teil meines Gehirns beschäftigte sich mit
dem Gedanken, daß in Filmen, wenn die Leute durch
Ferngläser blickten und genau das sahen, was sie sehen sollten,
sich der Ausschnitt immer wie eine liegende Acht darstellte,
während ich beim Durchsehen immer einen mehr oder weniger
perfekten Kreis vor Augen habe. Ich setzte das Fernglas ab, blickte
mich schnell um, entdeckte niemanden, dann flitzte ich aus dem
Schatten des Hauses, sprang über den niedrigen Drahtzaun, der
den Garten einsäumte, und rannte zum Kamm des Hügels
hinauf.
     
    Auf dem Kamm blieb ich einen Moment lang stehen, ließ den
Kopf zwischen die Knie baumeln und rang nach Atem, während mir
der Schweiß aus den Haaren rann und in das leuchtende Gras zu
meinen Füßen tropfte. Das T-Shirt klebte mir an der Haut.
Ich legte die Hände auf die Knie und hob den Kopf, ließ
die Augen angestrengt über den Rand des Ginsters und der
Bäume auf dem Gipfel schweifen. Ich schaute auf der anderen
Seite hinunter und über die Felder hinter der nächsten
Reihe von Stechginster, die die Schneise markierte, durch die die
Eisenbahnlinie führte. Ich rannte über den Kamm, wobei ich
den Kopf schnell in alle Richtungen wandte, bis ich einen kleinen
Fleck brennenden Grases entdeckte. Ich trampelte das Feuer aus,
suchte nach Spuren und fand auch welche. Ich rannte noch schneller,
ungeachtet meiner protestierenden Kehle und Lunge, entdeckte weiteres
brennendes Gras und Büsche, die gerade eben Feuer gefangen
hatten. Ich schlug es aus, rannte weiter.
    In einer kleinen Senke auf der landwärtigen Seite des
Hügels standen einige fast normal gewachsene Bäume, nur die
Wipfel, die über den Windschatten, den die kleinen Hügel
boten, hinausragten, neigten sich schräg vom Meer weg, vom Wind
geformt. Ich rannte in die grasbewachsene Senke, in das sich
bewegende Muster der Schatten, die die langsam schwankenden Zweige
und Äste warfen. Ein Kreis von Steinen umringte einen
geschwärzten Mittelpunkt. Ich blickte mich um und sah eine
Stelle mit plattgedrücktem Gras. Ich verharrte, beruhigte mich,
blickte mich erneut um, ließ den Blick über die Bäume
und das Gras und den Farn schweifen, doch ich entdeckte nichts
weiter. Ich ging zu den Steinen, befühlte sie und die Asche in
der Mitte. Sie waren heiß, so heiß, daß ich die
Hände nicht darauf liegen lassen konnte, obwohl sie im Schatten
waren. Ich roch Benzin.
    Ich kletterte aus der Senke und auf einen Baum, verschaffte mir
festen Halt und suchte die ganze Gegend ab, wobei ich das Fernglas zu
Hilfe nahm, wenn es sein mußte. Nichts.
    Ich kletterte hinunter, blieb eine Sekunde lang stehen, dann holte
ich tief Luft und rannte den dem Meer zugewandten Hang des
Hügels diagonal hinunter zu der Stelle, wo das Tier gewesen sein
mußte. Ich wich einmal kurz von meinem Kurs ab, um ein kleines
Feuer auszuschlagen. Ich überraschte ein weidendes Schaf und
sprang einfach über das Tier hinweg, während es mich
fassungslos anstarrte und dann mit lauten Bäähs und
großen Sätzen davonsprang.
    Der Hund lag im Fluß, der aus dem Moor herauskam. Er lebte
noch, doch der größte Teil seines schwarzen Fells war
verbrannt, und die Haut darunter war bläulich verfärbt,
blasig und nässend. Er zitterte im Wasser, was auch mich zum
Zittern brachte. Ich stand am Ufer und betrachtete ihn. Er konnte nur
mit einem unverbrannten Auge sehen, als er den bebenden Kopf aus

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