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Die Wespenfabrik

Die Wespenfabrik

Titel: Die Wespenfabrik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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rechtzeitig zurück, um ein gutes,
üppiges warmes Frühstück einzunehmen.
    Ich war ruhelos, mein Vater war stiller als sonst, und die Hitze
nahm schnell zu, wodurch es im Haus stickig wurde, obwohl die Fenster
offen waren. Ich wanderte durch die Räume, blickte durch diese
freien Öffnungen hinaus, lehnte mich auf Simse und suchte die
Landschaft mit angestrengten Augen ab. Schließlich,
während mein Vater in einem Liegestuhl döste, ging ich in
mein Zimmer, wechselte die Kleidung und zog mir ein T-Shirt und die
leichte Weste mit den vielen Taschen an, füllte sie mit lauter
nützlichen Dingen, warf mir die Umhängetasche mit der
Tagesverpflegung über die Schulter und machte mich auf den Weg,
um die Zugänge zur Insel einer eingehenden Beobachtung zu
unterziehen und vielleicht auch dem Müllplatz einen Besuch
abzustatten, sofern es nicht zu viele Fliegen gab.
    Ich setzte die Sonnenbrille auf, und die braunen
Polaroidgläser ließen alle Farben lebhafter erscheinen.
Ich hatte kaum den ersten Schritt nach draußen getan, da fing
ich bereits an zu schwitzen. Ein warmer Windhauch, der kaum
Kühlung brachte, wirbelte unentschlossen aus verschiedenen
Richtungen heran und trug den Duft von Gras und Blumen mit sich. Ich
marschierte gleichmäßig voran, bis zum Ende des Weges,
über die Brücke, entlang der landwärtigen Seite des
Meeresarms und des Flusses, folgte dem Lauf des Baches und sprang
über seine schmalen Seitenarme und Rinnsale bis zu der Stelle,
wo ich meine Dämme zu bauen pflegte. Dann schlug ich die
Richtung nach Norden ein, entlang der seewärtigen Seite der
Dünen, überwand ihre sandigen Kuppeln trotz der Hitze und
der Anstrengung, sie an den südlichen Hängen zu erklimmen,
um mit dem Ausblick, den sie boten, belohnt zu werden.
    Alles flimmerte in der Hitze, Konturen verwischten und bewegten
sich. Als ich den Sand berührte, war er heiß, und Insekten
aller Arten und Größen summten und schwirrten um mich
herum. Ich vertrieb sie mit fuchtelnder Hand.
    Hin und wieder nahm ich das Fernglas, wischte mir den
Schweiß von der Stirn, setzte es an die Augen und betrachtete
die Ferne durch die vor Hitze zitternde Luft. Schweiß krabbelte
mir über die Kopfhaut, und ich hatte einen Juckreiz zwischen den
Beinen. Ich überprüfte die Dinge, die ich mitgebracht
hatte, häufiger, als ich es normalerweise tat, wog
geistesabwesend den kleinen Beutel mit Stahlgeschossen in der Hand,
berührte das Bowie-Messer und die Schleuder, die in meinem
Gürtel steckten, vergewisserte mich, daß mein Feuerzeug,
meine Brieftasche, mein Kamm, mein Spiegel, mein Kugelschreiber und
das Papier noch da waren. Ich trank etwas aus der kleinen
Feldflasche, die ich mitgenommen hatte, obwohl der Inhalt warm war
und jetzt schon schal schmeckte.
    Ich entdeckte einige interessante Stücke angeschwemmt am
Strand und im Treibgut, als ich den Strand absuchte, doch ich blieb
in den Dünen, überwand die höheren, wenn es sein
mußte, marschierte weiter nach Norden, über
Wasserläufe und durch kleine Moorgebiete, vorbei am Bombenkreis
und an der Stelle, der ich nie einen eigenen Namen gegeben habe,
dort, wo Esmeralda abgehoben hatte.
    Mir fielen die Orte immer erst auf, als ich bereits an ihnen
vorbei war.
    Nach einer Stunde oder so schlug ich die Richtung ins Landesinnere
ein, dann nach Süden, entlang der letzten der
Festlanddünen, von denen ich einen Blick über die
struppigen Weiden hatte, auf denen sich die Schafe träge
über den Boden bewegten und fraßen, wie Maden. Einmal
blieb ich eine Weile stehen und beobachtete einen großen Vogel,
der hoch oben am wolkenlosen Himmel flog, in den thermischen
Aufwinden Kreise und Spiralen drehte, sich dahin und dorthin wandte.
Unter ihm schwebten einige Möwen mit ausgebreiteten Flügeln
und in alle Richtungen zuckenden weißen Hälsen, als ob sie
etwas suchten. Auf dem Kamm einer Düne fand ich einen toten
Frosch, vertrocknet, mit erstarrtem Blut auf dem Rücken und mit
Sand verklebt, und fragte mich, wie er wohl hier heraufgeraten sein
mochte. Wahrscheinlich hatte ihn ein Vogel fallen lassen.
    Irgendwann setzte ich meine kleine grüne Mütze auf, um
die Augen gegen das grelle Licht abzuschirmen. Ich schwenkte in den
Pfad unten ein, auf einer Ebene mit der Insel und dem Haus. Ich ging
immer weiter, hielt nach wie vor gelegentlich an, um durchs Fernglas
zu blicken. Personenautos und Lastwagen blitzten durch das Laub der
Bäume, ungefähr anderthalb Kilometer entfernt auf der
Straße. Einmal flog ein

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