Die widerspenstige Braut (German Edition)
hätte nichts dagegen, sie wieder zu besuchen«, sagte Audrianna.
Summerhays lächelte traurig und warf Hawkeswell einen vielsagenden Blick zu. »Wir sehen uns dann entweder dort oder in der Stadt.«
Sie verabschiedeten sich und gingen zu ihrer eigenen Kutsche. »Ist das Castleford? Warum ist er hier?«, fragte Audrianna. Stirnrunzelnd sah sie sich um. »Und wer ist das in Hawkeswells Kutsche?«
Summerhays nahm ihren Arm. »Ich werde es dir unterwegs erklären, Liebling.« Er half ihr in den Innenraum, sah noch einmal zu Hawkeswell und stieg ebenfalls ein.
Hawkeswell beobachtete, wie die Kutsche davonrollte. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit dem Haus zu. Er atmete tief durch, biss die Zähne aufeinander und ging zu seiner Kutsche.
Darin saß ein blonder junger Mann mit intelligenten grünen Augen und sah ihn neugierig an.
Wut wollte sich in Hawkeswell ausbreiten. Aber er würde es nicht zulassen. Er konnte es nicht. Er hätte sie weiß Gott als Schutzschild gebrauchen können, aber Verity verdiente etwas Besseres. Er wollte nicht, dass sie dachte, er würde aus gekränkter Eitelkeit oder aus Eifersucht handeln. Heute sollte es keine Missverständnisse geben.
Er öffnete die Tür. »Kommen Sie mit!«
Es war ein wunderschöner Herbsttag. Die Sonne schien, und eine kühle Brise brachte die typischen Gerüche dieser Jahreszeit mit sich. Verity saß am Fenstersims ihres alten Zimmers, blickte hinaus in den Garten und sah die gelben Blätter vorbeiwehen.
Am Abend zuvor hatten sie sich alle scheinbar ewig miteinander unterhalten, auf eine intime Art und Weise, wie es nur Frauen konnten. Sie hatte ihnen endlich alles von Bertram erzählt, von ihrer Angst und den regelmäßigen körperlichen Züchtigungen. Sie konnte nur deswegen gefasst davon sprechen, weil sie bereits einen Großteil der Wut und der anderen Gefühle herausgelassen hatte, als sie es Hawkeswell erzählt hatte.
Audrianna hatte geweint, aber sie war die Einzige. Daphne hatte es, wie sich herausstellte, immer schon vermutet. Celia auch. Und Katherine hatte es wohl am allerbesten verstanden.
Von diesen traurigen Jahren zu sprechen, war befreiend gewesen, genauso wie es bei ihrem Gespräch mit Hawkeswell gewesen war. Aber auch anstrengend. Sie hatte so tief geschlafen, dass sie an diesem Morgen als Letzte erwacht war.
Bald musste sie sich anziehen. Summerhays kam, um Audrianna abzuholen, und auch die Kutsche vom Hanover Square würde wahrscheinlich bald für sie eintreffen. Sie hatte ihre drei Tage hier genossen, aber nun war es an der Zeit, nach Hause zurückzukehren.
An der Tür erklang ein leises Klopfen. Wahrscheinlich war es Katherine. Sie hatte während ihres Besuches viel Zeit mit ihr verbracht, und sie waren enge Freundinnen geworden. Verity rief: »Herein!«
Die Tür öffnete sich, aber draußen stand nicht Katherine. Es war Hawkeswell.
Sie wirkte wunderschön, wie sie da am Fenster saß. Der Wind verwehte ein paar ihrer Haarsträhnen und ließ sie wie eine hauchzarte Krone wirken. Das Licht verlieh ihrer blassen Haut ein frisches Leuchten. Er prägte sich ihr Bild ein, wie sie so frisch und unverdorben aussah, mit offenem Haar und Augen, die vor Wiedersehensfreude leuchteten.
Sie lächelte und streckte ihre Hand aus. Er ging zu ihr, küsste ihre Hand und wurde von einem Gefühl der Liebe übermannt, das er kaum verbergen konnte.
»Bekomme ich keinen richtigen Kuss?«, fragte sie. »Ich habe zwei Nächte damit verbracht, von dir und deinen Küssen zu träumen.«
»Natürlich.« Er berührte ihre Lippen mit seinen. Seine Seele wurde von ihrer Wärme und der Freude, die sie in ihm hervorrief, erschüttert.
Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie leidenschaftlicher. Er genoss nicht nur, wie sehr sie ihn belebte und erregte, sondern auch die sichtbaren Beweise dafür, dass es ihr genauso erging.
Sie berührte seine Hand, die auf ihrer Wange lag. »Ich werde mich schnell ankleiden, und dann können wir los.«
Da bemerkte er, dass sie noch ihr Nachthemd trug und ihre Schultern nur mit einem einfachen Tuch bedeckt hatte. Es ließ ihn stutzen, und er überlegte, ob er sie sich vielleicht wirklich besser erst ankleiden ließ.
Dann lachte er sich innerlich aus, allerdings ohne Freude. Es war sinnlos, nicht wahr? Letztendlich spielte es keine Rolle.
Er blickte in ihre blauen Augen und gestattete dem verborgensten Teil seines Herzens, sie einen ausgedehnten, schmerzlichen Augenblick lang zu lieben. Dann bekam er dieses Gefühl
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