Die widerspenstige Braut (German Edition)
Ich habe nach Ihnen gesucht.«
»Oh! Ich bin nur spazieren gegangen …« Sie deutete vage hinter sich.
Demonstrativ sah er auf ihre Gefährtin. Die andere junge Frau hatte ihren Blick zu Boden gerichtet. Verity sah zwischen ihnen hin und her. »Lord Hawkeswell, dies ist meine Freundin Katherine … Johnson. Katherine, dies ist der Earl of Hawkeswell.«
Katherine starrte ihn an. Etwas anderes als Ehrfurcht erfüllte ihre weit aufgerissenen Augen. »Ich fühle mich geehrt, mein Herr. Ich werde mich jetzt verabschieden, damit Sie …«
»Das werden Sie keinesfalls tun. Miss Johnson wurde unglücklicherweise von ihrer Reisegruppe getrennt, Lord Hawkeswell, und sie scheinen ohne sie abgereist zu sein. Ich wollte ihr gerade helfen, eine Transportmöglichkeit nach Hause zu finden. Vielleicht würden Sie uns dabei behilflich sein.«
»Natürlich. Ich bin sicher, dass wir eine Kutsche oder zumindest einen Gig auftreiben können, Miss Johnson.«
»Sie wird eine ziemlich weite Strecke zurücklegen müssen. Aber ein Gig könnte Sie zumindest zur Herberge einer Poststation bringen, Miss Johnson, und Sie könnten sich von da aus eine Reisemöglichkeit nach Hause organisieren.« Verity strahlte. »Das würde doch gehen, oder nicht, Lord Hawkeswell?«
»Natürlich. Ich werde mich darum kümmern.«
»Sie sind sehr gütig, Sir«, erwiderte Miss Johnson.
»Etwas weiter die Straße hinunter befindet sich auf der linken Seite ein Laden, der allerlei Waren verkauft«, sagte Verity. »Wir werden dort warten, während Sie den Gig auftreiben, Lord Hawkeswell.«
Er verbeugte sich und ging wie aufgetragen davon. Verity war ihn schnell wieder losgeworden, so viel stand fest. Doch sie wusste nicht, dass sie damit lediglich die Kunde von ihrem Sieg hinausgezögert hatte.
Katherine verstaute ein paar der Dinge, die sie ihr für die Reise gekauft hatten, zusammen mit ein paar Pfundnoten in ihrem lavendelfarbenen Ridikül, während Verity den Rest in ihr eigenes steckte.
»Ich kann Ihnen nicht genug danken. Sie haben ein gutes Herz.«
»Ich bin froh, dass ich helfen kann. Wegen Ihrer Garderobe können wir leider nichts machen. Sie werden ohne Wechselkleidung reisen müssen. Mit dieser Seife können Sie aber zumindest abends ein paar Sachen waschen.« Verity zog Katherine in eine Ecke des Krämerladens, in der sie sich unter vier Augen unterhalten konnten. »Nun muss ich mich mit dem Schreiben beeilen, denn Lord Hawkeswell wird schon bald zurückkehren. Ich nehme an, dass ein Earl nicht lange braucht, um einen Gig aufzutreiben.«
Sie tauchte die Feder in die Tinte. Beides hatte sie für ein paar Pennys vom Krämer erworben.
Schnell kritzelte sie ein paar Zeilen an Daphne aufs Papier, in denen sie darum bat, Katherine ein paar Nächte lang ein Bett anzubieten. Es lag in Daphnes Ermessen, die Gastfreundschaft darüber hinaus auszudehnen.
Sie faltete den Brief und gab ihn Katherine. »Erinnern Sie sich, wie Sie zu The Rarest Blooms finden, sobald Sie in Cumberworth angekommen sind?«
Katherine nickte. Verity atmete tief durch und rief alle Stärke und allen Mut herbei, die sie aufbringen konnte. »Ich werde Sie nun hier verlassen, Katherine, damit Lord Hawkeswell Sie in diesen Gig setzen kann. Ich habe noch etwas anderes zu tun und kann nicht mit Ihnen warten.«
Katherine runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht.«
»Bitte richten Sie ihm aus, dass ich ihn in Kürze hier treffen werde! Er wird Sie mit größter Höflichkeit behandeln, also machen Sie sich keine Sorgen über seine Reaktion auf meine Abwesenheit.«
Katherine wirkte skeptisch und erschrocken. Verity ergriff ihr Handgelenk. »Sie werden sich auf dieser Reise hervorragend schlagen. Schließlich haben Sie auch allein hergefunden. Also schaffen Sie es auch bis Cumberworth. Gute Reise, Katherine! Ich bin sicher, dass wir uns eines Tages wiedersehen werden.«
Nachdem er Katherine in den Gig gesetzt hatte, wartete Hawkeswell zehn Minuten lang darauf, dass Verity zurückkehrte. Als sie es nicht tat, wusste er, dass sie es niemals tun würde.
Er schritt die Promenade entlang und blickte in mehrere Läden, obwohl er wusste, dass sie sich in keinem von ihnen aufhielt. Sie war geflüchtet. Sie hatte ihm mit ihrem Versprechen eiskalt ins Gesicht gelogen und ihre eigene Reisemöglichkeit organisiert, während er diesen Gig für Miss Johnson aufgetrieben hatte. Er hatte sie gewarnt, dass er ihr folgen und sie finden würde, doch in Wahrheit hatte er keine Ahnung, wohin sie
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