Die widerspenstige Braut (German Edition)
zurückerobert. Es war der Vorschlag des Gärtners, als wir die Hälfte seiner Mitarbeiter entlassen mussten. Die Gräser und Schösslinge haben den Garten mit erstaunlicher Geschwindigkeit erneut in Besitz genommen. Es ist recht unansehnlich.«
»Die Instandhaltung eines solchen Anwesens muss kostspielig sein.«
»Ich habe gelernt, wie wenig tatsächlich essenziell ist. Wenn nötig, kann man hübsche Aussichten opfern.«
»Der hintere Bereich könnte immer noch wiedergewonnen werden. Oder Sie lassen der Natur weiterhin freien Lauf. In ein paar Jahren wäre die Verwilderung abgeschlossen und nicht mehr länger unansehnlich.«
Sie hatte ihren Wein ausgetrunken, und ein Diener schenkte ihr nach. Hawkeswell beobachtete, wie sie das Kristallglas an ihre Lippen hob. Inzwischen war die Sonne untergegangen, und ihr Mund wirkte im Kerzenlicht sehr dunkel. Dunkel und erotisch.
»In diesem Garten gibt es keine großen Bäume«, sagte er. »Das Licht ist das ganze Jahr über gut. Vielleicht sollte ich, statt neue Blumenbeete anzulegen oder der Natur ihren Lauf zu lassen, ein Gewächshaus bauen.«
»Die Instandhaltung eines solchen bedeutet sehr viel Arbeit. Wenn Sie schon Arbeiter entlassen mussten …«
»Der Mangel an Dienern auf diesem Anwesen wird bald vorbei sein.«
»Dann wäre ein Gewächshaus eine Bereicherung. Es würde das ganze Jahr lang frische Blumen für das Haus liefern. Und wenn Sie sich hier viel aufhalten, könnte ein Treibhaus ebenfalls nützlich sein. Dadurch wäre es möglich, auch exotischere Obstsorten auf Ihren Tisch zu bringen.«
»Wie groß sollte es Ihrer Meinung nach sein?«
Sie sprachen über die Größe, und sie beschrieb die verfügbaren Modelle. Sie wusste viel über Gewächshäuser und konnte sich für dieses Thema erwärmen. Gelegentlich lachte sie sogar, womit er an diesem Abend nicht gerechnet hatte. Sie war so sehr ins Gespräch vertieft, dass sie gar nicht merkte, wie sich die Diener nach Beendigung der Mahlzeit zurückzogen, damit sich Herr und Herrin allein in der Nacht unterhalten konnten.
»Ich glaube nicht, dass unser alter Gärtner ein Gewächshausexperte ist«, sagte er. »Sie würden ihn anleiten müssen, wenn wir das tun. Wenn Sie wollen, wäre es Ihr Bereich.«
Das schwache Licht ließ ihre blauen Augen fast schwarz wirken und betonte selbst subtile Ausdrücke auf dramatische Weise. Zuerst sah er ihr Zögern, dann Überraschung darüber, wie sie plötzlich nicht mehr über sein Anwesen, sondern ihr gemeinsames Zuhause sprachen.
»Auch im Garten des Londoner Hauses ist Platz für eines«, sagte er. »Sie könnten Ihre Experimente fortsetzen, egal wo Sie sich gerade aufhalten.«
Sie blickte ihn einen langen Moment an. Dann sah sie überallhin, nur nicht zu ihm. Sie betrachtete die Flammen der Kerzen, den Garten, die Mauer, als ob sie dadurch, dass sie ihn ignorierte, auch das Unausweichliche ignorieren könnte.
Schließlich sah sie zum Tischende. »Ich würde meine Arbeit mit Pflanzen lieber bei Daphne fortsetzen, bis zwischen uns alles geklärt ist.«
»Nein.«
»Dann gestatten Sie mir, bei Audrianna zu bleiben. Sie haben gesagt, dass Lord Sebastians Kutsche morgen nach Essex zurückkehren wird. Ich flehe Sie an, mich mit ihr fahren zu lassen.«
»Nein.«
Sie fragte ihn nicht, warum er ablehnte. Er konnte in ihrem Blick erkennen, dass sie es wusste. Sie war gegen die Intimität dieser Nacht nicht gefeit, gegen die anregende Stimmung, die sie umgab, die voller unwiderstehlicher Erwartung war.
Schließlich sah sie ihn an. »Und wenn ich ohne Ihr Einverständnis gehe?«
»Da ich Ihr Gatte bin, brauchen Sie nicht mein Einverständnis, sondern meine Erlaubnis.«
»Sie wissen, dass ich das nicht akzeptieren kann.«
Er lehnte sich über den Tisch vor und nahm ihre Hand. »Ständig fordern Sie mich heraus, strenger zu Ihnen zu sein, als ich es will oder sein müsste.« Er hob ihre Hand an seine Lippen und küsste sie. »Diese Ehe wurde geschlossen, und es ist nun an der Zeit, sie endlich richtig zu beginnen.«
Sanft entzog sie ihm ihre Hand und erhob sich. Er tat es ihr gleich, nicht nur, weil die Etikette es verlangte, sondern aus Respekt. Sie war keine große Frau, und man würde sie nicht für besonders stark halten. Und doch hatte sie sich in ihrem seltsamen Streben als entschlossener und beharrlicher erwiesen, als er es bei einer Frau überhaupt für möglich gehalten hatte.
Durch die Nacht hinweg blickte sie ihn an. Wieder neigte sich ihr Kopf auf diese
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