Die widerspenstige Braut (German Edition)
langer Zeit. Die Vorhänge waren neu, genau wie der Bettvorhang in Preußisch Blau. Die Stühle waren mit makellosem Stoff bezogen und der Kamin war sauber geschrubbt worden.
Verity stellte sich vor, wie der Earl diese Arbeiten vor zwei Jahren angewiesen hatte, damit seine Braut die Konsequenzen seiner Geldnot nicht zu spüren bekäme. Sie fragte sich, wie er für all das bezahlt hatte. Vielleicht hatte er Schulden dafür aufgenommen.
Er hätte alles so lassen können, wie es gewesen war, und sie hätte auch das nicht bemerkt. Es hätte keinen Unterschied für sie gemacht. Wenn man sich in einem opferbereiten Zustand befand, war es einem egal, ob das Schafott neu und von guter Qualität war.
»All Ihre Sachen sind natürlich noch hier«, sagte Mrs Bradley. Sie führte sie in das Ankleidezimmer und öffnete drei Schränke und zwei große Koffer.
Verity ließ ihre Finger über die edlen Stoffe gleiten. Sie hatte diese Garderobe praktisch vergessen, die sie in London in den Monaten vor der Hochzeit erworben hatte. Nancy hatte sie von Schneider zu Schneider geschleift und stets die beste Spitze und Seide verlangt. Sie hatten so viele Kleider bestellt, dass sie jeden Tag vier anzuziehen hatte und sich dennoch zwei Wochen lang nicht wiederholen würde. Nancy hatte die Einkaufstour weitaus mehr genossen als Verity selbst.
Sie zog einige Kleider hervor, hielt sie an ihren Körper und sah an sich herunter. Sie hatte sich bei Daphne immer sehr einfach angezogen, doch nicht, weil sie schlichte Kleidung bevorzugte. Man arbeitete nicht im besten Musselin- oder Seidenkleid im Garten. Und sie hatte auch nicht zulassen können, dass Daphne viel Geld für ihre Garderobe ausgab.
Sie lächelte, als sie sah, wie schön sich ein zitronengelbes Promenadenkleid aus Sarsenett über ihre Beine ergoss. Es würde nett sein, schöne Kleidung zu tragen. Das war ein weibliches Interesse, dem sie niemals besonders gefrönt hatte, aber hier war eine komplette Garderobe, die darauf wartete, von ihr entdeckt zu werden.
»Ich werde Wasser heraufbringen lassen«, sagte Mrs Bradley, nachdem sie die wenigen Gegenstände aus der Reisetasche geräumt hatte. »Dann können Sie sich etwas ausruhen, Madam. Wir essen hier normalerweise etwas früher als in der Stadt, aber der Koch wird so über die Ankunft meines Herrn überrascht sein, dass er mit dem Abendessen ein wenig später als üblich fertig sein wird. Ich werde Ihnen in zwei Stunden ein Mädchen schicken, um Ihnen beim Anziehen zu helfen.«
Verity entschied, dass ein wenig Ruhe vor dem Abendessen ratsam wäre. Ihre Wiederauferstehung hatte sich als anstrengend herausgestellt, und sie musste in bester Form sein, wenn sie sich beim Essen mit Hawkeswell auseinandersetzen wollte.
Er klopfte an die Tür. Als niemand antwortete, drückte er die Klinke herunter.
Veritys kleiner Salon war leer. Auch aus dem Ankleidezimmer war nichts zu hören. Er betrat ihr Schlafgemach. Es lag in künstlichem Zwielicht, weil die Vorhänge geschlossen waren.
In Unterkleid und Strümpfen lag sie schlafend auf dem Bett. Ein leichtes Stirnrunzeln störte ihren ansonsten friedlich wirkenden Schlummer. Vielleicht träumte sie von etwas Unangenehmem. Sie lag mit angezogenen Beinen auf der Seite, wodurch ihr Unterkleid hoch genug gerutscht war, um ihren linken Oberschenkel und ihre Hüfte zu entblößen.
Der hübsche Anblick dieser sanften Rundungen fesselte ihn. An einem anderen, nicht allzu weit entfernten Tag würde er dem Verlangen nachgeben, sich zu ihr ins Bett zu legen und diesen weichen, anmutigen Körper zu liebkosen. Doch heute unterdrückte er seine Erregung, genauso wie er gelernt hatte, sein Temperament im Zaum zu halten.
Er legte eine kleine Schachtel neben ihren Kopf auf das Bett und öffnete sie. Auf dem blauen Samt des Bettes funkelten die Perlen darin im schwachen Licht.
In den letzten zwei Jahren hatte er ein paarmal kurz davorgestanden, sie zu verkaufen, auch wenn es sich dabei um ein Familienerbstück handelte. Die Legende besagte, dass eine seiner Ahnen sie vor zweihundert Jahren von einem königlichen Liebhaber als Geschenk erhalten hatte. Die Perlenkette war so perfekt und kostbar, dass sie den Niedergang von Hawkeswells Haus sicher eine ganze Zeitlang hätten aufhalten können.
Er war sich ziemlich sicher, dass es nicht nur Sentimentalität gewesen war, die ihn davon abgehalten hatte, die Kette zu verkaufen, sondern eher das Gefühl, dass die Perlen nicht mehr ihm gehörten. Er hatte sie
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