Die widerspenstige Braut
es ihn wie ein Schlag – die Bedeutung dessen, was er verloren hatte. »Mein Gott, was bist du nur für eine Person, dass du die einzigen Dinge, die mir von meiner Frau geblieben sind, genommen hast?«
»Oh.« Sie biss sich vor Kummer auf die Unterlippe, und ihr Blick wurde leer. »Oh.«
Dies tat mehr weh, als er sich hatte vorstellen können. Samantha hatte sich an ihn herangemacht, ihm die Überbleibsel seiner aufrichtigen, ihm rechtmäßig angetrauten Frau genommen und ihn mit ihr zurückgelassen. Mit nichts. »Wo sind meine Sachen?«
»Ich weiß es nicht.«
»Wo?« Er schüttelte sie, als könnte er die Wahrheit aus ihr herausschütteln.
»Ich weiß es ehrlich nicht.« Er hätte sie erneut geschüttelt, aber sie stieß seine Hände ungeduldig weg und machte:
»Schhh.«
Er hörte es jetzt auch. Zwei Menschen, ein Mann und eine Frau, stritten sich beim Näherkommen. Die Wörter waren undeutlich, aber er erkannte die Stimmen. Duncan und Teresa.
Griesgrämig fragte er sich, ob sie unterwegs waren, um ihn vor Samanthas zwielichtiger Vergangenheit zu warnen.
Nein. Davon konnten sie nichts wissen. Vielleicht wollten sie ihn dafür rügen, dass er sich ihre Unschuld zunutze gemacht hatte. Aber nein, ihre Jungfräulichkeit war nichts anderes als ein Schatz, der an den Meistbietenden verhökert werden sollte, und sie hatte gehofft, ihm damit eine Falle stellen zu können.
Teresa und Duncan schälten sich aus dem Nebel heraus und unterbrachen abrupt ihre Unterhaltung. Ihren … Streit.
Die elegante Teresa schien irgendwie unvollständig bekleidet, obgleich William nicht so recht wusste, was fehlte. Eventuell hatte sie vergessen, alle Teile ihrer Kleidung anzulegen.
Mit Sicherheit konnte man feststellen, dass ihr Schal nur nachlässig um ihre Schultern geknotet war, und ihr Haar, normalerweise untadelig frisiert, wirkte genauso aufgelöst wie gewöhnlich das von Mara.
Mit ausgestreckten Händen eilte Teresa vor.
William erwartete, dass sie ihn umarmen würde.
Stattdessen steuerte sie direkt auf Samantha zu. Hastig ließ er sie los und trat einen Schritt zurück.
Sie umklammerte Samanthas Handgelenke und zog sie zum Haus. »Samantha! Darling! Sie habe ich gesucht. Ich brauche jemand, eine andere Frau, die mir dabei hilft … die Tische drinnen zu dekorieren.« Sie sprach in Richtung William, aber ihr Blick schien ihn dennoch zu meiden. »Du weißt ja, William, es gibt einige Dinge, die nur Frauen können, und dies ist eins davon.«
Ruhig unterbrach Samantha sie: »Er weiß Bescheid.«
Die durch nichts zu erschütternde Teresa stampfte mit ihrem Fuß auf. »Nein! Woher?« Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr sie fort. »Sie haben es ihm gesagt, nicht wahr? Sie konnten einfach nicht so tun, als würde es Sie nichts angehen …«
»Schhh!«, sagte Duncan.
»Aber es geht mich etwas an«, sagte Samantha. »Es ist mein Land …«
William schnaubte verächtlich.
Samantha ignorierte ihn. »… und unschuldige Menschen könnten getötet werden.«
»Schhh!«, machte Duncan erneut.
Die Frauen sahen ihn an, blickten um sich und nickten.
Duncan rubbelte sich das Haar – das bereits verwirrt genug aussah – und sagte sehr leise: »Ich bin Ihnen verdammt dankbar, Miss Prendregast.«
William ging auf ihn los. »Was meinst du damit, du bist ihr dankbar? Wir werden nicht zulassen, dass sie das tut. Sie wird aus reiner Bösartigkeit Lady Featherstonebaugh einen Tipp geben. Ich werde sie auf dem Dachboden einschließen und den Schlüssel wegwerfen.«
»Nein, William, das wirst du nicht tun.« Duncans Stimme war zwar so laut, dass ihn die anderen drei verstehen konnten, aber sie hatte einen beschwörenden, scharfen Klang.
William fiel schier das Kinn herunter bei Duncans Worten.
Bei Duncans Tonfall. Er reckte sich zu voller Größe und baute sich gefährlich vor Duncan auf. »Ich verstehe nicht ganz.«
»Wir werden Miss Prendregasts Hilfe akzeptieren, und wir können Gott danken, dass sie zur rechten Zeit am rechten Ort ist.«
»Woher willst du das wissen?«, fragte William.
»Woher willst du das Gegenteil wissen?« Duncans Stimme war nurmehr ein beschwörendes Flüstern. »Wir brauchen diese Karte dringend. Captain Fairwell sagt, dass sie von äußerster Wichtigkeit ist. Wir haben verdammt großes Glück, dass Lord Hartun seinen Sekretär mitgebracht hat und dass der ein erfahrener Kartograph ist. Der Schaden, den wir den Russen zufügen können, indem wir die richtige Karte mit einer falschen austauschen, ist
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