Die widerspenstige Braut
Kinder …
Er hörte das Geraschel gestärkter Unterröcke. Er schlug die Augen auf und entdeckte Samantha, die in einem blassgrünen, schlichten Tageskleid am Tisch saß. Sie schaute ihn an mit einem kühlen, erwartungsvollen Ausdruck – und ganz und gar nicht mit dem liebevollen Entzücken, das er erwartet hätte.
Womöglich war sie nur schüchtern. Oder sie fürchtete, dass er sie zurückweisen würde, wie ihr Vater ihre Mutter zurückgewiesen hatte.
Ah, ja. Mit dieser Geschichte hatte sie die ganze Unsicherheit, die sie in seiner Gesellschaft empfinden musste, enthüllt.
Es lag jetzt an ihm, ihr die nötige Sicherheit zu vermitteln.
Er lächelte sie an und klopfte einladend auf die Kissen.
»Komm her, Liebling. Lass dir von mir die korrekte Art und Weise zeigen, wie eine Liebende das Ehebett verlässt.« Ihr kühler Ausdruck verschwand und machte einem schockierten Ausdruck Platz, und, nur für eine Sekunde, so großem Schmerz, dass er verblüfft war.
»Ehe?«, sagte sie. »Von Ehe war nie die Rede.«
Ihre Ungläubigkeit machte ihn so lange sprachlos, dass er sie jetzt genauer betrachtete. Ihre Hände lagen zu Fäusten geballt auf ihrem Schoß, die Daumen unter ihre Finger geklemmt. Sie atmete flach und stoßweise. Irgendwann mussten sie Zweifel und Ängste überfallen haben – seinetwegen? Was seine Absichten betraf? Aber wenn das stimmte, müsste seine Bemerkung über das Ehebett doch ihr Misstrauen kuriert haben. Nach und nach, ohne sie aus den Augen zu lassen, befreite er sich von den Decken.
Sie beobachtete ihn ohne das geringste Anzeichen von Begehren oder Interesse.
Er suchte seine Kleidungsstücke zusammen, zog sich an und versuchte zu verstehen, was hier vorging. Hatte er sie verletzt?
Hatte er. Aber er hatte es doch wieder gutgemacht. Hatte er sie erschreckt? Nichts erschreckte Samantha. Sie war bestürzt gewesen gestern Nacht, als er ihr die Situation mit Lady Featherstonebaugh erklärt hatte. Machte sie sich Sorgen, dass er sein Leben riskieren und sie allein zurücklassen würde? Aber wenn das der Fall war, warum hatte sie sich dann von ihm entfernt? »Sag mir, was nicht in Ordnung ist.«
Sie wandte den Kopf zum Fenster, und ihre Lippen zitterten, bevor sie sie fest zusammenpresste.
»Komm mit mir zum Haus«, befahl er. Er musste sie zwingen, sich mit ihm zu unterhalten – und sie sollte nicht allein bleiben. »Ich muss mich auf den Tag vorbereiten, mir etwas anderes als die Sachen von letzter Nacht anziehen und muss Duncan konsultieren.«
Schließlich sah sie ihn wieder an, und er hatte den Eindruck, in eine verdorrte Seele bar jeden Glücks zu schauen. »Vorher muss ich dir etwas sagen.«
Kapitel 24
»Wirst du mich jetzt losbinden – oder soll ich den Rest des Tages so liegen bleiben?«
Teresa unterbrach ihr hektisches Ankleiden und blinzelte hinüber zu Duncan, der nackt auf dem Bett lag und mit ihrer Schärpe an das Kopfende gefesselt war. »Ja, ja, ich binde dich los.« Sie ging in einer solch brisanten Mischung aus Verzweiflung und Widerwillen auf ihn zu, dass schwer zu glauben war, dass sie noch vor einer halben Stunde damit beschäftigt gewesen war, seinen Allerwertesten zu küssen. Sie zerrte an den Knoten, die sie vor wenigen Stunden mit so großem Vergnügen gebunden hatte. »Ich brauche deine Hilfe beim Zuknöpfen.«
»Mit Vergnügen, Mylady.« Als seine Hände befreit waren, umfing er ihre Taille und hielt sie fest. »Aber zuerst möchte ich wissen, was ich gesagt habe, dass dich eine derartige Mutlosigkeit gepackt hat.«
Mit feuchten Augen sah sie sorgenvoll auf ihn hinunter. »Du hast gesagt, ihr braucht einen Taschendieb. Du hast gesagt, dass du und William die Hilfe eines Taschendiebes braucht.«
»Wenn ich gewusst hätte, dass dich das so aus der Bahn wirft, hätte ich meine Klappe gehalten. Ich hatte nur gedacht, dass du alle Welt zu kennen scheinst und möglicherweise auch jemand kennst, der diesen Job erledigen kann.«
Mit gequältem Gesichtsausdruck sagte sie: »Ich muss gehen und Samantha warnen.«
Seine Hände ließen sie los, und langsam setzte er sich auf.
»Samantha warnen? Miss Prendregast? Weswegen?«
Mit ruckartigen Bewegungen ging Teresa hinüber zum Fenster und starrte hinaus in den nebligen Morgen. »Sie ist nicht …
sie hat nicht …« Sie drehte sich um und sah Duncan an.
»Glaubst du, dass William ihr alles verrät?«
»Ich weiß es nicht.« Ein Verdacht regte sich in Duncan, aber noch wollte er ihm nicht nachgeben. Er konnte sich
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