Die widerspenstige Braut
keine Perücke.«
»Es ist zu blond.« Gestern Nacht waren ihr einige Strähnen ins Gesicht gefallen, und in der Dämmerung hatten sie wie das Mondlicht geschimmert. »Es muss eine Perücke sein.«
»Wie wir beide gleichermaßen wissen, hast du verdammt wenig Ahnung von Frauen, und erst recht nicht von ihren Haaren.« Duncan setzte sich auf den Stuhl, den die Gouvernante gerade verlassen hatte. »Ich konnte ihre Augen nicht sehen.
Welche Farbe haben sie?«
»Braun.« William hob sein Glas hoch. »Ungefähr diese Farbe. Sehr seltsam.«
»Du hast ihre Augenfarbe bemerkt.« Duncan sah nach Williams Geschmack viel zu zufrieden aus, und er schwenkte sein Whiskyglas. »Ich kann es kaum erwarten, dieser jungen Dame in die Augen zu blicken.«
»Wehe, du verführst meine Gouvernante«, warnte William ihn. »Nur, wenn du bereit bist, ihren Platz einzunehmen und meine Kinder zu unterrichten.«
»Ich würde nicht einmal im Traum daran denken, deine Gouvernante zu verführen.« Treuherzig legte Duncan sich die Hand aufs Herz. »Hast du gesehen, wie sie sich bewegt? Wie ein großer Panther auf der Pirsch, mit vollendeter Geschmeidigkeit und Eleganz.«
»Sie ist zu groß.« William war an kleine, zarte Frauen gewöhnt, die zu ihm aufsahen und sich beim Walzer federleicht in seinen Armen anfühlten.
»Kannst du dir vorstellen, wie es wäre, wenn sich diese Beine um deinen Hals legten?«
Nur zu leicht. Wusste Duncan denn nie, wann es Zeit wurde aufzuhören? »Sie ist zu dünn.«
»Sie ist zu groß, sie ist zu dünn«, imitierte Duncan William.
»Und
du
bist nicht nur zu anspruchsvoll, sondern dazu ein armer, verzweifelter Witwer, der eine Frau braucht, die sich um seine Kinder kümmert. Aber ich mag dich trotzdem. Vielleicht kann diese Miss … Miss …«
»Prendregast«, sprang William ihm bei.
»Vielleicht kann Miss Prendregast ja diese Lücke füllen.«
»Nein.«
»Nein?« Eine Locke seines strohblonden Haares fiel über Duncans Augenbraue, als er seinen Freund durchdringend musterte. »Es ist jetzt drei Jahre her, seit Mary gestorben ist.«
»Seit Mary getötet wurde«, korrigierte William ihn.
So sanft, wie es ihm möglich war, sagte Duncan: »Ja, aber es war nicht dein Fehler.«
Natürlich war es Williams Fehler. »Ein Ehemann ist verantwortlich für die Sicherheit seiner Frau.«
»Wir hatten eine Mission für das Regiment zu erfüllen und waren unterwegs. Wie hättest du wissen können, dass Mary auf einen Hilferuf reagiert und dabei in einen russischen Hinterhalt gerät, der für uns gedacht war?«
Diese Schuld quälte William unablässig. »Ich hätte sie nach Hause schicken sollen. Ich hätte sie alle nach Hause schicken sollen. Wir kannten die Gefahr so nah bei den Bergen.«
Duncan erhob sich und legte William seine Hand auf die Schulter. »Ich weiß, dass du Mary geliebt hast und dass es dir das Herz gebrochen hat, aber …«
William schüttelte seine Hand ab, trat zum Fenster und blickte hinaus in den Park. Genau das war das Problem. Er hatte Mary geliebt, aber … sie war der Beweis für etwas gewesen, was er seit Jahren befürchtet hatte. Keine Frau war so interessant wie ein militärischer Feldzug. Keine Frau war so erregend wie ein Ritt übers Moor. Keine Frau konnte jemals sein Herz fesseln, weil er ein gefühlskalter Mann war, der zwar heiße Leidenschaft empfinden konnte, aber keine Liebe.
Das war mit ein Grund, warum er so wild entschlossen war, die Verräter zu finden, die verantwortlich für Marys Tod waren. Sie hatte ihn so sehr geliebt, und er hatte sie nie mit all der Inbrunst wiedergeliebt, die sie verdient hätte.
Es war die Reue, die ihn trieb, aber das konnte er Duncan oder einem der vielen Romantiker, die glaubten, dass ihn seine verlorene Liebe quälte, schwerlich anvertrauen. »Wir wollen Gerechtigkeit.«
»Wir werden Gerechtigkeit bekommen«, sagte Duncan und setzte sich wieder. »Aber du solltest eine Frau finden. Ein Mann hat Bedürfnisse.«
»Du solltest es am besten wissen.« William musterte Duncan leicht amüsiert. Er neidete Duncan seine Rolle als Schwerenöter des Distrikts nicht im Mindesten. »Du erfüllst dir deine oft genug.«
»Und ich kann dir sagen, dass es ein langer Weg ist, um ein gebrochenes Herz zu heilen.« Duncan hatte im ganzen indischen Kontinent wahrlich Erfolg gehabt unter den Töchtern der Offiziere, bis er dumm genug gewesen war, sich in die Tochter von Lord BarretDerwin zu verlieben. Seine Lordschaft war nicht gerade erfreut gewesen, dass ein
Weitere Kostenlose Bücher