Die widerspenstige Braut
wählt sich keine Ehefrau aus romantischen Gründen. Er wählt sich seine Frau aufgrund ihres Hintergrundes, aufgrund ihrer Eignung und ihrer Position in der Gesellschaft.«
»Die Gräfin ist mehr als nur angenehm anzuschauen. Sie ist sehr schön.« Duncan hätte nicht gelangweilter klingen können.
»Ja, ich glaube, das ist sie, aber das ist nicht wichtig.« William legte weder sonderlichen Wert auf ihr geradezu dramatisch gutes Aussehen noch auf ihre zerbrechliche Figur. »Wichtig ist nur, dass sie ein Muster an Integrität ist.«
»Vielleicht bist du nicht ganz so gut informiert über die Gräfin, wie du annimmst.«
Duncans gemurmelter Kommentar überraschte William.
»Solltest du irgendetwas wissen, das ich wissen sollte …«
»Nein! Nein, ich habe nur …« Duncan machte eine ablehnende und wegwerfende Geste. »Es ist nichts.«
Duncans Verhalten überraschte William. »Ich dachte, du würdest dich freuen, dass ich an eine Heirat denke.«
Duncan schlug mit beiden Handflächen auf den Schreibtisch. »Das ist keine Heirat, das ist eine blutleere Verbindung.
Es gibt Zeiten, in denen ich glücklich bin, nicht vermögend zu sein. Ich werde nur aus Liebe heiraten, und zur Hölle mit deiner Liste.«
Manchmal fand William Duncans vollständigen Mangel an Vernunft nahezu alarmierend. »Das ist nicht gerade die klügste Herangehensweise an etwas so Wichtiges.«
»Dann ist sie es eben nicht.« Duncan wechselte kühl das Thema und fragte: »Du hältst mich auf dem Laufenden, was deine Pläne angeht?«
»Du bist ein integraler Bestandteil jedes einzelnen meiner Schritte.«
Duncan hob nachdenklich eine Augenbraue und fragte: »Ist deine Gouvernante eine von Throckmortons Leuten?«
»Nein.« Manchmal ärgerte sich William über Duncan. »Sie ist meine Gouvernante.«
»Hat sie den Brief gelesen?«
»Er war versiegelt.«
»Das wird geschickte Menschen nicht davon abhalten, ihn zu lesen.«
Manchmal ärgerte Duncan William
wirklich.
»Sie hat den Brief nicht gelesen. Lady Bucknell bürgt für sie.«
»In Ordnung. Ich wollte nur vorsichtig sein.
Du
bist ja sowieso vorsichtig.« Duncan nahm einen Schluck. »Und wie willst du in Zukunft schlafen, wenn du weißt, dass sich eine Frau, die so aussieht, unter deinem Dach befindet?«
Manchmal verdiente Duncan echt einen mehr als kräftigen Tritt in den Hintern. William gab sich große Mühe, seinen Ärger zu verbergen, denn wenn er Duncan auch nur den kleinsten Hinweis auf sein ungewolltes Interesse an Miss Prendregast gab, würde Duncan ihn damit gnadenlos aufziehen. »Es hat schon hübschere Gouvernanten gegeben.« Allerdings schien Miss Prendregast weder Scheu vor ihm zu haben noch irgendein Interesse an ihm zu zeigen, und das war ungewöhnlich.
Aber egal. Es war gut, dass sie sich nichts aus ihm machte.
Miss Prendregast hatte fest versprochen, dass sie ein ganzes Jahr bleiben würde, und er glaubte ihr. Dennoch fragte er sich – würde er die Tortur überstehen, sie in seinem Haus zu haben?
Sie hatte etwas an sich … etwas Trotziges, als würde sie ein Geheimnis bewahren wollen. Eine Entschlossenheit, als ob sie mit jeder Situation fertig würde. Etwas Kratzbürstiges, als hätte sie mit Männern nur das Schlimmste erlebt und würde es nicht anders erwarten.
Und unter all dem lag eine süße Verwunderung, als hätte sie die Anziehung, die sie auf ihn ausübte, erkannt und wüsste nicht, wie sie damit umgehen sollte. O ja. Er hatte sich bewusst nicht hinsetzen wollen während ihrer Unterhaltung, um sie mit seiner Größe einzuschüchtern. Stattdessen hatte er sich hinsetzen müssen, um eine ziemlich archaische, offensichtliche, primitive Reaktion auf eine attraktive Frau zu verbergen.
Duncan betrachtete William, als hätte dieser ihm alle seine Gedanken offenbart und nicht sorgsam versteckt. »Deine anderen Gouvernanten waren dumme, kleine, idiotische Hühner.
Ich habe unter dem Fenster gelauscht. Ich habe gehört, wie dir diese hier die Hölle heiß gemacht hat. Es wird schwer sein, ihr zu widerstehen.«
»Ich schätze keine Frauen, die nicht wissen, wo sie hingehören.«
Duncan grinste wieder, aber dieses Mal mit einem bitteren Zug um den Mund. »Rede dir das nur selber ein. Und hör nicht auf damit, es dir einzureden.«
Kapitel 6
SUFFOLK, ENGLAND
Blythe Manor, das Haus von Throckmorton
Am selben Tag
»Mein anmutiger, junger Mann, Sie wissen wahrhaftig, wie man eine alte Frau beim Tanzen außer Atem bringt.« Valda, die Countess of
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