Die widerspenstige Braut
hatte sie herausgefordert, und sie ging darauf ein. »Colonel Gregory, ich werde hier sein, um die Kleider der Mädchen anzufertigen. Tatsächlich werde ich auch noch in einem Jahr hier sein. Kein Kind hat es jemals geschafft, mich auszutricksen, und ich schwöre Ihnen, das werden auch Ihre Kinder nicht schaffen.« Im Stillen fügte sie hinzu:
Und du auch nicht.
Kapitel 5
Miss Prendregast ließ die Tür hinter sich zuschnappen, als sie den Raum verließ. Colonel Gregory ging zum Fenster, öffnete es und wartete, bis Duncan Monroe, ein Offizier, den er aus Indien kannte und der sein bester Freund war, hindurchgeklettert war.
»Wen hast du geschnappt?«, fragte William.
»Einen weiteren Russen gestern Nacht.« Duncan klopfte sich den Staub aus seiner Hose aus strapazierfähigem Wollstoff und rückte die Krempe seiner ländlichen Kappe zurecht. »Ich habe ihm seine Börse entwendet und ihn seiner Wege geschickt.«
»Irgendwas Interessantes?«
Duncan schnürte seinen kleinen Beutel auf und leerte ihn über dem Schreibtisch aus. Ein zerdrücktes Bündel Pfundnoten. Eine Pfeife. Ein Tabaksbeutel. Ein Brief …
William fischte sich den Brief heraus und runzelte die Stirn, als er das komplizierte Russisch sah. »Ich werde ihn Throckmorton zukommen lassen. Mal sehen, was er damit anfangen kann.« Er hielt die Art der Beziehung zwischen Duncan und ihm nicht für absonderlich. Er spielte die Rolle, für Ordnung und Frieden im Lake District zu sorgen, während Duncan die Rolle des Straßenräubers spielte, wobei sie sich gegenseitig sorgsam aus dem Weg gingen, wenn sie auf den Straßen patrouillierten und russische Agenten, englische Spione und hin und wieder sogar einen echten Räuber fingen. Es war ein Spiel, das sie unter sich ausgeheckt hatten. Und während sie dieses Spiel spielten, hatten sie es geschafft, eine Reihe von Informationen für das Innenministerium zu beschaffen. Aber sie waren bisher noch nicht in der Lage gewesen herauszufinden, warum der Lake District das Zentrum von Spionageaktivitäten war.
Bis heute. Was William daran erinnerte, dass … »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht, am Fenster zu rütteln, während jemand bei mir im Zimmer war?«
»Jemand? Das war nicht jemand. Das war eine Schönheit.«
Duncan klimperte mit seinen Augenwimpern und imitierte eine flirtende Dame. »Colonel, ich wusste gar nicht, dass du so wissbegierig bist.«
»Wissbegierig? Man kann doch einer Frau gegenüber nicht wissbegierig sein. Man kann nur …« William sah Duncans Grinsen und schwieg.
Duncans Sinn für Humor war Legion, sein Mut gleichermaßen berühmt, und Mary hatte oft gesagt, dass Duncan gut aussah, aber William wusste, wie er dieses dreckige Grinsen auslöschen konnte. »Diese Frau ist die neue Gouvernante meiner Kinder.«
Duncan riss den Mund sperrangelweit auf und konnte ihn gar nicht mehr zuklappen, um William zu beglückwünschen.
»Die Gouvernante deiner Kinder?«, johlte Duncan. »Als ich noch ein kleiner Junge war, sahen die Gouvernanten aber ganz anders aus.«
»Sie wurde mir wärmstens empfohlen von einer namhaften Agentur. Nämlich von der Vornehmen Akademie der Gouvernanten.« Im Prinzip stimmte William Duncan allerdings zu.
Was zum Teufel hatte Lady Bucknell sich dabei gedacht, ihm eine solche Gouvernante zu schicken? Oder sagen wir lieber – seinen Kindern? Miss Prendregast war ja schließlich für seine Kinder hier.
Er schenkte zwei Gläser voll Whisky ein und reichte eins davon Duncan.
Mit einer geschmeidigen Bewegung kippte Duncan seinen Whisky runter und kam wieder zurück auf das Thema: »Alle meine Gouvernanten waren alt und mürrisch.«
»Was du zweifellos nicht besser verdient hast. Die meisten, die wir hatten, waren jung und leicht einzuschüchtern.« William hätte nicht im Traum daran gedacht, dass er sich jemals mit Nostalgie an diese dummen Mädchen zurückerinnern würde.
Aber bisher war auch noch keine Frau so gewesen wie Miss Prendregast. Miss Prendregast, die wie eine Amazone ging, wie eine exotische Priesterin aussah und über eine Zunge verfügte, wie eine … ah, aber er sollte lieber nicht an ihre Zunge denken.
Ihre Zunge brachte ihn dazu, an Küssen und andere Aktivitäten zu denken. Es wäre also besser, sie für vorlaut und unverschämt zu halten und es dabei zu belassen.
Er nahm einen Schluck Whisky, der angenehm in seiner Kehle brannte. »Ihre Haare … das ist eine Perücke, meinst du nicht auch?«
»Eine Perücke? Bist du verrückt? Nein, es ist
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