Die widerspenstige Braut
hübsche Kleider zum Tanzen und für Gesellschaften«, schoss sie zurück.
»Meine Kinder gehen nicht auf Gesellschaften.«
»Gibt es denn keine Gesellschaften für Kinder auf dem Land?«
Er sah sie an, seine blauen Augen blitzten vor Ärger. »Nein.«
»Wenn nein, wie sollen Kinder dann lernen, wie sie sich zu benehmen haben?« Samantha schüttelte unwillig ihren Kopf.
»Colonel Gregory, Sie sind – Sie müssen es sein – einer der führenden Grundbesitzer des Bezirks. Es ist Ihre Aufgabe, den anderen Eltern ein Vorbild zu sein. Wir sollten auf der Stelle eine Gesellschaft planen.«
»Ich habe nicht die Absicht, eine …« Er unterbr ach sich und starrte sie an, als hätte er gerade eine Eingebung gehabt. Langsamer fuhr er jetzt fort: »Ich habe nicht die Absicht, eine Gesellschaft für Kinder zu veranstalten.«
»Dann könnten Sie mir trotzdem Stoff für die Kleider Ihrer Kinder besorgen, und ich gebe einmal pro Woche eine kleine Gesellschaft nur für die Kinder, um ihnen die Kompliziertheit gesellschaftlicher Umgangsformen beizubringen.«
»Das wäre durchaus zu bedenken.« Er rieb sich das Kinn.
Samantha hätte schwören können, dass er ihr keinerlei Beachtung schenkte. Sie wusste nicht, ob sie das für ein gutes oder ein schlechtes Zeichen halten sollte, aber sie kämpfte tapfer weiter. »Agnes ist nicht mehr viele Jahre entfernt von ihrer Einführung in die Gesellschaft, und Vivian kommt glei ch nach ihr.« Sie riskierte es und ging auf die Tür zu in der Hoffnung, entwischen zu können, bevor er ihr wieder seine Aufmerksamkeit zuwandte. »Bitte für jedes Mädchen eine unterschiedliche Farbe. Wir möchten doch, dass sie sich wie Individuen fühlen, jede sich persönlich für wichtig hält. Keine Muster bitte, und als Material schlage ich Jersey vor, denn Sie haben Recht – es sind halt noch Kinder, die nicht gerade sanft umgehen mit ihrer Kleidung.« Sie konnte sehen, dass sie keinen Erfolg gehabt hatte.
Er erhob sich, eine bedächtige Bewegung, die irgendwie et – was Bedrohliches und Dominierendes hatte. »Miss Prendregast.«
Er war beeindruckend. Sie
war
eingeschüchtert. Aber sie zeigte es nicht. »Ja, Colonel Gregory?«
»Kyla bekommt eine Erkältung. Bitte instruieren Sie ihr Kindermädchen entsprechend und sorgen Sie dafür, dass das Kind in ein separates Schlafzimmer einquartiert wird.«
Samantha blinzelte. Was auch immer sie erwartet hatte, das jedenfalls nicht. »Selbstverständlich werde ich das tun, S ir.
Aber wenn ich fragen darf, woher wissen Sie das …?«
»Sie hat sich die Nase gerieben. Mara ist aus ihren Stiefeln gewachsen. Ich werde neue bestellen, aber es wird mindestens eine Woche dauern, bis sie hier sind. In der Zwischenzeit lassen Sie sie bitte ausprobieren, ob ihr Vivians alte passen.« Er verschränkte seine Hände hinter seinem Rücken. »Überprüfen Sie bitte bei allen Mädchen, ob sie neues Schuhzeug brauchen.«
»Ja, Sir.« Samantha überlegte angestrengt, was ihn auf Maras Problem aufmerksam gemacht haben konnte. »Mara hat sich … ihren Fuß an der Wade gerieben.«
»Und sich geweigert, ihre Stiefel so zu pflegen, wie ich es wünsche. Ich habe ihr gesagt – habe allen gesagt –, dass sie mir umgehend Bescheid sagen sollen, wenn ihnen ihre Stiefel ni cht mehr passen, aber Mara weigert sich, mit mir mehr als das Nötigste zu reden.«
Samantha versuchte nicht einmal, ihren Sarkasmus zu verbergen. »Ich frage mich, warum wohl?«
Er trat um die Kante des Schreibtisches, ging zu ihr und stellte sich so dicht vor sie, dass ihre Röcke seine Stiefel berührten.
Sie wäre gern zurückgetreten, aber sie machte nie einen Rückzieher. Ihr Herz klopfte stürmisch. Oder vielleicht schlug es ja normalerweise so, aber jetzt war sie sich ihres Herzschlags überdeutlich bewusst, ebenso wie ihrer Lungen, als sie den sauberen Geruch dieses Mannes einatmete, und sie war sich ihrer feinen Körperhaare bewusst, die sich wie eine emotionale Antwort darauf aufrichteten – was sie sowohl verärgerte als auch leider erregte.
»Ist nächste Woche früh genug für den Stoff?«
Er betonte jedes Wort sorgfältig und beobachtete sie dabei so wissend, dass ihr klar wurde, dass er wusste, dass er manipuliert worden war. Und er ließ es zu, obgleich sie sich nicht zu fragen wagte, warum er das tat.
»Ich würde den Stoff eventuell früher bekommen«, sagte er, »aber nur wenige unserer Gouvernanten sind länger als einige Tage geblieben. Manchmal sogar nur wenige Stunden.«
Er
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