Die widerspenstige Braut
Throckmorton nicht mitbekommt, wohin sie gehen wollen.« Bevor Duncan Einwände erheben konnte, hob William seine Hand.
»Aus belauschten Gesprächen konnte Throckmorton entnehmen, dass Lord Featherstonebaugh ein Hemmschuh ist.«
Duncan war Featherstonebaugh begegnet. Er war ein dummer, arroganter Mann, ein Lüstling und Klatschmaul, und Duncan konnte sich nach wie vor noch nicht vorstellen, wie dieser Kerl es geschafft hatte, Englands beste Spione zum Narren zu halten. »Ein Hemmschuh? Wieso das?«
»Er glaubt nicht daran, dass sie in Gefahr sind.«
Das konnte Duncan sich schon erst recht nicht vorstellen.
»Er verkauft Feinden seit über dreißig Jahren Geheimmaterial, und er glaubt nicht, dass er in Gefahr ist?«
»Er ist ein Aristokrat der alten Schule. Er betrachtet sich als jemand, der über dem Gesetz steht.«
Als Duncan sich von seiner Verblüffung erholt hatte, fuhr William fort: »Die Art und Weise ihres Aufbruchs hat Gerüchte blühen lassen. Gerüchte, die Throckmorton durch sein Spionagenetz noch geschürt hat in der Hoffnung, dadurch die Verbündeten der Featherstonebaughs aufzuscheuchen.« William umklammerte Duncans Arm. »Graf Gayeff Fiers Paschenka hat London verlassen.«
Die volle Bedeutung dieser Botschaft war Duncan sofort klar. »Paschenka, hm?« Paschenka war ein eleganter und überaus beliebter Mann, besonders bei den Damen, und dazu ein Fremder, der sich seit Jahren in höheren englischen Gesellschaftskreisen bewegte und von der traurigen Geschichte lebte, dass ihm in Russland seine Ländereien unrechtmäßig weggenommen worden waren. Offensichtlich war das nichts weiter als ein wundervoll dramatisches russisches Märchen. »Ist er auf dem Weg hierher? Jagen wir ihn heute Nacht?«
»Throckmorton ist der Ansicht, dass Paschenka zum Besitz der Featherstonebaughs flüchtet und von da aus ans Meer.« Sie hörten das Geräusch von Pferdehufen auf der Straße. Die Männer kamen näher, und William senkte seine Stimme. »Bald werden wir nicht nur die englischen Verräter fangen, sondern auch, wenn wir alles richtig machen, Paschenka, den Führer, dem alle Berichte zugehen.«
»Das ist schlau.« Duncan lächelte, als er einen Vorschlag machte, von dem er wusste, dass er William gefallen würde.
»Aber wäre es nicht noch besser, wenn wir ihm gefälschte Informationen zuspielen ließen und ihn damit losschickten?«
William pfiff durch die Zähne. »Verdammt, Duncan! Jetzt weiß ich wieder, warum ich dich in meiner Nähe habe. Du bist einfach zu brillant, als dass ich ohne dich auskommen könnte.«
Die dritte Nacht hintereinander ertönte der klare, tiefe Ruf einer Eule am wolkenlosen mitternächtlichen Himmel. Williams Männer kamen zurück zur Lichtung, und William wartete auf seinem friedlichen und gehorsam unbeweglichen Pferd auf ihre Berichte.
Der Bürgermeister von Hawksmouth, Dwight Greville, kam als Erster über den mondscheinbeleuchteten Pfad herangeritten. »Alles ruhig im Norden, Sir, den ganzen Weg bis nach George’s Cross.« Seine Nasenflügel bebten wie bei einem nervösen Kaninchen, als er versuchte, etwas in der leichten Brise zu erschnüffeln. »Aber es gefällt mir nicht. Das linke Auge meiner Frau zuckt, und wenn ich je eine Vorahnung hatte, dann heute. Ja, Colonel, eine schreckliche Vorahnung. Ich sage Ihnen, es liegt etwas in der Luft.«
»Solange wir auf dem Boden bleiben, müssen wir uns keine Sorgen machen«, antwortete William. Greville prophezeite ständig Gefahr und fürchtete, dass irgendwie während der Zeit seiner Zuständigkeit Ruhe und Frieden von Hawksmouth gestört werden könnten. William musste ihn sehr oft davon überzeugen, dass sich alles zum Guten wenden würde.
Duncan ritt auf seinem unerzogenen Hengst auf die Lichtung, ein Vollbluthengst, der lieber den Kopf zurückwarf und mit den Hufen stampfte, als Duncan auf vernünftige Weise von Ort zu Ort zu tragen. »Ist eine ruhige Nacht«, meinte Duncan.
»Kein Verkehr im Süden.«
Die anderen Pferde begannen, sich ebenso rastlos zu bewegen wie Tristam. Sogar Osbern, Williams eigener sturer Wallach, warf seinen Kopf hoch und tänzelte seitwärts.
Aber es war mehr als nur die Nähe von Tristam, die Osbern unruhig machte. Es waren wohl das Mondlicht und die leichte Brise, die glitzernden Sterne und der Geruch des zertrampelten Grases unter seinen Hufen. Das musste es sein, weil William sich genauso ruhelos fühlte. Zum ersten Mal seit Jahren konnte er beinahe hören, wie das Blut durch seine Adern
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