Die widerspenstige Braut
rauschte.
Er spürte sein Herz klopfen, konnte die Erregung, die in der Luft lag, geradezu schmecken. Er redete sich ein, dass es daran lag, dass sein Ziel immer näher rückte. Die Ungeheuer, die verantwortlich waren für den Tod seiner Frau, waren beinahe in seiner Reichweite. Bald würde ihr Gerechtigkeit widerfahren.
Aber es war mehr als das. Seit er Samantha begegnet war, als sie die Straße entlangging, hatte er etwas … gewollt. Etwas anderes.
Duncan, dieser Schurke, hatte den Unterschied sofort bemerkt und ihn richtigerweise mit Samantha in Verbindung gebracht. William redete sich ein, dass er nur unter einem elementaren Bedürfnis litt, eines, das er viel zu lange unterdrückt hatte.
Aber wenn das der Fall war, warum empfand er keinerlei Begehren, wenn er an Teresa dachte? Sie war eine außerordentlich attraktive Frau, eine Witwe aus derselben Gesellschaftsklasse, ein Muster an Eleganz und Anmut, die ihren Platz kannte und ihn nie korrigierte oder rügte oder ihm unterstellte, irgendetwas nicht richtig zu machen. Und das war es, was er wollte.
Er wollte keine schlagfertige, vorausdenkende junge Frau unbekannter Herkunft. Eine Frau, die Situationen nach ihrem Belieben manipulierte und es wagte, ihn zu rügen, was die Behandlung seiner Kinder anging. Eine Frau, die ihren Abscheu – tatsächlich ihre Furcht – seiner geliebten Landschaft gegenüber mehr als deutlich gemacht hatte.
Eine Frau, die ihn um den Schlaf brachte, weil sie am anderen Ende des Korridors schlief.
Zephaniah Ewan kam als Nächster angeritten. Der junge Farmer, ein nüchterner, nachdenklicher Mann, beobachtete die Straße, die hinter seinem Land vorbeiführte. Er hatte ein unfehlbares Gespür dafür, wen man in Ruhe lassen und wen man besser festhalten sollte. Er tätschelte den Hals seines Pferdes, während er seinen Bericht abgab. »Die Straße Richtung Osten ist leer, Sir, bis auf ein Zigeunerlager.«
»Zigeuner?« Grevilles Stimme vibrierte vor Erregung. »Jeder weiß, dass Zigeuner nichts als Ärger machen.«
»Nicht diese Zigeuner«, sagte Ewan. »Sie kommen jedes Jahr hier durch auf ihrem Weg zum Volksfest. Bleiben üblicherweise für sich, halten sich von anderen fern.«
»Wir jagen keine Zigeuner«, stellte William klar. »Wir jagen merkwürdige Ausländer und englische Männer und Frauen, die nichts zu suchen haben in diesem Distrikt.«
»Wir könnten die Verräter fern halten, wenn wir einige fangen und sie als abschreckendes Beispiel aufknüpfen«, sagte Greville.
»Wir versuchen nicht, sie von hier fern zu halten. Wir wollen, dass sie kommen und die Straßenräuber verfluchen, als Teil des Preises, den sie für ein gefährliches Spiel zu bezahlen haben.«
»Nicht mehr lange, richtig?« Grevilles Augen glitzerten im Mondlicht. »Jetzt fangen wir sie alle und halten sie fest, weil …« Seine Stimme versiegte. Er kannte den Grund nicht, und William würde ihm nicht mehr sagen, als unbedingt notwendig.
»Das ist richtig«, sagte William. »Wir halten sie alle fest.« Sie würden ihre Sachen durchsuchen, ihre Kleidung, ihre Schuhe.
Alles, wo aussagekräftige Korrespondenz versteckt sein könnte. Lord und Lady Featherstonebaugh waren auf ihrem Weg nach Hause, und Williams Plan lief jetzt an.
Weit entfernt hörte William galoppierende Hufe auf der Straße. Irgendjemand ritt schnell, und gemeinsam verließen die vier Männer die Lichtung und platzierten sich unter dem Schatten der Bäume entlang der Straße.
Es war der junge Milo, tief über den Hals seines Pferdes gebeugt.
William ritt vor, damit er ihn sehen konnte.
Milo hielt neben ihm und keuchte: »Eine Kutsche! Mit einem Wappen! Auf der Hauptstraße, die von Hawksmouth kommt und in Richtung Westen fährt.«
»Was für ein Wappen?« William bereitete sich auf einen schnellen Ritt vor.
»Das konnte ich nicht erkennen im Dunkeln.«
»Jetzt? Heute Nacht?«, stammelte Greville.
William, Duncan und Ewan verschwendeten keine Zeit mit Fragen, sondern ritten los, kürzten den Weg ab, indem sie Milo quer übers Gelände zur Hauptstraße folgten. Greville folgte ihnen etwas langsamer.
War das möglich? Waren Lord und Lady Featherstonebaugh bereits angekommen? Als sie in Sichtweite der Straße kamen, zogen sie sich die Kappen tief ins Gesicht und banden sich Halstücher um den Mund. Sie wurden zu den gefürchteten Straßenräubern des Lake Districts.
Die Kutsche rumpelte heran. Sie stellten sich quer über die Straße in Position. William schoss einmal in die
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