Die widerspenstige Braut
um ein von Ihnen gewähltes Thema dreht.«
Er trat zurück. »Die Kinder nutzen diese Zeit durchaus zu ihrem Vorteil.«
»Sie kennen Ihre Kinder nicht, und Sie verhindern, dass sie mit Ihnen reden können. Sie erlauben ihnen nicht, Ihnen ihre Ängste und ihre Hoffnungen mitzuteilen, Sie zu fragen, wie man erwachsen wird. Sie geben niemals zu, dass Sie einen Fehler gemacht haben, und ganz gewiss können Sie nicht zugeben, dass Sie möglicherweise nicht alles wissen. Sie haben bewiesen, dass Sie eine ganze Menge über die Fische des Lake Districts wissen, aber nichts über Ihre Kinder. Dafür sind Sie jede Nacht unterwegs und hinter irgendwelchen Banditen her.« Sie wies auf die Eingangstür. »Es wird Zeit, dass Sie zu Hause bleiben bei Ihren Kindern.«
»Miss Prendregast!« Er wollte sie mit beiden Händen packen und hielt sich wenige Zentimeter vor ihren Schultern gerade noch zurück. Stattdessen presste er seine Handflächen gegen die Wand auf jeweils einer Seite ihres Kopfes. Seine Augen blitzten, und seine Brust hob und senkte sich vor Empörung. »Sie können Ihre Sachen packen. Sie verlassen uns morgen früh.«
Sie wies auf ihr Schlafzimmer, und ihre Finger zitterten. Ihre Stimme zitterte. »Agnes hat geglaubt, sterben zu müssen.«
Er holte tief Luft. Das Blut stieg ihm in die Wangen, dann erbleichte er.
»Sie glaubte, dass sie sich zu Tode bluten würde. Wenn Sie das Gefühl haben, dass ich zu viel gesagt habe und dass Sie mich wegschicken müssen, dann kann ich Sie nicht daran hindern.
Aber, Colonel Gregory, jede einzelne Ihrer Töchter wird in diese Situation gelangen, und ich fürchte, dass es für Vivian bereits in einigen Monaten so weit sein wird. Sie brauchen jemand, der sie auf die Prüfungen, eine Frau zu sein, vorbereitet. In nicht allzu vielen Jahren wird Agnes einen Mann finden, der sie zu heiraten wünscht, und irgendjemand muss sie auf die Hochzeitsnacht vorbereiten, auf die Geburt eines Kindes und die Realitäten, die unter all dem Märchenhaften lauern.
Können Sie das, Colonel Gregory?« Sie beugte sich vor, dicht genug, dass er die Hitze ihrer Wut spürte. »Können Sie das wirklich?«
Seine Augen sprühten Funken. Seine Arme zitterten. »Sie können einfach den Mund nicht halten.« Er beugte sich vor und presste seine Lippen auf die ihren.
Eine Sekunde lang war sie noch so beschäftigt mit ihrer Anklage, dass sie nicht begriff, was er da tat. Dann
. . . E r küsst
mich. Colonel Gregory küsst mich.
Ärger. Verwirrung. Erstaunen. Sie drehte ihr Gesicht weg und presste ihre Hand gegen seine Kehle, um die sein Halstuch geschlungen war. »Sind Sie wahnsinnig?«
»Was glauben Sie?« Er küsste sie wieder.
Sie dachte … sie müsste wahnsinnig sein, denn es gefiel ihr.
Aber sie kämpften miteinander.
Aber es gefiel ihr.
Aber die Kinder … und Agnes …
Alle schliefen. Keiner war zu sehen. Keinen kümmerte es.
Und es gefiel ihr.
Das war schlimm. Sehr schlimm.
Sie zuckte schwer atmend wieder zurück. »Wir sollten das nicht tun.«
»Nein.« Aber er wich nicht von der Stelle.
»Sie sind das, was Sie sind, und ich bin die, die ich bin, und dies ist falsch.«
»Ja.« Sein Gesicht war sehr nahe. So nahe. Sein Atem roch nach Sherry, scharf und aromatisch, genau wie der Schluck, den sie getrunken hatte. Sie konnte die Bartstoppeln an seinem Kinn sehen, die volle, weiche, sinnliche Kurve seiner Lippen.
Ich habe viele waghalsige Dinge in meinem Leben getan,
aber dies ist das Gefährlichste.
Sie ergriff die Enden seines Halstuchs und zog ihn erneut an sich.
Seine Hände blieben an beiden Seiten ihres Kopfes an der Wand. Sein Körper beugte sich zu ihr vor. Er berührte sie nur mit seinen Lippen. Wenn sie einfach passiv blieb, würde er vielleicht bald des Küssens müde werden. Dennoch hätte sie geschworen, dass er sie mit seiner Wärme umhüllte. Er roch intensiv nach dem Leder seiner Stiefel und seiner Stulpenhandschuhe. Seine Lippen streichelten ihre, fuhren ihren Konturen nach, kosteten sie voll aus.
Ihre geschlossenen Augenlider flatterten. Farben von Edelsteinen flirrten vor ihren Augen: Rubine, Saphire, Smaragde.
Unter ihren Fingerspitzen pochte seine Halsschlagader, und ihr eigener Herzschlag raste mindestens wie eine Horde durchgegangener Pferde.
Dies war also der Grund, warum Männer und Frauen sich küssten. Um zu sehen, zu fühlen und sich gegenseitig auf unmögliche, wundervolle Weise kennen zu lernen. Sie hätte hier die ganze Nacht stehen können und wäre
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