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Die widerspenstige Braut

Die widerspenstige Braut

Titel: Die widerspenstige Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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verschlug es vor Entsetzen die Stimme, und sie warf Agnes einen tödlichen Blick zu. »Wage es … ja nicht …
    du! Ich verspreche dir, dass ich mich furchtbar rächen werde.«
    »Ich weiß, dass Sie es täten.« Ein hinterhältiges Lächeln umspielte ihre Lippen. »Aber ich kann auch in Lady Marchants Zimmer klettern.«
    Samanthas Herz machte einen schnellen, freudigen Satz.
    Dann runzelte sie ihre Stirn in angemessener gouvernantenhafter Manier. »Das wäre aber nicht anständig.«
    »Sie will Vater heiraten.«
    »Das kannst du doch gar nicht wissen.«
    Agnes strafte Samantha mit einem verächtlichen Blick. »Haben Sie sie heute Abend nicht gesehen beim Essen? Sie beobachtet ihn, wie eine Spinne eine Fliege beobachtet.«
    Samantha hätte das Bedürfnis haben müssen zu lachen. Sie hatte es aber nicht, und das war schlecht. »Ich denke, dein Papa kann sich selbst beschützen.«
    »Und sie hat an Ihrem Platz gesessen bei Tisch.«
    Komisch. Samantha hatte sich auch darüber geärgert – dass sie dazu gezwungen worden war, unter den Kindern zu sitzen.
    Aus der Unterhaltung ausgeschlossen zu sein, die, wie sie bemerkte, sich nicht länger um erzieherische Fragen drehte, sondern jetzt mit Fug und Recht als eine richtige Unterhaltung erachtet werden konnte – geführt von Lady Marchant, während Colonel Gregory mit amüsiertem Lächeln zuhörte. »Es ist nicht
mein
Platz am Tisch. Lady Marchant ist der Gast deines Vaters, und die Gäste sitzen ihm halt gegenüber – am anderen Ende des Tisches.«
    Agnes verschränkte ihre Arme über der Brust und senkte das Kinn. »Sie will mehr sein als Vaters Gast.«
    Egal, wie gern sich Samantha Agnes’ Grollen angeschlossen hätte, sie musste an ihre Position denken. Sie musste die Stimme der Vernunft sein. »Lady Marchant kann deinen Vater nicht zwingen, sie zu heiraten.«
    »Ich glaube, er möchte es. Ich glaube, er mag sie.«
    »Dann solltest du dich für ihn freuen. Er kann nicht ewig um deine Mutter trauern.«
    »Das weiß ich. Ich möchte auch gar nicht, dass er das tut.«
    Agnes biss sich auf die Lippe. »Ich erinnere mich sehr gut an Mama. Vivian auch. Wir brauchen keine andere Mutter. Aber die anderen … ihnen würde eine Mutter gut tun.«
    Agnes klang so erwachsen, dass Samantha am liebsten geweint hätte.
    »Aber nicht Lady Marchant«, fügte Agnes hinzu. »Sie mag uns nicht. Mich und meine Schwestern. Sie wissen das genau.«
    Ohne nachzudenken, antwortete Samantha: »Es wäre besser, wenn ihr keine Mädchen wärt. Sie sieht in euch Rivalinnen, die unter ihrer Nase aufwachsen …« Entsetzt klappte sie den Mund zu. Sie durfte nicht vergessen, dass Agnes keine Freundin war, und erst recht war sie nicht in ihrem Alter.
    »Sie hält uns nicht für Rivalinnen. Sie ist alt.« Agnes verschränkte ihre Arme hinter ihrem Kopf. »Wo ist Ihre Mutter?«
    »Sie ist im Himmel.«
    »Zusammen mit meiner Mutter. Glauben Sie, dass sie Freundinnen sind?«
    Eine Lady und eine Bettlerin? Irgendwie glaubte Samantha nicht daran. »Vielleicht.«
    »Ich bin eines Morgens aufgewacht, und sie sagten mir, dass meine Mutter tot ist.« Agnes wischte sich eine Träne am Kopfkissen ab. »Wie ist Ihre Mama gestorben?«
    »Sie ist krank geworden, und sie hatte nicht genug zu essen.
    Deshalb ist sie gestorben.« In der Kälte auf einigen Lumpen am Boden, mit ihrer sieben Jahre alten Tochter, die sich an ihre Seite gekuschelt hatte.
    »Das klingt schrecklich.«
    »Ja. Sie war eine wirklich nette Frau. Sie wollte, dass ich so …
    wie sie werde. Ehrlich und hart arbeitend. Aber …« Samantha rief sich zur Ordnung. Sie konnte ihre armselige Vergangenheit nicht der jungen, unglücklichen Agnes gestehen.
    »Ich mag Sie, Miss Prendregast.« Schüchtern umarmte Agnes sie.
    Samantha umarmte sie ebenfalls. »Ich danke dir, meine Süße.
    Ich mag dich auch.«
    Agnes gähnte. »Ich bin so müde. Mein Kopf tut mir weh und mein Bauch auch.«
    »Ich weiß, Schätzchen.« Samantha wollte sie nun ein bisschen zur Ruhe bringen. »Roll ein wenig hinüber.« Agnes legte sich auf den Bauch, umarmte ihr Kissen und gestattete Samantha, ihr sanft über den Rücken zu streichen. Nach nur wenigen Minuten schlief Agnes tief. »Armes kleines Mädchen«, murmelte Samantha. Sie erinnerte sich noch gut an den Tag, als sie ihre Monatsblutungen bekommen hatte. Ihr Vater hatte sie in einem Waisenhaus abgeliefert, während er mit einer Freundin über alle Berge verschwunden war. Mit gelangweilter, monotoner Stimme hatte ihr eins der

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