Die widerspenstige Braut
unverheirateten Damen werden entzückt sein über die Aufmerksamkeit, die man ihnen schenken wird.«
Es war seltsam. Teresa mochte offensichtlich sein Haus, seinen Besitz und wohl auch ihn selbst. Dennoch schien sie fehl am Platz zu sein in Silvermere. Sie glitzerte wie ein Edelstein, der bei jeder seiner Drehungen eine andere Facette zeigte, aber er wusste nicht, welche davon die echte war. Er musste sich die Frage stellen – welche Geheimnisse verbarg sie, dass sie sich so sorgfältig verstellte und verschloss?
Und warum, überlegte er, kümmerte ihn das? Alle anderen Gründe, die sie zu einer angemessenen Partnerin für ihn machten, passten hervorragend. Sie gehörte zu seiner Gesellschaftsklasse, sie war liebenswert, eine gute Gastgeberin, kleidete sich elegant und konnte seine Töchter in die Gesellschaft einführen. Er verschwendete nur seine Zeit, wenn er versuchen wollte, eine Frau zu verstehen. Kein Mann würde das jemals können. Dennoch war das der springende Punkt. Seit er Samantha begegnet war, schien es manchmal so, als würde er sie verstehen. Und sie beide hatten nun wirklich nichts gemeinsam.
Er musste aufhören mit diesem Wahnsinn, aufhören, darüber nachzudenken. Er gab dem Lakai ein Signal und fragte Teresa: »Hast du bereits gefrühstückt?«
»Ja, aber du kannst gern deins bestellen, wenn du möchtest.«
Sie warf ihm einen tadelnden Blick zu. »Obgleich ich dich nie für einen Langschläfer gehalten habe. Warst du gestern Nacht wieder aus?«
Da sie ihm die Erlaubnis erteilt hatte, seinen Vergnügungen nachzugehen, nahm er an, dass er es ruhig zugeben konnte:
»Ich bin gegen elf aufgebrochen.«
»Nicht bis elf, hm?« Sie nahm ihre Feder wieder auf, tunkte sie in die Tinte, tunkte erneut und warf sie dann hin. Sie landete auf einer ihrer Listen und hinterließ einen Klecks, aber sie schenkte dem keine Beachtung. »William! Ich muss dir unbedingt etwas sagen!«
Er beendete seine Frühstücksbestellung bei dem Lakai und sagte dann: »Natürlich, meine Liebe. Um was geht es?«
Sie straffte ihre schmalen Schultern. »Ich fürchte, dass ich jetzt vertraulich werden muss, und ich weiß, dass Soldaten so etwas verhasst ist, weiß, wie sie dazu stehen, aber hierbei geht es um deine Kinder.«
Sie hatte jetzt seine volle Aufmerksamkeit. »Um was geht es?«
»Gestern bin ich spät in der Nacht aufgewacht. Ich habe Stimmen im Korridor gehört. Ich bin hinausgegangen, und ich sah deine Miss Prendregast – die mit
einem Mann gesprochen
hat.«
Er hatte viele Jahre beim Militär zugebracht, hatte es mit unzuverlässigen Einheimischen und mit arroganten, ignoranten Offizieren zu tun gehabt. Er hatte gelernt, seine Gedanken zu verbergen, und er hatte diese Fähigkeit noch nie nötiger gehabt als in diesem Moment. Geredet? Sie hatte gesehen, wie Samantha sich mit einem Mann unterhalten hatte? Mit ihm? Oder hatte sie gesehen, dass Samantha einen Mann geküsst hatte? Ihn?
Aber wenn Teresa gesehen hätte, dass sie sich küssten, würde sie damit bestimmt rausrücken. Es läge kein Vorteil für sie dann, es zu verschweigen.
Und er würde diese Erfahrung nicht wiederholen, unabhängig davon, welches Vergnügen sie ihm bereitet hatte. Er respektierte Miss Prendregast. Sie mochte störrisch sein, rechthaberisch und unverblümt, aber sie war seinen Kindern wirklich zugetan. Sie verdiente eine Belohnung dafür, dass sie gestern Nacht so frei heraus geredet hatte, und er konnte kaum glauben, wie kurzsichtig er gewesen war. »Ich war dieser Mann. Agnes war krank und ist zu Miss Prendregast gegangen. Ich war wütend deswegen, und wir hatten aus diesem Grund einen Wortwechsel.« Und sie hatten auch einiges mehr gewechselt. Doch selbst wenn Teresa das wissen sollte, würde sie ihn nicht verurteilen. Das hatte sie ihm deutlich zu verstehen gegeben.
»Meine Güte! Willst du damit sagen, dass Miss Prendregast nicht einmal die Abende für sich selbst zur Verfügung hat?«
Teresa überraschte ihn. Er hatte angenommen, dass sie Miss Prendregast unmoralisches Verhalten unterstellen würde. Stattdessen dachte sie an Miss Prendregasts Wohlbefinden. »Ich habe die Regel aufgestellt, dass die Kinder um neun ins Bett gehen müssen und dort auch bleiben.«
»Offensichtlich hat Miss Prendregast sie so für sich eingenommen, dass sie sich die Freiheit herausnehmen, sie zusätzlich in ihrer Freizeit zu belästigen.«
»Ja.« Ihm fiel kein Gegenargument ein.
»Arme Miss Prendregast!« Teresa schüttelte das Haupt und
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