Die widerspenstige Braut
Nicht einmal Gott würde wagen, Teresa in Sachen Unterhaltung in die Quere zu kommen.
»Danke! Was für ein hübscher Gedanke.« Sie schenkte ihm kaum Beachtung. »Wir servieren gelierten Lachs, Käse, kalte Rehpastete und Eis … Ich bin so froh, dass du ein Eishaus hast, Darling.«
»Sehr nützlich unter diesen Umständen. Vergiss nicht, dass meine Kinder etwas vortragen möchten.«
»Du liebe Güte.«
Sie klang nicht so begeistert, wie es ihm lieb gewesen wäre.
Sie brachte nach wie vor die Namen durcheinander, und sie schien unfähig, sich auch nur mit einem der Kinder vernünftig unterhalten zu können. Mochte Teresa keine Kinder? Das würde ihn in seinen Plänen, sie zu heiraten, ein großes Stück zurückwerfen.
Sie konsultierte ihren Plan. »Ich habe keine Zeit für sie an dem ersten Tag. Eher … lass uns das später heute Nachmittag einarbeiten, gleich vor dem Tee. Also, wir schicken dann die Gäste ins Haus, damit sie sich umkleiden können. Am Abend des zweiten Tages geben wir den Ball.«
Er hielt es für möglich, dass von ihm erwartet wurde, etwas mehr Begeisterung und Anteilnahme zu zeigen. Aber stattdessen konnte er nur mit Mühe ein Gähnen unterdrücken. Vergnügen zu haben bedeutete einen gottlosen Haufen Arbeit, und seine Männer würden ohne ihn die Straßen patrouillieren müssen.
»Ich habe das Orchester bereits bestellt«, sagte Teresa. »Es kommt aus York.«
Er konnte nur hoffen, dass Königin Victoria seine Anstrengungen würdigen würde, ihr Reich zu sichern, denn das hier würde ihn ein Vermögen kosten.
Teresa musste seine Gedanken gelesen haben, denn sie sagte:
»Also, Darling, mach jetzt bitte nicht dieses
knickerige
Gesicht.
Denk daran, du hast seit drei Jahren keine Gesellschaft gegeben, so dass diese hier praktisch eine Art Wiedergutmachung ist und für drei zählt.«
»Ja, und jede nachfolgende Gesellschaft muss dann zwangsläufig noch größer sein.«
Sie zupfte eine Nelke aus der Vase, brach den Stiel ab und steckte sie ihm ans Revers. Dann legte sie ihm ihre Hand flach auf die Brust und blickte ihm in die Augen. »Die meisten Männer bemerken das nicht.«
Sie berührte ihn. Sie himmelte ihn an. Sie sprach zu ihm mit ihrer melodiösen Stimme. Und er empfand nicht den Hauch der Erregung, die er durch ein einziges Wort von Samantha empfand. Samantha mit ihren schlagfertigen Antworten und ihren bissigen Bemerkungen … und ihrem süßen Mund und biegsamem, schlanken Körper. »Richtig«, sagte er knapp, obgleich er sich nicht so recht erinnern konnte, zu was er da gerade zugestimmt hatte.
»Mach dir keine Sorgen über den Ball. Er wird großartig und wundervoll werden.«
»Ich mache mir keine Sorgen wegen des Balls.« Er machte sich Sorgen, ob Lord und Lady Featherstonebaugh in die Falle gehen würden, die man für sie ausgelegt hatte.
»So ist es gut!« Sie gab ihm einen leichten Schlag auf sein Revers. »Um Mitternacht werden wir einen Imbiss zu uns nehmen. Am letzten Tag … noch ein Büfett in den Zelten, denke ich, oder eventuell auf der Veranda, und dann werden sich alle wieder auf den Heimweg machen.«
Sie war fertig. Endlich. »Das klingt fantastisch. Ich freue mich schon darauf, die Früchte deiner Arbeit bewundern zu können.« Obgleich er sich gewiss nicht auf weitere Gesellschaften freute, und weitere Diskussionen dieser Art … wenn er sie zu seiner Frau machen würde, wozu er sich entschlossen hatte. »Stell bitte sicher, dass es genug Plätze gibt, an denen man sich privat unterhalten kann, wo diese Männer sich entspannen können und über Geschäfte oder Vergnügungen reden können.«
»Ja. Ja, natürlich. Aber es wird nicht allzu viel Vergnügen auf dieser Gesellschaft geben. William, es sind mehr Männer da als Frauen.« Sie klackerte mit ihren langen Fingernägeln schnell und rhythmisch auf den Tisch. »Viel mehr Männer als Frauen.«
»Ja. Ja, ich weiß.« Aber es waren nun einmal nur Männer offiziell im Innenministerium tätig und beim Militär. Nur Männer würden so wichtige Spione wie Lord und Lady Featherstonebaugh anlocken. Und sehr häufig waren Berufssoldaten nicht verheiratet. »Ich kenne nun einmal nicht genug Frauen.
Ich habe alle Nachbarn mit ihren Töchtern eingeladen.«
»Deshalb wäre es eben besser gewesen, wenn du bis zu meinem Eintreffen gewartet hättest und ich deine Gästeliste hätte aufstellen können.« Teresa gab sich sichtlich Mühe, ihre Irritation zu verbergen. »Aber es ist jetzt zu spät. Die wenigen
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