Die widerspenstige Braut
hin und her. »Ist es jetzt schon unsere Gesellschaft? Dürfen wir die baldige Ankündigung einer Verlobung erwarten?«
Samantha stockte der Atem. Lady Marchant und Colonel Gregory passten sehr gut zusammen – er so groß und dunkel, sie so zierlich und braunhaarig. Aber vor zwei Nächten hatte er Samantha geküsst, und aus irgendeinem Grund hatte sie das Gefühl, dass ihr das einiges Recht auf ihn gab. Auf seinen Körper. Auf seinen Verstand.
Dies musste auf der Stelle aufhören. Sie warf ihm einen ausdruckslosen Blick zu.
Er beobachtete sie. Er betrachtete weder liebevoll Lady Marchant, noch korrigierte er Duncan. Er beobachtete sie, als ob er ihre Reaktion abschätzen wollte.
Also riss sie sich zusammen und schenkte erst ihm ihr freundlichstes, geselliges Lächeln, dann Duncan.
»Ich bin die Gastgeberin.« Lady Marchant senkte die Augenlider, als sie Duncan antwortete. »Ja, es ist auch meine Gesellschaft.«
»Das ist richtig.« Mit einem unbekümmerten Lächeln nahm Duncan Platz am Tisch. »Sie sind stets die Gastgeberin. Ich erinnere mich, dass Sie in Indien die feinsten Gesellschaften gegeben haben. Ich habe die interessantesten Leute auf Ihren Gesellschaften getroffen.«
Lady Marchant antwortete so offen feindselig, dass Samantha die Augenbrauen hob. »Sie haben sich auf meinen Gesellschaften zum Narren gemacht.«
»Das habe ich.« Duncan lehnte sich so weit auf seinem Stuhl zurück, dass der nur noch auf zwei Beinen kippelte. »Wie nett von Ihnen, das hervorzuheben.«
Samantha verstand die Beziehung zwischen diesen beiden Menschen nicht. Sie verabscheuten sich offensichtlich, und dennoch … schienen sie es zu genießen, sich wie Katzen in einem Sack zu bekämpfen.
Das volle Sonnenlicht fiel ihm ins Gesicht, und zum ersten Mal sah Lady Marchant ihn offen an.
»Warten Sie einen Moment. Diese Verletzungen in Ihrem Gesicht … Woher haben Sie die?« Sie schlug mit der Handfläche auf den Tisch. »Sie sind der Mann, der kürzlich nachts meine Kutsche angehalten hat!«
Jetzt hatte Lady Marchant Samanthas volle Aufmerksamkeit. »Er hat Ihre Kutsche angehalten?«
»Dies ist der Mann, der deine Kutsche gestoppt hat?«, fragte Colonel Gregory. »Das halte ich für undenkbar. Er war nicht einmal im Bezirk zu der Zeit.«
»Es ist möglich«, wies Lady Marchant Colonel Gregory scharf zurecht, und Samantha wäre jede Wette eingegangen, dass sie zum ersten Mal in der Weise mit ihm sprach. »Ich habe ihn an den Haaren festgehalten und ihm mein Knie ins Gesicht gestoßen. Sieh dir doch Mr. Monroe an! Er ist mit irgendetwas zusammengestoßen.«
»Mit einer Tür«, sagte Duncan, aber er grinste, weil das offensichtlich ein Scherz war.
»Sie wagen es auch noch, süffisant zu grinsen! Ich habe Sie beschuldigt, ein Straßenräuber zu sein!« Sie wandte sich an Colonel Gregory und legte ihm ihre Hand auf den Arm. »Ich sage dir, ich bin mir meiner Anschuldigung ganz sicher.«
»Aber Teresa, du hast mir doch gesagt, dass dein Kutscher die Räuber vertrieben hat.« In Colonel Gregorys Stimme lag ein spöttischer Tonfall, von dem Samantha nie angenommen hätte, dass er ihn gegenüber Lady Marchant gebrauchen würde.
Bei einer Lüge ertappt, holte Lady Marchant tief Luft und seufzte dann. »Ich fürchte, ich habe die Fakten ein ganz klein wenig verändert.«
Etwas Seltsames ist hier am Werk, sagte sich Samantha. Etwas zwischen den beiden Männern, und die Fakten passten nicht zusammen. »An dem Abend, als ich in der Gegend umhergeirrt bin, hat Colonel Gregory mich auf der Straße angehalten und mein Damentäschchen durchsucht. Ich glaubte, er sei auf der Suche nach Banditen, obgleich ich nicht verstehe, warum er mich, eine Frau, die zu Fuß unterwegs war, für eine Straßenräuberin hielt. Vielleicht arbeitet Mr. Monroe ja zusammen mit Colonel Gregory.«
Die beiden Männer tauschten Blicke aus.
Lady Marchant sprang auf. »Du lieber Himmel, das ist es!
Stimmt es etwa? Ihr beide seht so schuldbewusst aus wie zwei Soldaten, die während der Wache beim Trinken ertappt worden sind.«
»Miss Prendregast hat Recht«, gab Colonel Gregory zu.
»Wir durchstreifen den Bezirk nachts und versuchen, Banditen zu fangen, die uns wiederholt belästigen.« Er sah sie mit ernster Miene an. »Aber ich würde es begrüßen, wenn ihr beiden Frauen Stillschweigen darüber bewahren würdet.«
»Du sorgst für Sicherheit im Bezirk, indem du Reisende ausraubst?« Lady Marchant war sichtlich wütend.
»Ich habe Sie nicht ausgeraubt«,
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