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Die widerspenstige Braut

Die widerspenstige Braut

Titel: Die widerspenstige Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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nicht, wo ihr der Kopf stand.
    Sie funkelte ihn an und brachte ihren Fuß ruckartig in Sicherheit. »Dieser Ort ist zum Fürchten, Colonel.«
    »Wir werden Sie lehren, ihn zu lieben.« Er klang absolut zuversichtlich, eine dieser widerwärtigen männlichen Eigenschaften.
    Samantha wies auf die Bergspitzen und sagte: »Alles ist zu groß. Die Seen sind blau, statt braun. Die Luft ist so frisch und klar, dass ich sie nicht einmal sehen kann.«
    »Weil es hier keinen Kohlenstaub gibt«, erklärte Lady Marchant gütig.
    Colonel Gregory gestattete sich, Samantha zuzuzwinkern, und für einen Moment vereinigte sie etwas wie … oh, wie sollte man es nennen? … Kameraderie?
    Dann wurde Lady Marchant bewusst, was Samantha gesagt hatte, und sie lachte gekünstelt. »Oh. Das war ein Witz. Wie lustig. Also, woher kenne ich Sie?« Die Dame war wie ein abgerichteter Hund hinter einem Knochen her, unermüdlich und auf höfliche Weise gemein.
    »Ich habe irgendwo in London gelebt, und deshalb ist dieser Ort so schrecklich merkwürdig, und ich habe seit vier Jahren als Gouvernante gearbeitet. Möglicherweise haben Sie mich an einer meiner Arbeitsstellen gesehen.«
Und womöglich
haben Sie mich sogar gesehen, wie ich am Newmarket Leute
bestohlen habe, aber das gebe ich erst zu, wenn ich gezwungen
werde.
    Colonel Gregory beobachtete die beiden, hörte zu und wog ihre Unterhaltung ab.
    »Ich kenne London sehr gut. Sie können mir sagen, wer Sie angestellt hat, und ich …« Lady Marchant runzelte die Stirn und hielt sich die Hand vor die Augen gegen das gleißende Sonnenlicht, um sehen zu können. »Wer ist der junge Mann, der dort von den Pferdeställen kommt?«
    Samantha wusste es nicht, aber sie mochte ihn schon jetzt, weil er sie gerettet hatte.
    Ein großer, gut aussehender Gentleman kam gemächlich herangeschlendert. Er trug einen braunen Wollrock, braune Hosen und einen schwarzen Zylinder. Als er die Treppe hochstieg, vertiefte ein breites Grinsen die Grübchen in seinen gebräunten Wangen. Er zog seinen Hut, und Samantha sah, dass er bemerkenswerte dunkle Augen und eine geschwollene Nase hatte. In heiterem Ton verkündete der Fremde: »William, da bin ich. Die Gesellschaft kann beginnen.«
    Colonel Gregory lachte, erhob sich und schüttelte ihm die Hand. »Monroe, wir haben auf dich gewartet, damit du die Feierlichkeiten eröffnen kannst.«
    Mr. Monroe war also ein Freund von Colonel Gregory.
    »Oh«, sagte Lady Marchant in gelangweiltem Tonfall und würdigte ihn so gut wie keines Blickes. »Duncan Monroe. Sie sind es.«
    Offensichtlich hielt Lady Marchant nichts von ihm.
    Colonel Gregory stellte Samantha vor. Mr. Monroe führte ihre Hand an seine Lippen, verbeugte sich und musterte sie mit einem Blick, der alles von ihr auf einmal aufnahm. »Ich bin so froh, dass ich Sie endlich kennen lerne. Ihnen und Ihrem Charme eilt bereits ein unerhörter Ruf voraus.«
    Samantha wusste sofort, was für eine Art Mann er war. Ein herzlicher, gerne lachender Mann, der seine wahre Seele und seinen scharfen Verstand unter der Fassade eines Schwerenöters verbarg. »Ich gebe zu, dass ich diesen Ruf habe – im Kinderzimmer.«
    Sogar Lady Marchant war ehrlich amüsiert und musste lachen.
    Mr. Monroe hielt Samanthas Hand fest und sagte: »Hat Ihnen schon mal irgendjemand gesagt, dass Sie die außergewöhnlichsten Augen haben? Sie haben die Farbe von Whisky, meine ich gehört zu haben.«
    Colonel Gregory runzelte die Stirn und sagte finster: »Das reicht, Monroe.«
    Samantha zog ihre Hand zurück. »Vielen Dank, Mr. Monroe.« Aus dem Tonfall seiner Erwiderung schloss sie, dass es Colonel Gregory war, der das gesagt hatte. Jeder hier am Tisch wusste also, wer das gesagt hatte, und Lady Marchant wirkte nicht gerade erfreut. Und obgleich Samantha wusste, dass es dumm war, konnte sie doch vor sich selber ihre Freude darüber, dass Colonel Gregory von ihr gesprochen hatte, nicht verleugnen.
    Mit gepresster Stimme fuhr Colonel Gregory fort: »Offensichtlich hast du die Bekanntschaft der Gräfin bereits gemacht, Monroe.«
    Duncan verbeugte sich so übertrieben und mit so ausladender Armbewegung, dass sein Zylinder den Boden streifte.
    »Lady Marchant. Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite.«
    Lady Marchant machte ein Gesicht, als hätte sie eine Fliege verschluckt. »Mr. Monroe. Ich kann mir kaum vorstellen, dass der Erfolg unserer Gesellschaft von Ihnen abhängt.«
    »Unserer Gesellschaft?« Duncan blickte zwischen Lady Marchant und Colonel Gregory

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