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Die widerspenstige Lady

Die widerspenstige Lady

Titel: Die widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GEORGINA DEVON
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nicht über ihren Gastgeber sprechen zu müssen. „Ich meine, Sir Hugo und ich kennen uns kaum.“
    „Ah, ihr seid einander also bereits begegnet.“ Fitzsimmon kam herein.
    Während Annabell und Juliet für ein formelles Abendessen gekleidet waren, hatte er sich nicht die Mühe gemacht, sich umzuziehen. Er trug einen flaschengrünen Gehrock und schwarze Pantalons. Die engen langen Hosen waren in England noch kaum bekannt und wurden auf gar keinen Fall am Abend getragen. Auch trug er das Krawattentuch nicht – wie zum Dinner üblich – kunstvoll gebunden, sondern schlicht geschlungen. Dennoch war seine Ausstrahlung …
    Annabell holte tief Luft. Der Mann musste nur den Raum betreten, und das Blut rauschte ihr schneller durch die Adern. Was war nur mit ihr los? Sie liebte ihn doch nicht einmal! Sie erschauerte.
    „Ist Ihnen kalt?“, fragte er besorgt. „Sollen wir uns ans Feuer setzen?“
    „Nein, vielen Dank“, antwortete Annabell ein wenig atemlos, was ihr einen prüfenden Blick von Lady Fitzsimmon eintrug. „Ich hole mir meinen Schal.“
    „Nein, nein.“ Hugo klingelte nach einem Diener. „Sonst kommen Sie noch zu spät zum Dinner wieder herunter, und ich habe Hunger.“
    „Hugo sagte mir, Sie seien Archäologin“, bemerkte Juliet.
    Misstrauisch musterte Annabell ihre Miene. Sie traf so gut wie nie Frauen, die auch nur das Geringste für ihr Steckenpferd übrig hatten. Doch Lady Fitzsimmon schien die Frage überraschenderweise aufrichtig zu meinen. Andernfalls war sie eine exzellente Schauspielerin.
    „Altertümer faszinieren mich. Auf Sir Hugos Land wurden die Überreste einer römischen Villa entdeckt – inmitten seiner ertragreichsten Obstgärten.“ Sie schenkte ihm einen herausfordernden Blick, zu dem er jedoch schwieg.
    „Hugo erwähnte es. Aber wie haben Sie davon erfahren?“
    „Ich besuchte einen Vortrag der Gesellschaft für Altertumsforschung, bei dem eines der Mitglieder von den neusten Entdeckungen berichtete. Es handelte sich dabei unter anderem um die Villa hier auf Rosemont.“
    „Das erklärt, wie Sie davon hörten“, sagte er trocken. „Allerdings frage ich mich immer noch, wieso ausgerechnet Sie die Ausgrabungen vornehmen und kein männlicher Archäologe.“
    „Hugo“, mahnte Juliet ihn leise.
    Ganz ruhig, dachte Annabell, die kurz vor einem Wutanfall stand. Dies war sein Haus, die Villa lag auf seinem Land, und er finanzierte die Ausgrabung. Wenn er wollte, konnte er sie sofort hinauswerfen. Das hätte er ja auch bereits am Tag zuvor fast getan.
    „Ich war die einzige Anwesende, die gerade an keiner Ausgrabungsstätte arbeitete. Außerdem …“, sie sah ihn an, „… bin ich genauso fähig und gut ausgebildet wie jeder Mann.“
    Lady Fitzsimmon war nicht entgangen, wie wütend Annabell war. Um einen Streit zu vermeiden, fragte sie rasch: „Was glauben Sie, wie lange Sie noch brauchen werden, bis Sie fertig sind?“
    Die Arme meint es gut, dachte Annabell. Sie konnte ja nicht wissen, dass sie auch mit dieser Frage einen wunden Punkt getroffen hatte. Am liebsten hätte sie beteuert, es könne gar nicht mehr lange dauern. Die Ehrlichkeit verbot ihr dies indes. Andererseits wusste sie, dass Fitzsimmon sie so schnell wie möglich aus dem Haus und von seinem Land haben wollte. Gab sie nun also zu, wie lange sie wirklich noch brauchen würde, wies er ihr möglicherweise doch augenblicklich die Tür.
    „Viele Monate“, antwortete sie also seufzend. „Vielleicht sogar ein, zwei Jahre. Noch kann ich das nicht mit Bestimmtheit sagen.“
    „Das haben Sie mir bisher verschwiegen.“
    Annabell war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie nicht bemerkt hatte, dass Fitzsimmon sich neben sie gestellt hatte. Wieder schlug ihr das Herz schneller in der Brust, als sie den Duft von Zimt und Muskat einatmete.
    „Ich wusste nicht, dass es Ihnen etwas ausmachen würde“, erklärte sie unsicher. „Und ich kann ohnehin nicht wirklich absehen, wie lange es genau dauern wird. Das kommt darauf an, was wir noch alles entdecken.“
    „Mama!“, rief eine helle Kinderstimme.
    „Hugo!“
    Die drei Erwachsenen wandten sich gleichzeitig zur Tür. Annabell dankte dem Schicksal. Jetzt war sie eines weiteren Verhörs enthoben.
    Joseph und Rosalie kamen hereingestürmt und warfen sich ihrer Mutter und Hugo an den Hals. Natürlich hatte sich Rosalie Hugo erwählt. Das konnte Annabell wunderbar verstehen.
    „Vorsichtig, sonst wirfst du mich noch um.“ Er hob die Kleine hoch und wirbelte sie

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