Die widerspenstige Lady
warten schienen, dass sie sie mit dem Finger zärtlich nachzog – oder gar mit der Zunge.
„Also?“, fragte er erneut.
„Sie und ich. Die Gefühle, die Sie in mir erwecken.“ Sie wusste, dass ihre Worte keinen Sinn ergaben. „Ich fühle mich bei Ihnen so sicher und habe doch schreckliche Angst.“
„Ist Ihnen das alles neu?“
Schüchtern nickte sie. Würde er sie küssen? Und es bei einem Kuss belassen? Wollte sie nicht vielleicht auch selbst viel mehr von ihm? Sie wusste es nicht mehr zu sagen.
„Ich werde Sie küssen, Annabell. Falls Sie es nicht wünschen, lehnen Sie besser jetzt ab.“
Willfährig senkte sie die Lider, auf die er zarte Küsse hauchte. Dann ließ er die Lippen über ihre Wangen gleiten. Obwohl er sie kaum berührte, glaubte Annabell, sie müsste vor Verlangen vergehen. Nie im Leben hatte sie solche Empfindungen gekannt.
„Bitte hör auf, Hugo“, bat sie gequält und wandte das Gesicht ab. „Ich will nicht.“
„Lügnerin.“ Doch er gab sie frei.
Eine unglaubliche Sehnsucht ergriff sie. Sie wollte ihn wieder spüren. Was war sie doch nur für ein albernes schwaches Geschöpf. Ein kalter Windstoß machte sie erschauern.
Wie gern hätte sie ihn weiter belogen und ihm gesagt, dass er sich irrte – sie ihn nicht als Liebhaber wollte. Doch sie konnte die Wahrheit auch vor sich selbst nicht länger verbergen. Tapfer blickte sie ihn an.
„Es stimmt“, gestand sie. „Ich begehre dich. Ich will, dass du mich küsst – und noch viel mehr. Aber dennoch wäre es schrecklich für mich, wenn du es wirklich tätest.“
Zärtlich strich er ihr über die Wange. „Warum denn nur? Du bist eine erwachsene Frau und unabhängig. Du wüsstest doch genau, worauf du dich einlässt.“
Eilig ergriff sie seine Hand und hielt sie fest. „Und genau das will ich nicht. Weißt du, welche Folgen es für mich hätte, würde ich deine Geliebte – wenn ich mir auch eigentlich nichts sehnlicher wünsche. Kannst du mich denn kein bisschen verstehen?“
Liebevoll hob er ihre Hand an die Lippen. „Oh, aber das tue ich. Mir ergeht es nämlich nicht anders.“
Ungläubig lachte sie. „Dir? Aber du hattest doch schon unzählige Affären. Ich hingegen war nur einmal verheiratet.“
„Das mag ja sein, Annabell. Dennoch ist es mit dir etwas anderes.“
Ganz offensichtlich glaubte sie ihm nicht.
„Ich will dir erklären, was ich damit meine.“
Ja, er sollte ihr sagen, dass sie jemand ganz Besonderes für ihn war. Ein eitler Wunsch, so viel war ihr natürlich klar. Dennoch hoffte sie so sehr, ebendiese Worte von ihm zu hören. Keinesfalls wollte sie nichts weiter als seine jüngste Eroberung werden.
Er nahm auf einem großen Findling Platz und zog sie neben sich. „Du bist nicht wie die anderen“, versicherte er dann.
„Ja, bestimmt“, entgegnete sie ironisch.
„Du wolltest doch, dass ich ehrlich mit dir bin, Annabell. Und jetzt machst du dich über mich lustig.“
„Ich bin lediglich erstaunt, dass du mit mir über deine Gefühle sprechen willst“, erklärte sie. „Männer reden über Pferde, Politik, die Jagd – aber nie über ihre tiefsten Empfindungen.“
„Falls ich mich dir nicht offenbare, wirst du mir nie glauben, was du mir wirklich bedeutest. Du bist etwas ganz Besonderes für mich.“ Hilflos zuckte er die Schultern. „Frauen sind so viel offener, doch immerhin bemühe ich mich.“
„Ein weiteres deiner unentdeckten Talente?“
„Du hast mich gebeten, dir zu sagen, was ich für dich fühle, Bell, und jetzt weigerst du dich, auch nur ein Wort zu glauben.“
Seufzend entgegnete sie: „Versteh doch, Hugo. Ich habe keine Erfahrung in solchen Dingen, während es für dich ganz alltäglich ist.“ Damit wollte sie aufstehen.
„Nein, bitte bleib hier. Du kannst mir nicht ewig ausweichen. Ich will dich endlich besitzen.“
„Wolltest du mir nicht zuerst das eine oder andere erklären? Du gehst ein wenig hastig vor, wenn du mich fragst“, wies sie ihn klopfenden Herzens zurecht.
„Lange nicht schnell genug.“
Sie sprang auf. „Da bin ich ganz anderer Meinung. Ich brauche mehr Zeit. Ich bin eine solche … Offenheit von einem Mann nicht gewöhnt.“
Langsam erhob auch er sich. „Bisher habe ich mich immer für einen sehr geduldigen Menschen gehalten. Du stellst mich allerdings auf eine harte Probe.“
„Du erwartest also, dass ich dir einfach so in die Arme sinke. Aber selbst dir wird eben nicht jeder Wunsch erfüllt, Hugo. Gewöhn dich besser daran.“
Ohne ein
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