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Die widerspenstige Lady

Die widerspenstige Lady

Titel: Die widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GEORGINA DEVON
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bequem sitzen konnte. Miss Childs eilte gerade durch die obere Halle, doch sie kam zu spät.
    „Nicht, Rosalie!“, schalt Hugo streng.
    „Grundgütiger!“, entfuhr es Annabell, als die Kleine sich abstieß.
    Mit einem großen Sprung war Hugo bei der Treppe. Die schnelle Bewegung bereitete ihm böse Schmerzen, wie man sehen konnte. Das Mädchen schwankte hin und her und wäre fast rückwärts vom Geländer gefallen. Ehe Rosalie endgültig den Halt verlor, erreichte er sie, fing sie auf und ging dabei in die Knie.
    „Oh Hugo, Hugo“, wimmerte die Kleine. Tränen rannen ihr über die Wangen.
    Annabell eilte zu den beiden hinüber, während Hugo dem Mädchen sanft übers Haar strich. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie, wobei sie besorgter um ihn war als um Rosalie.
    „Ja, ja“, versicherte er. Doch sie konnte ihm an den Augen ablesen, dass er noch immer Schmerzen hatte. Liebevoll flüsterte er der kleinen Schwester zu: „Ruhig, Rosalie. Ich habe dich fest in meinen Armen. Du hast dir doch nicht wehgetan?“
    Das Kind schüttelte schluchzend den Kopf.
    Mit vor Entsetzen geweiteten Augen kam Miss Childs die Treppe herabgeeilt. „Rosalie, Schätzchen, lass dich ansehen.“
    „Nein, ich will bei Hugo bleiben.“ Rosalie schlang ihm die Arme um den Nacken.
    Das konnte Annabell wunderbar verstehen. Bei Hugo konnte sich ein Kind wirklich sicher fühlen – genau wie eine Frau.
    Mit Rosalie in den Armen stand er nun auf und stöhnte leise auf vor Schmerz. „Nicht mehr weinen, Süße. Sonst fühlst du dich nur noch schlechter. Du hast dich ja nur erschreckt. Eigentlich ist gar nichts passiert.“
    Sie nickte und schluchzte noch einmal auf.
    „Ich habe einen Schrei gehört …“ Juliet kam von draußen in die Halle gelaufen. „Rosalie!“ Sie hastete zu Hugo hinüber und breitete die Arme aus. Er reichte ihr die Tochter. „Bist du verletzt, Schätzchen?“ Als das Kind den Kopf schüttelte, schenkte Juliet ihrem Stiefsohn einen bewundernden Blick. „Ich kann dir gar nicht genug danken, Hugo. Sie ist bestimmt das Geländer heruntergerutscht.“
    „Die Versuchung ist aber auch zu groß“, bestätigte er.
    „Sie haben sich wehgetan“, bemerkte Annabell. „Jemand sollte sich darum kümmern.“
    „Es ist nichts“, widersprach er. Doch als er versuchte zu gehen, stöhnte er leise auf. „Vielleicht ist es doch schlimmer, als ich dachte.“
    Butterfield, der schon eine Weile dezent im Hintergrund gewartet hatte, kam jetzt herbei. „Ich habe bereits nach Jamison geschickt, Sir.“
    „Danke.“ Hugo wagte nicht, sich zu bewegen. „Bring doch Rosalie wieder hinauf, Juliet.“
    Stirnrunzelnd sah die ihr Töchterchen an. „Du brauchst eine Lektion, meine Liebe. Habe ich dir nicht wiederholt verboten, Treppengeländer hinunterzurutschen?“
    Die Kleine nickte.
    „Aber du willst einfach nicht hören. Du wirst den Rest des Nachmittags im Kinderzimmer verbringen und darüber nachdenken, was du angestellt hast.“
    Damit trug Juliet sie nach oben. Seufzend sah Annabell den beiden nach.
    „Wahrscheinlich sind Sie als Kind auch das Geländer hinuntergerutscht“, bemerkte Hugo trocken.
    „Oft sogar“, gestand sie schuldbewusst.
    „Aber Sie sind dabei nie gefallen.“
    „Nein.“
    „Sir Hugo.“ Jamison betrat die Halle. „Was haben Sie jetzt schon wieder angestellt?“
    „Ich habe mir wohl den Muskel gezerrt, den die Kugel getroffen hat.“
    Der Kammerdiener schüttelte den Kopf. „Wollen wir hoffen, dass es weiter nichts ist. Nach Ihrem letzten Kunststückchen lagen Sie einen vollen Monat auf dem Rücken.“
    „Das ist schon einmal passiert?“, fragte Annabell.
    Missbilligend nickte Jamison. „Und zwar mehr als einmal, Mylady.“
    „Ich hatte keine Wahl“, suchte Hugo sich zu rechtfertigen.
    „Natürlich, Sir.“ Jamison legte dem Herrn einen Arm um die Schultern. „Stützen Sie sich auf mich, und ich bringe Sie in die Bibliothek.“
    Beim ersten Schritt presste Hugo vor Schmerzen die Lippen aufeinander und rang nach Atem. „Wenn Sie uns freundlicherweise entschuldigen würden?“, bat er Annabell ironisch.
    Sie musste sich das Lachen verbeißen. Dieser Mann verlor wirklich nie seinen Humor, selbst wenn er unter stärksten Schmerzen litt. „Selbstverständlich“, antwortete sie also.
    Gestützt von seinem Kammerdiener, humpelte er davon. Himmel, jetzt bewunderte sie ihn auch noch für seine Selbstlosigkeit. Sie durfte nicht mehr lange auf Rosemont bleiben. Andernfalls würde sie sich noch von

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