Die widerspenstige Lady
Wunsch nicht nach. Stattdessen reizte er sie immer intensiver und beobachtete dabei, wie sich die Lust in ihren Zügen spiegelte. Noch fester packte sie seine Schultern, bis sie sich stöhnend aufbäumte und Erleichterung fand.
Als sie endlich wieder sprechen konnte, fragte sie schwach: „Wirst du mich jetzt nehmen?“
Er antwortete ihr nicht, sondern lächelte nur vielsagend. Dann glitt er vom Bett und kniete sich vor die Matratze. Er ergriff Annabell bei den Hüften, zog die Geliebte zu sich heran und barg den Kopf zwischen ihren Beinen. Laut stöhnte sie auf, versuchte aber sogleich wieder, ihn fortzustoßen.
„Nicht, Annabell, lass mich dir dieses Geschenk machen.“
Aber sie hörte ihn kaum. Das Blut rauschte ihr in den Ohren, und sie konnte sich kaum noch bezähmen. Nie im Leben hatte sie solches Entzücken erlebt. Das Vergnügen, das sein Mund ihr schenkte, war mit nichts anderem zu vergleichen.
Fast besinnungslos wand sie sich auf dem Bett. Gerade als sie glaubte, gleich vergehen zu müssen, bäumte sie sich auf und erklomm den höchsten Gipfel der Lust.
Doch noch immer ließ er nicht von ihr ab. Wie ein Musiker sein Instrument beherrschte, schien er ihren Körper genau zu kennen. Aufs Neue entrang er ihr Seufzer des Vergnügens. Als er die Lippen endlich von ihr löste, schluchzte sie auf.
„Ruhig, Annabell“, sagte er leise. „Ich werde dich nicht so zurücklassen. Das verspreche ich. Sieh mich an.“
Schwach öffnete sie Augen. Er stand jetzt zwischen ihren Beinen, hart und bereit. Verlangend hob sie die Arme, und er ergriff eine ihrer Hände. Mit der anderen und den Hüften drückte er ihr die Schenkel weit auseinander. Dann ließ er ihre Hand los und vereinigte sich mit ihr. Annabell schrie auf, und die aufgebaute Spannung in ihr entlud sich endlich. Niemals hatte sie so etwas erlebt, ein solches Glück für möglich gehalten.
Doch noch war es nicht vorbei. Verlangend schlang sie die Beine um ihn und ließ sich zu neuen Höhen treiben, als wäre es immer wieder das erste Mal an diesem Abend.
Plötzlich hielt er inne, stöhnte auf und kam nun auch zum Höhepunkt.
Viel später lag er noch immer halb auf ihr, den Kopf auf ihre Brust gebettet. Sanft strich er ihr das feuchte Haar aus der Stirn und küsste die zarte Haut ihres Halses.
„Ich liebe dich“, flüsterte sie.
Er hob den Kopf und sah sie ernst an. „Ich weiß, Annabell, ich weiß.“
Den folgenden Morgen verbrachte Annabell wie stets an der Ausgrabungsstätte. Sie legte gerade vorsichtig ein weiteres Stück des kunstvollen Mosaiks frei, als eine Kutsche den Sandweg entlang Richtung Rosemont rumpelte. Auf dem Verschlag war ein Wappen zu erkennen. Elizabeth, Viscountess Mainwaring, war unterwegs zu ihrem künftigen Gemahl.
Annabell setzte sich auf den schmutzigen Boden. Doch selbst in ihrem schlimmsten Kummer achtete sie noch darauf, bloß nichts Wertvolles dabei zu beschädigen. Sie zog die Knie an und schlang die Arme darum. Wäre sie nur in den Gasthof gezogen! Aber damit hätte sie Susans Liebesgeschichte mit Mr. Tatterly möglicherweise ruiniert. Und ohne Begleitung einer Gesellschafterin durfte sie nicht einmal als Witwe allein ein Zimmer mieten. Auf gar keinen Fall wollte sie das Glück der Freundin wegen des eigenen Schmerzes gefährden.
Leider konnte sie auch nicht nach London zu ihrem Bruder zurückkehren. Die Arbeit an der Villa verbot dies. Annabell hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte und versunkene Kulturen wiederzuentdecken und zu bewahren. Nicht einmal die gescheiterte Liaison mit Hugo konnte sie davon abhalten. Wenn überhaupt möglich, machte das gebrochene Herz ihre Berufung für sie nur noch wichtiger.
Allerdings nicht im gegenwärtigen Augenblick.
Wenigstens für einige Minuten wollte sie sich gestatten, ganz in ihrem Kummer zu versinken. Elizabeth Mainwaring bekam den einzigen Mann, den sie, Annabell, je geliebt und gewollt hatte. Das war einfach ungerecht. Andererseits hatte sie schon vor langer Zeit gelernt, dass das Leben nun einmal so war.
Heiß stiegen ihr die Tränen in die Augen. Reiß dich zusammen, dachte Annabell. Genug jetzt mit dem Selbstmitleid. Es gab viel zu tun. Je schneller sie hier fertig wurde, desto eher konnte sie Rosemont entfliehen – und musste Hugo, der ihr nun nie mehr gehören würde, nicht mehr jeden Tag sehen.
Eilig stand sie auf und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.
Bald würde sie wieder eins der Mosaike vollständig freigelegt haben. Dies
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