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Die widerspenstige Lady

Die widerspenstige Lady

Titel: Die widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GEORGINA DEVON
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sie den Verschluss der Kette und des Armbands, bevor sie die tropfenförmigen Ohrringe abnahm. Dann ergriff sie das Etui, das zwischen den Tiegeln und Fläschchen auf dem Frisiertisch lag. Sorgsam legte sie die Steine zurück auf den schwarzen Samt. Sie würde sie nie wieder tragen.
    Als es an die Tür klopfte, hatte Annabell bereits das Nachthemd angelegt. Sie öffnete dem Mädchen mit dem Tee und Laudanum. „Danke. Ich brauche dich nicht mehr.“
    Die Dienerin knickste und ging. Hinter ihr verschloss Annabell die Tür erneut. So konnte Hugo nicht hereinkommen. Aber würde es auch sie davon abhalten, zu ihm zu gehen? Trotz allem sehnte sie sich nach ihm, nach seinen Umarmungen, seiner Nähe. Herrje, sie war einfach ein hoffnungsloser Fall!
    Brav trank sie eine Tasse Tee, verzichtete aber auf das Laudanum. Wenn sie das Beruhigungsmittel einnahm, würde sie noch am nächsten Morgen nicht wieder bei klarem Verstand sein. Und im Augenblick musste sie unbedingt einen kühlen Kopf bewahren.
    Annabell erhob sich früher, als es sonst ihre Gewohnheit war, kleidete sich an und ging hinunter. Sie bezweifelte, dass man ihr bereits das Lunchpaket gepackt hatte oder das Frühstück schon serviert war. Am besten, sie bat in der Küche um etwas Toast und Tee. Gerade wollte sie um die Ecke biegen und den Flur betreten, der zum Dienstbotentrakt führte, als sie Stimmen hörte. Sie blieb stehen.
    „Miss Pennyworth.“ Es war Mr. Tatterly. „Sie sind heute aber schon sehr zeitig auf.“
    „Ja, ich muss noch einiges erledigen, bevor ich nachher weiter bei den Ausgrabungen helfen kann.“
    Die Freundin klang ganz außer Atem, wie Annabell lächelnd bemerkte.
    „Kann ich Ihnen dabei vielleicht helfen? Dann bliebe Ihnen noch Zeit für einen kleinen Spaziergang mit mir im Park. Es ist sehr schön dort so früh am Morgen“, schlug Mr. Tatterly schüchtern vor.
    „Vielen Dank, wie nett von Ihnen.“
    Gerade wollte Annabell sich umdrehen und einen anderen Weg in die Küche nehmen, als sie Mr. Tatterly sagen hörte: „Ich würde gern mit Ihnen unter vier Augen sprechen.“
    Offenbar hatte der arme Mann das Krawattentuch zu fest gebunden, denn er bekam die Worte kaum heraus. Er tat Annabell leid. Ein bevorstehender Heiratsantrag konnte auch einen echten Teufelskerl nervös machen, von jemandem, der derart schüchtern war wie Tatterly, ganz zu schweigen.
    „Oh!“, rief Susan begeistert. „Wollen wir dann nicht gleich gehen?“
    „Und was wird mit Ihren Erledigungen, Miss Pennyworth? Ich will Sie keinesfalls davon abhalten.“
    „Ich werde mich später darum kümmern.“
    Rasch eilte Annabell zurück auf ihr Zimmer, um das Paar nicht zu stören. Nun würde sie ihre Gesellschafterin also endgültig verlieren. Doch obwohl sie darüber traurig war, freute sie sich doch für Susan. Die beiden würden glücklich werden miteinander.
    Nach einer Viertelstunde ging sie wieder hinaus. Das Paar war fort, und inzwischen hatte man ihr wie üblich den Picknickkorb gerichtet. Er erwartete sie neben der Eingangstür in der Halle. Sie nahm ihn und ging hinaus. Vor den Stufen zum Haus begegnete sie Lady Mainwaring, die Reitkleidung trug.
    „Guten Morgen“, grüßte Annabell.
    „Ebenfalls, Lady Fenwick-Clyde. Ich hoffe doch, Sie fühlen sich heute besser.“
    Schon allein für diese Stimme hatte Hugo sie wahrscheinlich zu seiner Geliebten gemacht. Von ihrer wirklich beeindruckenden Schönheit einmal ganz abgesehen. Das blonde Haar hatte sie hochgesteckt und unter einem blauen Samthut verborgen, den eine einzelne Pfauenfeder schmückte. Das eng anliegende Reitkostüm betonte ihre wunderbare Figur aufs Vorteilhafteste.
    Neben ihr kam Annabell sich geradezu unsichtbar vor. Insbesondere da sie wieder die weiten Hosen und ein einfaches weißes Herrenhemd trug. Die grob gewebte Jacke und festen Stiefel machten es nicht besser. Nun, es war nicht zu ändern. Lady Mainwaring war schlicht ihr vollendetes Gegenteil.
    Tapfer unterdrückte Annabell die Eifersucht. „Danke der Nachfrage. Mir geht es wieder gut. Schlaf ist doch die beste Medizin.“
    „Zumeist.“ Lady Mainwaring lachte, und ein seltsames Leuchten schien in ihre Augen zu treten. „Wollen Sie zur Villa?“
    „Ja.“ Was hat die Frau vor, überlegte Annabell. Sie hatte wohl kaum plötzlich ihr Herz für die Archäologie entdeckt.
    „Hugo hat mir ein wenig von Ihrer Arbeit berichtet, Lady Fenwick-Clyde. Wirklich sehr löblich.“ Sie fuchtelte leicht mit der Reitgerte herum. „Was mich an

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