Die widerspenstige Lady
Mainwaring zusammen zu sehen.
„Ja“, erklärte sie endlich. „Ich weiß.“ Als er wieder einen Schritt auf sie zu machte, hob sie abwehrend die Hand. „Bitte, Hugo. Es ist vorbei. Es tut zu weh. Lass mich.“
Mit einer Verbeugung erwiderte er: „Du hast recht. Ich mache es uns beiden nur noch schwerer, wenn ich dich weiter bestürme.“
Wieder nickte sie.
Ohne ein weiteres Wort schritt er davon, und mit ihm verschwand all ihr Glück. So ging es einfach nicht weiter. Es war mehr, als sie ertragen konnte. Schweren Herzens kehrte sie zurück zum Haus. Der mondbeschienene Rosengarten hatte seinen Zauber verloren. Als sie die Stufen zur Terrasse erklomm, bewegte sich dort ein Schatten.
„Lady Fenwick-Clyde?“ Es war Elizabeth.
„Ja, Lady Mainwaring“, bestätigte sie. „Was kann ich für Sie tun?“
„Ich würde gern mit Ihnen sprechen, falls Sie einen Augenblick für mich übrig hätten.“
Der letzte Mensch, mit dem Annabell derzeit zu reden wünschte, war diese Frau. Andererseits durfte sie ihr eigentlich keinen Vorwurf machen. Wenn überhaupt, hatte den Hugo verdient, mochte der ton auch einem Mann zahllose Affären gestatten.
„Worum geht es?“, fragte sie also müde.
Das Mondlicht spielte in Elizabeths blondem Haar und ließ ihren Teint wie feinstes Porzellan aussehen. Die dunkelblauen Augen funkelten wie Saphire. Hugo besaß Geschmack, das musste Annabell ihm lassen. Weshalb er allerdings ein so unscheinbares Geschöpf wie sie selbst für seine nächste Liaison erwählt hatte, blieb ihr ein Rätsel. Er hatte ihr gesagt, er finde sie schön. Damals hatte sie ihm geglaubt.
Wieder spürte sie diese unendliche Traurigkeit. Früher hatte ihre Unabhängigkeit sie doch glücklich gemacht. Warum jetzt nicht mehr? Hatte sie sich nur etwas vorgemacht all die Jahre?
„Es fällt mir nicht leicht, die rechten Worte zu finden“, gestand Elizabeth. „Aber das Leben ist eben kein Kinderspiel.“ Sie holte Luft. „Ich will Ihnen die Wahrheit sagen.“
Annabell lachte auf. „Und wenn ich die vielleicht gar nicht wissen will?“
„Dann steht es Ihnen frei, jetzt zu gehen. Ich werde Ihnen weder folgen noch mich Ihnen jemals wieder aufdrängen.“
Am liebsten hätte Annabell abgelehnt. Es wäre die einfachste Lösung gewesen. Morgen konnte sie dann Rosemont endlich ruhigen Gewissens verlassen. Wahrscheinlich hatte Mr. Tatterly heute um Susan angehalten, und die konnte hier bleiben, um die Liebe zu ihrem Verlobten zu genießen. Sie selbst wollte bei Guy in London Zuflucht suchen. Dann musste sie allerdings die Ausgrabung aufgeben. Trotzdem, sie durfte hier nicht länger bleiben. Außerdem konnte sie später zurückkehren, wenn Hugo und seine Gemahlin nicht mehr auf Rosemont weilten.
Sie sah Elizabeth an. Trotz ihrer Schönheit und Eleganz wirkte sie unglücklich. Diese Frau würde Hugo heiraten und schien trotzdem noch immer nicht zufrieden. Welch bitterer Scherz des Schicksals!
Vielleicht war es doch besser, sie anzuhören. Möglicherweise fühlte sich nach diesem Gespräch wenigstens eine von ihnen beiden besser.
„Sprechen Sie“, erklärte Annabell endlich erschöpft. „Hören wir auf mit den Heimlichkeiten und bringen es hinter uns. Ich reise ohnehin morgen früh ab.“
„Das ist vollkommen unnötig.“
„Es gibt keinerlei Grund, länger zu verweilen. Jeffrey Studivant wird morgen hier eintreffen. Er sollte mich eigentlich nur unterstützen. Ein großartiger Archäologe. Er kann die Ausgrabungen genauso gut auch selbst zu Ende führen.“
„Also wollen Sie weglaufen. Das hatte ich bereits vermutet.“
Wütend entgegnete Annabell: „Keineswegs, Lady Mainwaring.“ Doch dann überkam sie die Ehrlichkeit. „Nun, vielleicht schon. Aber ich hätte Rosemont ohnehin für eine Weile verlassen. Mein Bruder ist gerade Vater geworden. Ich würde gern Zeit mit ihm und seiner Familie verbringen.“
Eine kleine Notlüge, nichts weiter. Tatsächlich freute sie sich darauf, Guy, Felicia und den kleinen Adam wiederzusehen.
Was spielte es da für eine Rolle, dass sie ohne Lady Mainwarings Erscheinen noch sehr viel länger hier geblieben wäre?
„Wenn ich an Ihrer Stelle gewesen wäre, hätte ich Rosemont so schnell wie möglich verlassen“, sagte Elizabeth und zuckte die weißen Schultern. „Unbeteiligt zu tun, um das Gesicht zu wahren, liegt mir nicht sonderlich. Am besten lässt man alles zurück, was einem Schmerz bereitet.“
Dieses Geständnis erstaunte Annabell. „Ich kann mir kaum
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