Die Wiedergeburt (German Edition)
sah.
Verwunderung prägte plötzlich seinen Gesichtsau s druck. Er schien den Gegner unterschätzt zu haben – der größte Fehler, der einem Feldherrn unterlaufen konnte. Der A n führer der Kedanier verlor für einen Moment die Konze n tration, und dies bot Larkyen die Gelegenheit, Boldar die Schwerthand mit einem sauberen Streich a b zutrennen.
Das Schwert Nordars fiel zu Boden und blieb im blu t getränkten Boden stecken.
Boldar, der sich stumm seine blutende Wunde hielt, zeigte keine Anzeichen von Schmerz, und trotz der g e waltigen Niederlage seines Heers schien er weder Furcht noch Scham zu verspüren.
„Es ist vorbei“, sagte Larkyen.
„Nicht solange ich atme“ antwortete Boldar. Er nahm die blutbeschmierte Hand von der Wunde und ballte sie zur Faust.
Boldar schien seine letzte Ausflucht im waffenlosen Kampf zu suchen. Schnaubend wie ein Tier stürmte er auf Larkyen zu, hob die Faust und schlug nach ihm. La r kyen aber empfing seinen Angriff mit der offenen Hand und dämpfte die Wucht des Schlages augenblicklich ab.
„Du hast mich gejagt, um mein Blut zu trinken“, rief er dem Einäugigen entgegen. „Von mir zehren wolltest du, nun aber werde ich es sein, der von dir zehrt.“
Der Kedanier schrie auf, schlug erneut zu und traf Larkyen im Gesicht. Außer einer schnell verheilenden Plat z wunde richtete er keinerlei Schaden an.
Boldar, das wusste Larkyen, würde selbst mit herau s gerissenen Innereien weiterkämpfen und nur den Tod als endgültige Niederlage akzeptieren.
Als Antwort zog Larkyen die Klinge seines Schwertes mit einer raschen Bewegung über Boldars Oberkörper. Knirschend glitt die Schneide über die Kettenrüstung des Kedaniers und durchtrennte mehrere Eisenglieder, bevor sie zerbarst. Doch abermals schien der Kedanier keine Schmerzen zu verspüren.
Larkyen stieß ihn weg. Dann zog er das Schwert No r dars aus dem Schlamm. Eine gewaltige Kraft, die an den mächtigen Schöpfer jener Waffe erinnerte, prickelte in seinem Leib und schien sich ringsum in der Luft zu en t laden.
„Die Gunst des Kriegsgottes hat dich verlassen“, ve r kündete Larkyen und hob das Schwert Nordars gen Himmel, wo es funkelte wie blaues Eis.
Boldar schüttelte ungläubig den Kopf.
Er wich vor Larkyen zurück. Diesen Gegner schien der kedanische Hüne nun keineswegs zu unterschätzen. Jeder Krieger wusste, wann eine Situation aussichtslos war und die Zeichen auf Rückzug standen. Boldar die Bestie, der Feldherr und Eroberer, rannte zu seinem Pferd, stieg auf und ritt davon.
Die Soldaten Majunays spannten ihre Bögen, um ihm e i nen Pfeilregen nachzusenden. Der Hüne aber ritt weiter Richtung Norden, seiner kalten Heimat Kedanien entg e gen.
Und trotz des Vorsprungs, den Larkyen ihm gewährte, würde Boldar ihm nicht entkommen. Die Bestie musste sterben.
Aus der Menge der gefallenen Kedanier nahm sich Larkyen eine Schwertscheide, die dem Schwert des Krieg s gottes angemessen erschien. Dann schnallte er sich die Waffe auf den Rücken. Er entdeckte auch einen blu t durchtränkten Kapuzenumhang, den er sich überstreifte. Seine linke Hand mit dem Zeichen der schwarzen Sonne verbarg er unter einem braunen Lederhandschuh.
Einige der Majunaysoldaten und Khorgo traten auf Larkyen zu. Khorgo stützte sich bei jedem Schritt auf seinen Säbel. Seine Schulter und seine Oberschenkel w a ren mit Schnittwunden übersät.
„Gesiegt“, keuchte er und ein breites Lächeln legte sich über sein Gesicht.
Die Soldaten in ihrer Rüstung, die nun heranrückten, mochten zwar Verbündete sein, dennoch erschauerte La r kyen beim Anblick ihrer dunklen Eisenmasken.
Einer von ihnen nahm schließlich seine Maske ab, und ein ernstes, hageres Gesicht mit bernsteinfarbenen Augen und sauber gestutztem Kinnbart kam zum Vorschein. „Ich bin Ahiro, Hauptmann der Reiterschaft des schwarzen Drachen. Ich grüße dich!“
„Auch ich grüße dich, Hauptmann Ahiro. Mein Name ist Larkyen, ich bin der letzte Überlebende der Yesugei.“
„Und ein großer Kämpfer“, fügte Ahiro hinzu.
„Dessen Kampf noch nicht beendet ist“, erklärte La r kyen. „Ich werde Boldar der Bestie folgen. Wenn es sein muss, bis nach Kedanien.“
„Larkyen, dieser Weg ist zu gefährlich für einen Kri e ger allein. Selbst eine Armee würde Gefahr laufen, von den Barbaren des Nordens vernichtet zu werden.“
„Deshalb reite ich auch ganz allein“, fuhr Larkyen zur Verwunderung des Hauptmanns fort.
„Wenn es jemand schafft, dann er“,
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