Die Wiedergeburt (German Edition)
sagte Khorgo und nickte Larkyen zu.
„Du bist weit mehr als nur ein gewöhnlicher Krieger, nicht wahr?“ fragte Ahiro. „Ich sah, wie du durch die feindlichen Reihen fegtest – mit einer Kraft, die nicht die eines gewöhnlichen Menschen ist. Ich sah auch, wie du anderen das Leben durch deine bloße Berührung nahmst.“
Larkyen wunderte sich nicht über die unverblümten Worte des Majunay, denn bereits seine unnatürlich schimmernden Raubtieraugen zeugten davon, dass er a n ders war. Respekt und Dankbarkeit jedoch hielten ihn d a von ab, die Wahrheit preiszugeben. Wenn er ihnen ve r künden würde, dass er im Schein einer schwarzen Sonne auf di e se Welt gekommen war, würden sie ihn nicht mehr als Menschen betrachten.
„Welcher Krieger ist schon gewöhnlich“, antwortete er, auch wenn er wusste, dass er die Neugierde des Hauptmanns damit keinesfalls besänftigt hatte. „Ich bin einfach jemand, der versucht, dem Übel Einhalt zu gebi e ten. Doch sage mir, Hauptmann, wie ist es möglich, dass deine Reiter im rechten Augenblick am Ufer des Khar a sees erschienen sind?“
Ahiros ernster Gesichtsausdruck blieb bestehen. „Vor fünfzehn Tagen brachen wir von der Stadt Dakkai im O s ten auf, um eine Gruppe berittener Kedanier zu verfo l gen, die von Spähern entdeckt worden waren. Beim Fluss Nefalion kam es zum ersten Kampf mit den Kedaniern. Nachdem wir die Gruppe zerschlagen hatten, trafen wir auf einige Nomaden, die behaupteten, auf ihrem Weg zum Fluss die Leichen mehrerer Stämme in der Steppe entdeckt zu haben. Wir untersuchten jene Orte und fa n den Dutzende von Enthaupteten, deren Schädel auf Pfä h len aufgespießt waren. Ebenso entdeckten wir einige ze r brochene Schwerter, die wir anhand ihrer einfachen Schmiedung als kedanische Waffen identifizierten. Wir folgten den Spuren einer großen Reiterhorde, und je tiefer wir in die Steppe vordrangen, umso öfter stießen wir auf kedanische Stosstrupps, die uns in neue Kämpfe verw i ckelten. Nach und nach führten all jene Spuren uns zum Kharasee, wo sich die kedanischen Barbaren versamme l ten, um uns in großer Zahl entgegenzutreten. Und wir kamen – was dich und den alten Khorgo betrifft – ta t sächlich im entscheidenden Augenblick. Die Kedanier sind besiegt. Aber wir können den Göttern nur dankbar sein, dass sie nicht noch mehr Kaysaren für ihre Zwecke mis s brauchen konnten.“
„Missbrauchen?“ Larkyen sah Ahiro fragend an. „Ich entnahm erst gestern dem Gespräch einiger Kedanier, dass Boldar mit den Kasyaren über eine Waffenbrude r schaft verhandelt hat.“
Der Hauptmann nickte. „Es waren Verhandlungen über die Freilassung der Familie des kaysarischen Sta m mesführers. Boldar hatte einen seiner Stosstrupps zu den Wäldern der Kaysaren ausgesandt. Erst taten sie so, als wären sie den Kaysaren freundlich gesinnt, und selbst als die Kaysaren ihr Schmierenstück durchschauten und Boldars Männer große Verluste erlitten, gelang es ihnen dennoch, mit Weib und Kindern des Stammesführers aus den Wäldern zu entkommen. Doch auch diese Krise ist überwunden. Die Familie wurde heute vor Sonnenau f gang von den Kaysaren befreit und zurück in die westl i chen Wälder gebracht.“
Jetzt begriff Larkyen, warum er am Morgen nicht mehr Kaysaren an den Ufern erblickt hatte. Die Scharen der Waldbewohner mussten bereits vor der großen Schlacht von der Befreiung erfahren haben und hatten die erzwu n gene Waffenbruderschaft mit den Kedaniern rasch und unbemerkt aufgelöst.
„Boldars Plan zur Eroberung Majunays war voller T ü cke. Er ist ein guter Stratege und Krieger, aber auch ein Mö r der und eine Bestie, deren Ende nahe ist.“
Larkyen nickte.
„Ich danke dir und den Reitern des schwarzen Dr a chen für den Beistand im Kampf.“ Er verbeugte sich tief vor dem Hauptmann. „Doch verzeih, wenn ich dir und deinen Soldaten nicht mehr Zeit widmen kann. Ich muss gen Norden aufbrechen.“
Er sah Khorgo an, dessen Wunden von einem Sold a ten verbunden wurden, dann fügte er hinzu: „Und zwar allein.“
Khorgos Blick drückte Verständnis aus.
„Dann geht unser gemeinsamer Weg also hier, an den Ufern des Kharasees, zu Ende?“
„Ja, mein Freund und Lehrer.“
Khorgo bat die anderen Soldaten, Larkyen mit ihm a l lein zu lassen.
„Du hast im Kampf Gewaltiges vollbracht.“, Der Klang von Khorgos Stimme wurde düster. „Ich achte dich sehr, Larkyen vom Stamm der Yesugei, und doch fürchte ich die ungeheure Macht, die in dir
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