Die Wiedergeburt (German Edition)
erschöpft, als Khorgo dem Kampf endlich ein Ende bereitete.
Wargulfs Bauch wurde durch einen waagerechten Schnitt aufgeschlitzt, und seine Eingeweide quollen he r aus, doch noch immer stand der Hüne. In seinem Gesicht zeigten sich weder Todesfurcht, noch Schmerz oder B e dauern, sondern nur Stolz.
Der Majunaysäbel entschlüpfte seinen Fingern und fiel in eine Pfütze aus Matsch und Blut.
„Bring die Sache zu Ende“, sagte Wargulf zu Khorgo und wich ein paar Schritte zurück. „Schenke mir den e h renhaften Tod eines Kriegers!“
Khorgo steckte das kedanische Schwert in die Erde und ergriff den fallengelassenen Majunaysäbel. Mit e i nem Blick auf das Relief des schwarzen Drachen sagte er: „Ich gewähre dir diesen letzten Wunsch.“
Khorgo erhob den Säbel, während Wargulf in die Knie ging.
„Nicht!“ rief Larkyen. „Warum willst du einem wie ihm diesen letzten Wunsch erfüllen? Lass ihn für mich am Leben. Ich brauche seine Kraft.“
Langsam ließ Khorgo den Säbel sinken und sah La r kyen mit einer Mischung aus Verwunderung und Entse t zen an. Die Erinnerung an den Moment, da Larkyen die Lebensenergie des Schamanen in sich aufgenommen ha t te, schien noch immer in seinem Kopf zu spuken.
Nur widerwillig trat Khorgo einen Schritt von dem schwer verwundeten Kedanier zurück.
Larkyen beugte sich zu Wargulf hinab. Der Nor d mann, der wusste, dass er bald sterben würde, schickte ihm e i nen hasserfüllten Blick.
„Nordar“, keuchte er. „Ich habe in deinem Namen und für mein Land gekämpft …“
„Du stirbst nicht als Krieger“, sagte Larkyen, „du stirbst als meine Beute!“
Larkyens Hände legten sich wie ein Schraubstock um die Kehle des Nordmannes und stemmten ihn mit u n menschlicher Kraft in die Luft.
Die Berührung genügte, um alle Energie im Leib des Barbaren in sich aufzunehmen und Lebenskraft zu g e winnen.
Larkyen fühlte, wie er erstarkte, während der Glanz in den Augen des Kedaniers erlosch. Er zehrte immer we i ter, selbst als das Herz des Kedaniers längst zu schlagen aufgehört hatte, und hörte erst auf, als Wargulfs Leib zu Staub zerbröckelt war.
Khorgo wandte sich entsetzt ab.
„Was ist nur aus dir geworden? Deine Augen … noch während du sein Leben in dich aufnahmst, haben sich deine Augen verändert, es sind nicht länger die eines Menschen. Es sind nun die Augen eines Raubtiers und sie schimmern, sie leuchten … als würde in deinem inneren ein Feuer brennen.“
Larkyen konnte die Angst des Majunay deutlich sp ü ren. Er hoffte aber auch, dass der Krieger erkannte, wie wichtig es für ihn war, seinen Hunger zu stillen, und we l che Kraft nun in Larkyen brannte.
Er spreizte die Finger und ließ den Wind die letzten Staubreste auf seiner Haut davonblasen. Dann ballte er die Fäuste. Alles und jeden konnte er nun zerreißen, ze r schmettern, zerquetschen und vernichten.
„Du bist eine Bestie“, flüsterte Khorgo.
„Manchmal bedarf es einer Bestie, damit eine andere B e stie vernichtet werden kann“, sagte Larkyen. „Ich habe mein Schicksal gewählt. Akzeptiere endlich, wer und was ich bin.“
„Dieses Schicksal wird dich an einen dunklen Ort fü h ren“, seufzte Khorgo. „Doch erwarte nicht, dass ich dich auch noch dorthin begleite.“
„Jeder ist seines eigenen Schicksals Schmied“, en t gegnete Larkyen. „Und unsere Taten bestimmen das L e ben, das wir führen. Meine Tat, das wird die Vernichtung Boldars und seiner Männer sein. Bleib in einigem A b stand hinter mir, die Zeit ist gekommen, da ich mich nicht mehr verstecken muss. Ich werde die Kedanier direkt a n greifen und Boldar gegenübertreten. Halte dich immer am Rand des Ufers auf und lass nicht zu, dass sie dich umzingeln. Wenn es zu viele werden, zieh dich zurück. Auch wenn dir vor dem graut, was ich bin, bist du mir dennoch ein teurer Freund geworden, den ich stets am Leben wissen möchte. Und wenn dir das ohne Bedeutung ist, so denke daran, du hast noch eine Tochter, die den gleichen Wunsch nach deinem Überleben hegt.“
Daraufhin trat Larkyen ohne ein weiteres Wort zw i schen den Toten hindurch in Richtung des Kedanierl a gers. Seine Sinne waren um ein Vielfaches feiner gewo r den. Er roch bereits das Fleisch, das im Lager gekocht wurde, hörte die vielen Stimmen und das Wiehern der Pferde. Irgendwo hinter sich vernahm er auch Khorgos Schritte.
Als er die ersten Kedanier erblickte und sich anpirsc h te, war es fast wie in seinem Traum. Mit einer raschen Folge kräftiger
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