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Die Wiedergeburt (German Edition)

Die Wiedergeburt (German Edition)

Titel: Die Wiedergeburt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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Patryous, die auf den Pfaden des Ostens und des Westens wandelt, um jene zu beschützen, die gleich mir auf Reisen sind. Und Tarynaar wurde zum Gott des Landes Kentar.“
    „Trotzdem warst du nie da, als deine Anhängerschaft dich brauchte!“ klagte ihn Larkyen an.
    Tarynaar schickte ihm einen durchdringenden Blick. „Ich konnte nicht immer da sein. Viele Stimmen verhal l ten ungehört, und viele Kentaren starben, besonders als im Westen noch der Krieg tobte. So viele Rufe und Geb e te wurden an mich gerichtet. Das Volk der Kentaren wu r de beinahe völlig ausgerottet. Ich konnte nicht für jeden da sein, Larkyen. Ein Gott, der auf Erden wandelt, unte r liegt der Natur des Fleisches – ein weiteres Gesetz, dem selbst ein Kind der schwarzen Sonne sich nicht widerse t zen kann. Doch sei versichert, ich habe nie jemanden darum gebeten, auf meine Hilfe zu vertrauen.“
    „Aber sie tun es, und die Schuld habt ihr“, sagte La r kyen. „Ihr habt so manchem Menschen geholfen, der um Hilfe bat, und es zugelassen, wenn er seine Begegnung mit euch der Welt kundtat. So gabt ihr den Menschen Hof f nung, die sich nicht immer erfüllen wird, und schenktet ihnen Glauben, der in Abhängigkeit endet. W a rum sollten die Menschen noch auf sich selbst ve r trauen, wenn sie bloß ihre Wünsche in den Wind flüstern und darauf warten müssen, dass ihr erscheint? Die Me n schen begehen einen großen Irrtum, wenn sie sich der Gnade anderer ausliefern. Mein Adoptivvater erzählte mir von einer Zeit, in der die Menschen keine Götter kannten und jeder seines eigenen Schicksals Schmied war. Dorthin muss die Welt zurückkehren.“
    „Sei froh darüber, dass es Menschen gab, die an mich glaubten“, sprach Tarynaar. „Nur aufgrund eines Gebetes, das eine verzweifelte Mutter in den Wind flüsterte, bist du am Leben.“
    Verwundert sah Larkyen in Tarynaars Augen.
    „Wovon redest du?“
    „Ich war es, der dich damals fand“, erklärte Tarynaar.
    „Aber das ist unmöglich. Godan und die Yesugei …“
    „Godan trug dir nur auf, was ich ihm damals zu sagen gebot.“
    „Was ist damals geschehen? Erzähl es mir, Tarynaar!“
    „Der Flüchtlingskonvoi, der damals vom Westen nach Majunay zog, litt grausam unter dem langen Marsch. Ihre Nahrung war knapp, und viele waren zu schwach, weiter zu ziehen. Deine Mutter ahnte, dass über ihnen allen der Schatten des Todes kreiste. Sie flüsterte ihren Wunsch in den Wind, und ihre Worte drangen bis zu den Schlach t feldern des Westens, bis an mein Ohr. Ich vernahm die Kunde von ihrem Sohn, der unter der schwarzen Sonne geboren worden war. Deinetwegen verließ ich den We s ten und brach auf nach Majunay. Als ich den Konvoi e r reichte, hatten Banditen die geschwächten Flüchtlinge überfallen und fast alle ermordet. Dein Vater war längst tot. Gestorben mit dem Schwert in der Hand, während er versuchte, den Konvoi zu verteidigen. Deine Mutter aber lebte noch. Ich fand sie schwer verletzt auf dem kalten Steppenboden liegend. Sie hatte dich vor den Klingen der Banditen mit ihrem eigenen Leib geschützt. Sonst hätten sie dir deinen ersten Tod bereits im Säuglinsalter bereitet, und du wärst auferstanden, um für immer im Leib eines kleinen Kindes zu existieren, ohne ein Leben als Mann je kennenzulernen. Ein Gott, gefangen im Leib eines Säu g lings, ein spöttischer und erbärmlicher Anblick, von dem ich dich nur noch hätte erlösen können. Aber du lagst in ihren Armen, lebend und wohlauf. Und so hob ich dich auf meinen Arm. Mit ihrem letzten Atemzug verriet deine Mutter mir deinen Namen – Larkyen.
    Ich brachte dich zu den Yesugei, deren Warmherzi g keit und Güte mir wohlbekannt war. Obwohl sie Fremde mieden und ablehnten, erkannten sie dennoch die Got t heit in mir und leisteten meinem Wunsch, dich aufz u nehmen, Folge. Sie mussten mir versprechen, über deine wahre Herkunft zu schweigen.“
    „Warum aber wurde mir all das vorenthalten?“
    „Ich hielt es für eine weise Entscheidung. Wie sollte ein Kind mit solch einem Wissen fertig werden und mit solchen Kräften umgehen können? Erst bei der Ausl ö schung der Yesugei und deiner tödlichen Verwundung durch den vergifteten Pfeil brach die Zeit an, in der du wissen musstest, wer und was du bist. Deine Zeit ist g e kommen, La r kyen!“
    „Du hast viel Unrecht ertragen müssen“, sagte Patr y ous. „Du hast alles verloren, was dir lieb war, doch du bist nicht allein. Der Schamane Ojun hat uns von dir e r zählt. Der Wind trug seine Worte

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