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Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Titel: Die Wiederkehr des gefallenen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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schlief, waren nur wenige Fahrzeuge unterwegs. Hohe Gebäude flitzten an den Fenstern vorbei. Sie passierte ein Baugebiet, in dem Rottenbach zur Hälfte Platz gefunden hätte, dann wurde die Straße wieder enger.
    Neben ihr saß Damian in seinen Sitz eingesunken. Seine Augen waren geschlossen, der Atem ging schwer. Lara wusste nicht, ob er wach war, aber sie nahm es an. Wer konnte mit solchen Schmerzen schlafen? Die Sorge um ihn machte sie fast verrückt. Ihre eigenen Probleme waren vergessen. Der Junge, den sie liebte, litt Qualen und sie wusste nicht, was sie dagegen tun konnte.
    Aber irgendetwas musste sie tun.
    Nur was?
    Sie kam an einem Bahnhof vorbei, sah neben Leuchtreklamen verschiedener Geschäfte auch das Schild einer Apotheke. Da fiel ihr ein, dass sie zumindest versuchen sollte, seine Schmerzen zu lindern. Sie musste eine Apotheke finden, um Schmerzmittel zu kaufen. Eine Notfallapotheke, die um diese Uhrzeit Dienst hatte.
    Lara bremste ab und wendete auf der zweispurigen Straße, ohne auf die durchgezogene Linie zu achten. Sie fuhr die Strecke ein Stück zurück und parkte vor dem Bahnhof. Draußen vor der Scheibe tauchte die Beleuchtung die Szenerie in ein unheilvolles Licht. Lara fröstelte bei dem Gedanken, allein den verlassenen Bahnhof zu betreten, aber sie hatte keine Wahl.
    »Damian?«, flüsterte sie leise.
    Er schlug die Lider auf. In seinen Augen stand all die Qual, die er ertragen musste. Lara sah seine Beine zucken, sah die zu Klauen verkrampften Hände. Es war schlimmer, als sie es sich vorgestellt hatte.
    »Ja?«
    »Ich steige jetzt aus und hole dir ein Schmerzmittel.«
    Er hob den Kopf ein wenig an, versuchte, aus dem Fenster zu blicken, aber es gelang ihm nicht. Erschöpft sank er zurück in den Sitz.
    »Wo sind wir?«
    »Keine Ahnung«, gab Lara zu. »Irgendwo auf dem Weg zum Hotel.« Sie hoffte, dass es so war, aber es konnte genauso gut sein, dass sie sich verfahren hatte und nun durch den falschen Teil von Berlin irrte.
    »Was hast du vor?«
    »Hier ist eine Apotheke. Vielleicht hat sie offen, wenn nicht, dann finde ich die Adressen der Notfallapotheken mit Nachtdienst. Ich brauche Geld.«
    Mit Händen, die er kaum kontrollieren konnte, fasste er in seine Manteltasche und zog ein paar Geldscheine hervor. Zwei fielen auf den Fahrzeugboden, aber das war jetzt egal.
    Lara nahm ihm das Geld aus der Hand.
    »Schmerzmittel werden kaum helfen«, ächzte er mit gebrochener Stimme und versuchte sich an einem Lächeln.
    »Wir müssen es versuchen.«
    Er sah sie an.
    »Bitte sei vorsichtig.«
     
    Ben betrat die Diskothek und wurde vom Dröhnen der Musik in Empfang genommen, aber er blendete sie aus, so wie alles andere auch. Mädchen warfen ihm Blicke zu, Jungs sahen ihn herausfordernd an, aber das alles berührte ihn nicht. Seine Augen suchten den Dämon, der Jaak’al angerufen hatte. Ihm war befohlen worden, nahe dem Eingang auf ihr Eintreffen zu warten, und da stand er auch.
    Er war von schmaler Gestalt mit eingefallenen Wangen. Das aschblonde Haar begann schon, an den Schläfen zurückzuweichen. Eine viel zu spitze Nase ragte aus dem Raubvogelgesicht heraus. Er trug eine weiße Jeans und ein schwarzes Hemd, dessen obere Knöpfe geöffnet waren und eine schmächtige Brust freigaben. Insgesamt wirkte er wie das Klischee eines Discotänzers der Achtzigerjahre.
    Als Ben näher kam, sah er, dass die Lippen des Jungen vor Angst bebten. Er wusste sofort, Damian und Lara waren ihm erneut entkommen. Zorn wallte in ihm auf, drohte, ihn hinwegzuspülen, aber er zwang sich zur Ruhe und trat dicht vor den anderen.
    »Wo sind sie?«, fragte er heiser.
    »Sie sind gegangen, Herr«, winselte der Dämon. »Vor wenigen Augenblicken. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ihnen folgen oder auf Euer Eintreffen warten. Da ich kein Fahrzeug besitze, beschloss ich hierzubleiben, um Euch zu informieren.«
    »Sie sind gegangen«, wiederholte Ben. »Du weißt nicht zufällig, ob sie mit einem Taxi da waren?«
    »Nein, Herr. Äh … es ging alles ziemlich schnell. Eben tanzten sie noch ausgelassen, dann plötzlich packte sie ihn am Arm und zog ihn mit sich. Ich selbst befand mich zur gleichen Zeit am gegenüberliegenden Ende der Diskothek auf der Balustrade und es dauerte einen Moment, bis ich mich durch die Menge zu ihnen durchgewühlt hatte, aber da war es schon zu spät. Ich sah noch, wie sie ihre Jacken von der Garderobe holten, dann verschwanden sie zur Tür hinaus. Es ist nur einen Wimpernschlag her. Ihr

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