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Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Titel: Die Wiederkehr des gefallenen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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schlug die Augen auf und blickte an sich herab. Seine rechte Hand zitterte leicht. Noch immer steckte der lange Nagel darin, aber es war kein Blut zu sehen. Er drehte die Hand und wunderte sich. Offensichtlich verschloss der Nagel die Wunde so perfekt, dass kein Blut austreten konnte. Damian packte mit der anderen Hand den Nagel. Langsam zog er ihn heraus. Als es getan war, ließ er mit einem langen Seufzer die Luft aus seinem Brustkorb entweichen. Vorsichtig bewegte er die Finger wie ein Klavierspieler. Es ging zwar etwas mühsam, aber es ging. Er hatte die Kontrolle über seinen Körper zurückgewonnen. Damian lächelte. Achtlos ließ er den Nagel fallen und streckte die Hand der Sonne entgegen. Es war eine nutzlose Geste, aber es fühlte sich gut an, den Körper zu recken.
    Seine Gedanken wanderten zu Lara. Er lauschte in sich. Obwohl er nicht sagen konnte, warum, wusste er doch, dass sie glücklich war und dass es ihr gut ging.
    Sein Blick fiel auf die nahen Bäume des Waldes. Er spürte das Leben darin. All die kleinen und großen Lebewesen, die eine Gemeinschaft bildeten, lebten und starben.
    Er wollte nicht zurück in das Dorf. Zu den Menschen mit der Aufgeregtheit ihres Alltags, nein, ihn zog es in die Tiefe des Waldes. Der Wind, der durch die hohen Tannen rauschte, war einladendes Flüstern, das ihn willkommen hieß.
    Damian fühlte Frieden in sich. Das erste Mal, seit er in die Welt zurückgekehrt war. Die Schmerzen hatten nachgelassen und es war wie ein Geschenk. Dieses Geschenk wollte er annehmen und in seiner ganzen Pracht genießen.
    Für einen Moment schwiegen alle Stimmen in ihm, die vom ewigen Krieg zwischen Gut und Böse raunten. In diesem Moment war er nur ein Engel, der im Körper eines Menschen Gottes Schöpfung gegenübertrat.
    Und ein Teil von ihr wurde.

21.
    Der Unterricht war ereignislos vorbeigegangen.
    Lara spürte Bens warmen Atem, der über ihren Hals strich, als er sich zu ihr beugte und einen Kuss auf ihre Wange hauchte. Seine Hand streichelte sanft ihr Gesicht und seine Finger schrieben das Wort Liebe auf ihre Haut.
    Lara war glücklich.
    Sie waren nach der Schule gemeinsam nach Hause gegangen. Jetzt lag sie, die Augenlider geschlossen, auf dem Bett in ihrem Zimmer und genoss Bens Nähe. Seine Liebkosungen waren schöner als jemals zuvor. Heute gab es keine Eile, kein Drängen, Ben schien zu genießen, was er tat.
    Sein Zeigefinger fuhr die Linie ihres Halses nach. Dem Finger folgten seine Lippen, die jeden Zentimeter ihrer Haut mit Küssen bedeckten.
    Er schob ihr das T-Shirt von der Schulter und küsste ihren Oberarm. Seine Finger wanderten weiter, ertasteten die weichen Linien ihres Brustansatzes, aber mehr tat er nicht. Sanft zog er sich wieder zurück.
    Lara lächelte und schlug die Augen auf. »Das war sehr schön.«
    »Dann hat es dir gefallen?«
    »Oh ja«, seufzte sie genießerisch. »So eine zärtliche Massage könnte ich jeden Tag gebrauchen. Das entspannt.«
    »Na ja, eine richtige Massage war das ja nicht, aber wenn du dich ausziehst …«
    Sie knuffte ihn zärtlich. »Du bist unmöglich.«
    »Nein, ich weiß nur, was ich will.«
    »Und was willst du?«, fragte sie leise.
    »Dich«, antwortete er. »Nur dich.«
    Sie hob ihm ihr Gesicht entgegen, als er sich über Lara beugte.
    »Küss mich.«
     
    »Lara?«
    Ruhe.
    »Lara? Bist du da?«
    »Oh Mist«, stöhnte Lara auf. »Meine Mutter.«
    »Und?«
    »Sonst kommt sie nie so früh nach Hause. Eigentlich bleibt sie immer bis um sechs im Büro.«
    »Heißt das, sie kommt jetzt hoch? In dein Zimmer?«
    »Nein, das nicht gerade, aber sie wird mich suchen. Sie sieht ja an meinen Sachen im Flur, dass ich zu Hause bin.«
    »Ist doch kein Problem, wir haben doch nichts verbrochen.«
    »Ja. Nein. Ich meine, sie muss mir ja nicht ansehen, was wir hier machen. Lass mich kurz meine Haare richten.«
    Nur widerwillig entließ er sie aus seiner Umarmung und richtete sich auf. Mit fahrigen Händen stopfte er sein Hemd in die Jeans und fuhr sich durchs Haar.
    »Ich bin hier, Mom«, rief Lara laut.
    »Hast du Besuch?«, schallte es von unten zurück.
    »Ja, Ben ist da.«
    Jetzt fragt sie gleich, was wir gerade machen, dachte Lara und verkniff sich ein Grinsen.
    »Was macht ihr?«
    »Nichts, abhängen. Warte, ich komm gleich runter.«
    Sie blickte in den Spiegel, strich ihr Haar zurück, fuhr sich mit der Zunge prüfend über die Lippen und zupfte das T-Shirt zurecht.
    »Komm, wir gehen runter«, meinte Lara.
    »Warum?«
    »Na komm schon,

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