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Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Titel: Die Wiederkehr des gefallenen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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einmal kurz Guten Tag sagen, alles andere würde sie nur seltsam finden. Sie ist sowieso nicht besonders gut auf dich zu sprechen, wegen der SMS und so.«
    »Ein einziges Mal habe ich einen Fehler gemacht und am liebsten würde mich jeder dafür aufhängen«, brummte er.
    »Mach dir keine Sorgen, meine Mutter mischt sich nicht in meine Angelegenheiten, und wenn wir zusammen sind, akzeptiert sie das, aber wir müssen sie ja nicht absichtlich verärgern.«
    »Ich habe Kuchen mitgebracht. Will jemand einen Kaffee oder Tee? Ich brauche jetzt unbedingt etwas Warmes im Bauch«, kam es von unten.
    »Und?«, fragte Lara Ben.
    »Kaffee ist okay. Kuchen auch.«
    »Wir kommen gleich runter, Mama«, rief Lara. Sie schnappte Ben am Kragen und zog ihn heran. »Aber für einen Kuss reicht die Zeit noch«, flüsterte sie.
     
    »Hallo Ben«, begrüßte Rachel Winter den Freund ihrer Tochter. In ihren grünen Augen lag ein kühler Ausdruck.
    »Hallo, Frau Winter.«
    »Wie geht es dir? Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen.« Den zweiten Satz betonte sie absichtlich. Lara verdrehte die Augen und sandte ihrer Mutter einen wütenden Blick, über den diese aber geflissentlich hinwegsah.
    »Mir geht es ganz gut. Danke. Und Ihnen?«
    Laras Mutter nickte, als würde das ausreichen, um die Frage zu beantworten.
    »Lara hat mir erzählt, dass Sie nach Amerika fliegen.«
    »So, hat sie das.«
    »Toll, aus dem Wetter hier rauszukommen und die Sonne und das Meer zu genießen.«
    »Waren Sie schon einmal in den USA?«
    »Nein, leider noch nicht, aber es ist ein großer Traum von mir.«
    Dann wusste keiner mehr, was er sagen sollte. Stille legte sich über den Tisch. Lara schob den Teller mit dem Kuchen von sich. Plötzlich hatte sie keinen Appetit mehr. Sie trank einen Schluck Kaffee und beobachtete, wie Ben schweigend seinen Kuchen aß. Als er fertig war, erhob er sich abrupt.
    »Also, ich muss jetzt los. Danke für den Kuchen, Frau Winter.«
    Lara spürte, wie ihr vor Enttäuschung das Blut in die Wangen schoss. »Musst du wirklich schon gehen?«
    »Ja«, sagte er ruhig. »Ich will mich nachher noch mit den anderen zum Billard treffen und davor muss ich den Wagen meiner Mutter in die Werkstatt bringen.«
    Davon war vorher noch keine Rede gewesen, dass er so früh aufbrechen musste und was er noch alles zu tun hatte.
    Er lügt, dachte Lara. Will der peinlichen Situation mit meiner Mutter entkommen. Aber wer kann ihm das verdenken. Sie seufzte unhörbar.
    »Sehen wir uns später noch?«, fragte Lara.
    Ben runzelte die Stirn, als müsse er nachdenken. »Lass uns telefonieren«, meinte er ausweichend.
    Höflich reichte er ihrer Mutter die Hand und küsste Lara auf die Wange. Dann klapperte die Haustür und Ben war gegangen.
     
    Damian fühlte sich befreit. So als wäre eine große Last von ihm abgefallen. Noch immer schwebte große Gefahr über Lara, aber im Augenblick spürte er inneren Frieden und die Gewissheit, heute würde ihr nichts geschehen. Woher diese Zuversicht kam, wusste er nicht, aber endlich konnte er loslassen, sein Dasein in einem menschlichen Körper genießen.
    Um ihn herum herrschte Stille. Nur ab und an brach ein Ast unter dem feuchten Schnee, der alle Bäume bedeckte, aber ansonsten störte kein Geräusch die Abgeschiedenheit. Damian nahm die Tiere um sich herum wahr, die in Büschen verborgen oder unter der Erde schlafend den Winter verbrachten. Ihr Herzschlag war der Herzschlag der Natur. Langsam und stetig.
    Damian ging tiefer in den Wald hinein. Seine Schritte wurden schneller, dann rannte er durch die Bäume hindurch. Leichtfüßig sprang er über Wurzeln und herabgefallene Äste und immer fanden seine Füße sicheren Grund. Obwohl er rannte, bewegte er sich fast lautlos zwischen den Bäumen. Alle Schmerzen hatten ihn verlassen. Das Blut rauschte durch seinen Körper. Er verspürte ein erhabenes Gefühl, am Leben zu sein.
    Ein Habicht schreckte auf. Schrie und verschwand zwischen den hohen Baumstämmen.
    Damians Blick folgte ihm einen Moment.
    Dann lief er weiter in die hereinbrechende Dunkelheit hinein.
     
    Der Dämon zog durch die Dunkelheit des Waldes. Hier, fernab der Häuser hatte er seine menschliche Gestalt aufgegeben. Gelblicher Atem entströmte der flachen Nase. Er war nicht besonders groß, besaß die Statur eines Ringers, nur dass seine Schultern mindestens doppelt so breit waren. Seine Kleidung hatte er weggeworfen. Nackt genoss er die Kälte auf seiner schuppigen Haut, die von wandernden Warzen

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