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Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Titel: Die Wiederkehr des gefallenen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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ungerecht dir gegenüber.« Sie machte einen Schritt auf ihn zu, legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter. »Ich hoffe, du kannst mir verzeihen.«
    Als er den Kopf hob, vereinten sich die weißen Wolken ihres Atems, dann küssten sie sich. Lang und zärtlich.
    Irgendwann lösten sie sich voneinander.
    »Bring mich jetzt heim, Ben, bitte. Ich bin müde.«
    »Alles klar.«
    »Was ist mit den anderen?«
    »Die kommen auch mal eine Weile ohne mich aus.«
    Er drückte auf den Knopf seines Funkschlüssels, das Blinklicht flammte auf und die Türen des Fahrzeugs entriegelten sich. Lara stieg ein.
    Ja, sie war müde.
    Der Motor startete.
    Erneut fuhren sie durch die Nacht.

20.
    Der nächste Morgen zeigte sich von seiner besten Seite. Heute hatte sie erst zur dritten Stunde Unterricht und die Sonne schickte wärmende Strahlen über die Hausdächer. Lara nahm ihre dicke Wollmütze ab und genoss den leichten Wind, der mit ihren Haaren spielte. Gut gelaunt schritt sie den Weg zur Schule entlang.
    Ihre Gedanken waren beim gestrigen Abend. Bei Ben, der sie aufrichtig zu mögen schien. Es war wie eine Befreiung, dass sie sich bei ihm entschuldigt hatte. Seit diesem Moment ging es ihr besser. Sie konnte sich jetzt ihm öffnen und ihn so nehmen, wie er war. Es würde mit ihnen funktionieren. So wie sie sich das immer gewünscht hatte.
    Kurz glitten ihre Gedanken zu Damian.
    Ja, er war nett. Und er sah gut aus, möglicherweise hätte auch aus ihnen ein Paar werden können, aber das Schicksal hatte es anders gewollt. Er würde darüber hinwegkommen und es sprach nichts dagegen, mit ihm befreundet zu bleiben. Ben war schon das Ziel ihrer Sehnsüchte gewesen, als sie noch ein kleines Mädchen war. Lange bevor sie ihre kurze Beziehung gehabt hatten, war sie von seinem ansteckenden Lächeln fasziniert gewesen und hatte davon geträumt, in seinen Armen zu liegen.
    Und nun war er bei ihr, er liebte sie, und dass er einen Fehler gemacht hatte, konnte und wollte sie ihm verzeihen. Ben hatte sich geändert. Er hatte eine faire Chance für einen Neuanfang verdient. Deshalb konnte sie sich jetzt nicht auf diesen fremden Jungen einlassen, auch wenn sie spürte, dass es eine Verbindung zwischen ihnen gab.
    Als sie in die Jahnstraße einbog, kam ihr Ben entgegen. Sein Gesicht strahlte. Übermütig breitete er die Arme aus, sie rannte ihm die letzten Schritte entgegen und warf sich in seine Umarmung.
    Sie küssten sich lange.
    Er fasste nach ihrer Hand. »Da bist du ja. Ich habe auf dich gewartet.«
    Sie umfasste seine schmalen Finger. Die Berührung gab ihr Geborgenheit. Versprach ihr, dass es ein schöner Tag werden würde.
     
    Damian hatte sich in den Schutz einer verlassenen Scheune nahe dem Waldrand zurückgezogen. Die Schmerzen waren unerträglich. Wieder und wieder wurde sein Körper von heftigen Krämpfen geschüttelt, aber am schlimmsten war das Brennen in Füßen und Händen. Besonders seine Finger waren kaum noch zu gebrauchen. Wie die Klauen eines Raubvogels ruhten sie in seinem Schoß, während er auf Knien auf der nackten, kalten Erde hockte.
    Er hatte die Augen geschlossen, aber er betete nicht. Niemand konnte ihm helfen. Es war das Gesetz der Ewigkeit, dass sich Engel nicht lange in der Welt der Menschen aufhalten konnten, ohne Schaden zu nehmen. Spätestens nach einigen Tagen begann der Zerfallsprozess, der nur durch eine Rückkehr in den Himmel oder in die Hölle aufgehalten werden konnte. Dort würde sich die Seele erholen und das Leiden des menschlichen Körpers vergessen. Gab es keine Rückkehr, warteten nur noch Tod und Dunkelheit.
    Damian versuchte, die Finger seiner rechten Hand zu bewegen, aber sie gehorchten ihm nicht mehr, der Schmerz führte jetzt den Befehl und ließ sie willkürlich zucken, wenn die Wellen heftig wurden.
    Öffne dich, befahl er im Geist seiner Krallenfaust. Bei allem, was heilig ist, öffne dich.
    Aber nichts geschah.
    Warum geht es so schnell?, klagte er stumm, aber er kannte die Antwort. Trotz der Wiederaufnahme in den Himmel war sein Aufenthalt dort zu kurz gewesen, um ausreichend Energie aufzunehmen. So aber würde er dem Verfall kaum so lange widerstehen können, bis Laras Tag der Entscheidung hinter ihnen lag.
    Mir bleibt nicht genug Zeit. Ich werde sie verlieren. Noch einmal.
    Tränen liefen über sein Gesicht.
    Kämpfe. Du musst kämpfen. Wenn du versagst, gibt es keine Hoffnung mehr. Für niemanden.
    Gabriel und seine Engel würden alles versuchen, um Lara zu schützen, aber er bezweifelte,

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