Die Wiederkehr des gefallenen Engels
einfiel. Man konnte süchtig werden nach dieser Erfahrung.
Und man konnte süchtig werden nach Liebe, auch wenn das Leiden bedeutete, wie er es sich niemals hatte vorstellen können. Damian ließ sich tiefer in die Kissen sinken und sah durch die Fensterscheibe hinauf zum nachtschwarzen Himmel, an dem unzählige Sterne funkelten. Er beobachtete seinen weißen Atem, der in kleinen weißen Wolken zum Fahrzeugdach aufstieg und dort zerstob.
Wo Lara wohl sein mochte?
Ging es ihr gut?
Er hatte sie heute nicht gesehen. Schmerzvoll genug, aber nicht zu wissen, was mit ihr war, beunruhigte ihn. Doch dann lauschte er auf die flüsternde Stimme in seinem Inneren und spürte, dass sie glücklich war.
Kurz zuckte ein eifersüchtiger Gedanke durch seinen Kopf, aber er schob ihn beiseite. Hier draußen, fernab der Menschen, auf einem einsamen Waldparkplatz, war er zufrieden und er selbst.
Gott, der über alles wachte, hielt heute Nacht seine schützende Hand über Lara. Das Mädchen, das er liebte, war in Sicherheit.
Damian flüsterte ein Gebet. Dann fielen ihm die Augen zu und er schlief.
Aus dem Schatten des Waldes heraus trat eine schemenhafte Gestalt. Sie war hochgewachsen, mit schmaler Taille und breiten Schultern. Goldenes Haar fiel auf diese Schultern herab und glänzte im Mondlicht.
Danas trat langsam auf das Fahrzeug zu. Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht, als er sah, wie Damian im Schlaf die Lippen bewegte. Sein Atem hatte die Fensterscheibe beschlagen, aber nicht nur dadurch wurden seine Züge weich und auch die Härte darin war verschwunden.
Er ist ein wahrhaft großer Krieger, dachte Danas. Sowohl im Himmel wie auch in der Hölle spricht man seinen Namen mit Ehrfurcht aus.
Ich bin ihm nie zuvor begegnet, aber ich spüre tiefe Verbundenheit zu diesem Mann.
Danas hatte Damians Kampf mit dem Dämon beobachtet. Er war bereit gewesen einzugreifen, falls das Monster die Oberhand gewinnen sollte, und ein paar Mal hatte es danach ausgesehen, aber letztlich war das Untier besiegt worden. Danas bewunderte immer noch die Eleganz, mit der dies geschehen war.
Wahrlich ein großer Krieger. Aber jetzt sieht er aus wie ein Kind. Geborgen in den Armen des Schlafes.
Danas faltete die Hände und sprach seinen Segen über Damian. Dann verschwand er in den Schatten der Nacht.
Die Engel hatten sich in einem leer stehenden Haus zusammengefunden. Sie waren neun. Eine magische Zahl. Gabriel hielt die Lider geschlossen, wie alle anderen stand er stumm in dem Kreis, den sie gebildet hatten. Dies war die erste Zusammenkunft nach ihrem Erscheinen in Rottenbach. Gabriel hatte seine Engel ausgesandt, um die Lage zu sondieren. Nun berichteten sie ihm. Einige seiner Krieger waren Dämonen begegnet, hatten sie aber nur aus der Ferne beobachtet und Kämpfe vermieden. Danas hingegen war bei Damians Kampf mit einem der Höllenmonster zugegen gewesen und berichtete nun davon. Er sprach nicht laut, aber in ihrem Geist hörten sie seine sanfte Stimme. Auf seinem jugendlichen Gesicht lag Erregung, als er berichtete, mit welcher Eleganz Damian den Kampf für sich entschieden hatte.
Gabriel wurde unwillkürlich an Arias erinnert.
Sie sind wie ein Wesen in zwei Körpern, als teilten sie sich eine Seele, dachte er, verbarg aber diesen Gedanken vor den anderen.
Auch Arias hatte sich für den Kampf begeistert, hatte von Ruhm geträumt und davon, dass die Engel seine Taten besingen würden. Aber sein Stolz führte ihn in Damians Klinge und er war vergangen wie der Sommer.
Gabriel schlug die Augen nicht auf, aber er betrachtete Danas wehmütig.
Und du, mein Bruder? Willst du dich auch dem Tod hingeben? Auf der Suche nach Erfüllung im Kampf.
Wieder einmal fragte sich Gabriel, ob er der Verantwortung gerecht werden würde, die ihm Michael übertragen hatte. Manchmal spürte er Zweifel und … die Angst zu versagen. Aber er musste dies alles beiseiteschieben, wenn er seine Aufgabe im Angesicht des Herrn erfüllen wollte. Er musste den anderen mutig vorausgehen, ein Vorbild sein, nicht zögern, aber gleichzeitig zurückhaltend sein.
Er beneidete Danas um seinen kindlichen Eifer, die leuchtenden Augen und seine Freude auf den Kampf, aber er selbst wusste, dass das Dasein so unendlich viel komplizierter war.
Danas schlug nun die Augen auf und die anderen Engel taten es ihm nach. Seine Erzählung war beendet, aber noch immer war er erregt.
Auch Gabriel öffnete die Lider. Er sprach einen Segen über ihre Gemeinschaft und schickte die Engel
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