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Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Titel: Die Wiederkehr des gefallenen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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zurückgehen«, sagte Lara leise und löste ihre Hand aus seiner. Verlegen schob sie die Hände tief in die Manteltaschen. Damian ging schweigend neben ihr.
    Was war da gerade geschehen? Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, würde sie sagen, dass sie dabei war, sich in Damian zu verlieben, aber das konnte, das durfte nicht sein.
    Sie schaute ihn verstohlen an. Wenn er durch ihr Verhalten verärgert war, ließ er sich es nicht anmerken. Ruhig ging er neben ihr her. Seine Gesichtszüge wirkten entspannt.
    Lara fasste Mut.
    »Das, was da gerade passiert ist, Damian, das, also das war sehr schön, aber es bedeutet nicht, dass du auf mehr hoffen kannst.«
    Er blieb stehen und sah sie an.
    »Warum sagst du das?«
    »Ich … ich wollte nur klarstellen, dass … Nicht dass du dir falsche Hoffnung machst. Ich gehöre zu Ben.«
    Wie hörte sich das denn an? Oh Gott, wie konnte sie nur so etwas Blödes sagen? Ich muss es ihm erklären. Er wird es verstehen. Er ist sensibel. Wir können Freunde sein.
    Bevor sie etwas hinzufügen konnte, sprach er.
    »Ich verstehe.« Kaum hörbar. Ohne jeden Vorwurf, ohne Anklage.
    »Du verstehst mich?«, fragte Lara ungläubig nach.
    »Ja, das tue ich.«
    Lara erkannte instinktiv, dass er wirklich verstand. In seinen Augen lag Schmerz. Es war ein Schmerz, den sie nur allzu gut kannte. Vor nicht allzu langer Zeit hatte ihr Ben so wehgetan und nun tat sie das Gleiche Damian an. Sie wies ihn zurück. Aber in seinem Blick war auch die Liebe zu entdecken, die er für sie empfand, und das irritierte sie. Wie konnte er nach so kurzer Zeit derartig starke Gefühle für sie entwickelt haben? Lara schämte sich, dass sie seine Gefühle nicht auf die gleiche Weise erwidern konnte.
    »Ich werde gehen«, sagte Damian.
    Lara schreckte auf. Was? Wohin wollte er gehen? Meinte er etwa für immer? Es klang so.
    »Was sagst du da?«, fragte Lara.
    »Ich kehre zurück nach Berlin.«
    »Warum? Du bist doch gerade erst hierher gezogen, hast die Schule gewechselt und jetzt …«
    »Es muss sein.«
    »Du willst mir nicht sagen, was wirklich los ist, oder?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht.«
    »Du könntest es versuchen. Erklär mir, was sich in den letzten Minuten verändert hat. Davor war kein Wort davon gewesen, dass du zurück nach Berlin gehst.«
    »Es stand schon fest, bevor ich dir überhaupt begegnet bin.«
    »Du hast mir nichts davon gesagt? Ich verstehe das nicht.«
    »Ich konnte nicht darüber reden. Es gehört zu den Dingen, die man nicht ausspricht. Wenn es so weit ist, wirst du es verstehen.«
    »Ach und jetzt noch nicht?«
    »Nein.«
    »Ich bin nicht doof.«
    »Das weiß ich.«
    Sie sah ihn an. Forschte in seinem Blick nach Antworten, aber darin war nur das flehentliche Bitten um Vertrauen zu entdecken. Sie schluckte.
    »In Ordnung, ich vertraue dir.«
    Er nickte.
    »Wirst du mir sagen, wenn es so weit ist. Wenn die Zeit gekommen ist?«
    Damian nickte erneut.
    Lara trat dicht an ihn heran. Ihr Atem strich über sein Gesicht.
    »Es würde mir sehr leidtun, wenn ich mich nicht von dir verabschieden könnte. Man verliert nicht jeden Tag einen Menschen, der einem wichtig ist.«
     
    Als Lara nach Hause kam, herrschte heilloses Chaos. Ihre Mutter verbreitete vor ihrer Abreise eine gnadenlose Hektik. Wild mit den Händen fuchtelnd stand sie im Flur und stopfte hektisch Sachen aus einer Schachtel auf der Kommode in ihre Handtasche.
    Neben ihr machte Laras Oma ein verzweifeltes Gesicht. »Was willst du denn noch alles einpacken. Dein Koffer platzt aus den Nähten und deiner Handtasche geht es nicht besser.«
    »Das sind Medikamente, Mutter. Medikamente, die man vielleicht braucht und dann dankbar dafür ist, wenn man sie dabeihat.«
    Martha Helmsdorf wandte sich an ihre Enkelin. »Bitte Lara, erklär du ihr, dass es in Amerika ebenfalls Apotheken gibt, und soweit ich weiß, sind diese Apotheken rund um die Uhr geöffnet.«
    Lara lehnte sich gelassen an den Türpfosten und betrachtete das Schauspiel mit einem Lächeln.
    »Die haben dort nicht die gleichen Medikamente wie wir«, versetzte ihre Mutter harsch.
    »Aber dieselben Wirkstoffe.« Martha schüttelte in gespielter Verzweiflung den Kopf. »Lara, du solltest sehen, was sie alles für eine Woche Florida eingepackt hat. Die Sachen reichen einer normalen Frau für das ganze Jahr.«
    »Ach Quatsch«, brummte Rachel. »Es kann kalt werden, das Wetter umschlagen oder sonst etwas, dann …«
    »Ein Bikini und ein schickes Nachthemd, sage ich. Mehr

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