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Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Titel: Die Wiederkehr des gefallenen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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anders – jemand anderes. Aber wer?
    Sein Kopf schmerzte, während er alles um sich herum vergaß, dunkle Engel und Dämonen ausblendete und in sich hineinlauschte.
    Wer bin ich?, rief er in die Dunkelheit seiner Seele.
    Aber es gab keine Stimme, die ihm antwortete, nur der Klang der eigenen, verloren in der Ewigkeit.
    Verzweifelt riss er die Augen auf und erstarrte.

31.
    Martha Hermsdorf hatte einen schönen Abend mit ihren neuen Freundinnen erlebt, Karten gespielt, zwei Gläser französischen Rotwein getrunken und viel gelacht. Gut gelaunt und mit einem Lächeln auf den Lippen ging sie die verschneite nächtliche Straße entlang.
    In Gedanken war sie bei Rachel. Martha freute sich für ihre Tochter. Vielleicht würden all die Jahre der Einsamkeit nun enden. Wieder einmal spürte sie die große Schuld, die sie und ihr Mann Max auf sich geladen hatten. Aber dann verdrängte sie die düsteren Gedanken und sagte sich, dass von nun an alles gut werden würde. Sie bog in die Einfahrt ein, durchbrach den schützenden Schild der dunklen Engel und … nein, nichts würde gut.
    Vor ihr baute sich ein groteskes Bild auf und es dauerte nur einen Moment, bis sie begriff, was sie sah. Die Vergangenheit, die Schuld hatte sie eingeholt.
    Dämonen, dunkle Engel. Der Blick glitt zum Haus und wieder zurück. Wo war ihre Enkelin? Wo war Lara?
    Dann sah Martha sie. Am Boden kauernd, mit schmerzverzerrtem Gesicht.
    Martha zögerte nicht.
    Sie schrie auf.
    Und stürzte nach vorn.
     
    Es war, als wäre das Auftauchen von Martha Hermsdorf das Signal zum Kampf gewesen. Die Dämonen brüllten und warfen sich auf die dunklen Engel. Krallen durchschnitten die Luft, aber Beknathar und Nakamesh reagierten mit übernatürlicher Geschwindigkeit. Balletttänzern gleich wichen sie zur Seite aus. Ihre schwarzen Mäntel wirbelten wie Tücher in der Luft, dann sangen ihre Klingen ein tödliches Lied. Jeder der beiden Krieger kämpfte wie ein Spiegelbild des anderen. Ihre Bewegungen waren absolut synchron und von einer überirdischen Eleganz. Die Schwerter fuhren nieder, Dämonen vergingen in Feuersäulen, aber sofort nahmen andere ihren Platz ein und drängten nach vorn in den Kampf. Und der Tanz der Schwerter begann erneut.
     
    Ben registrierte das Auftauchen der alten Frau mit Genugtuung. Für einen Augenblick schienen die gefallenen Engel verwirrt, und das genügte seinen Jägern, um einen Angriff zu wagen.
    Er selbst beteiligte sich nicht an der Schlacht. Sollten die anderen kämpfen, er musste Lara an einen sicheren Ort schaffen, wo die gefallenen Engel sie nicht finden würden und er die Vermählung nach höllischem Ritual mit ihr vollziehen konnte. Lara würde seine Braut werden. In Blut und Schmerz gekleidet, würde sie von nun an ihm gehören. Sich seinem Willen beugen. Dank ihrer Kraft würde er die Welt beherrschen. Selbst Satan würde ohnmächtig mit ansehen müssen, wie er die letzten Portale in diese Welt schloss und ihn gemeinsam mit den Dämonenhorden für alle Ewigkeit in die Hölle verdammte. Dann war die Erde bereit, ihren wahren Herrscher zu empfangen. Unsterblich würde er von Ewigkeit zu Ewigkeit herrschen und selbst der Himmel würde ohnmächtig hinnehmen müssen, dass die Menschen ihm nicht mehr dienten. Ohne die Kraft des Guten in der Welt waren selbst die Engel machtlos. Ihr Wehklagen würde Generationen überdauern.
    Ben grinste und sah auf Lara hinab. »Zeit zu gehen«, sagte er, riss Lara auf die Beine und zog sie mit sich.
    Er war noch nicht weit gekommen, als sich ihm Martha Hermsdorf in den Weg stellte. Wie die alte Vettel es durch das Gemetzel bis zu ihm geschafft hatte, war ihm ein Rätsel, doch da stand sie nun und glotzte ihn aus wütenden Augen an.
    »Lass meine Enkelin los, du Ausgeburt der Hölle«, zischte sie.
    Ben schlug ihr achtlos mit der geballten Faust, die das Schwert hielt, ins Gesicht, die Alte taumelte, stolperte, fiel und blieb reglos liegen. Lara schrie auf.
    Ben marschierte an der Alten vorbei. Verächtlich spuckte er auf sie herab. Lara hielt er fest in seinem unmenschlichen Griff, unter keinen Umständen bereit, sie loszulassen. All die Gewalt um sie herum erzeugte in Lara Bilder aus der Vergangenheit. Szenen aus Berlin von dem Kampf im U-Bahnhof tauchten vor ihrem Geist auf, ließen sie erstarren und machten sie handlungsunfähig. Einzig Schreie des Entsetzens waren ihr noch geblieben.
    »Halt’s Maul«, brüllte Ben sie an. »Sie ist nicht tot, aber wenn du nicht aufhörst, dich zu wehren,

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