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Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Die Wiederkehr des gefallenen Engels

Titel: Die Wiederkehr des gefallenen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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er ihr hinterher. Er wartete einen Moment, bis er ein dumpfes Plumpsen hörte. »Bist du unten? Ist alles in Ordnung?«
    »Ja«, kam es leise zurück. »Hier ist es finster. Man sieht die Hand vor Augen nicht.«
    »Mach kein Licht an. Ich muss noch mal weg.«
    »Du lässt mich allein?«, fragte Lara ängstlich. Das Grauen der vergangenen Minuten hielt sie gefangen. In ihrem Kopf tobten Bilder aus ihrer Zeit in Berlin mit den jetzigen Geschehnissen um die Wette.
    »Nur kurz. Ich muss unsere Spuren verwischen. Jetzt in der Nacht sehen unsere Feinde sie nicht, aber beim ersten Strahl der Sonne sind sie uns in kürzester Zeit auf den Fersen.«
    »Dann lass uns weiter fliehen.« Ihre Stimme überschlug sich fast.
    Damian blickte sich hastig um, kniete sich nieder und streckte seine Hand durch die Öffnung nach Lara aus.
    »Lara, komm her. Halt meine Hand. Gut. Hör zu, wir würden ihnen im Dunkeln nur in die Arme laufen. Versprich mir hierzubleiben.« Er zog seine Hand zurück und seinen Mantel wieder an. »Ich muss gehen. Warte hier.«
    Dann verschwand er in der Nacht.
     
    Lara saß allein im Keller. Sie fröstelte. Zitterte. Sie fühlte sich erbärmlich. Damian hatte sie allein gelassen, wo sie ihn doch gerade erst wiedergefunden hatte. Sie versuchte, sich auf ihren Atem zu konzentrieren und sich zu beruhigen. Es half ein wenig. Der Druck in ihrer Brust ließ nach und ihr Herz klopfte nicht mehr ganz so wild. Sie schlang die Arme um ihre Beine und kauerte sich gegen die Kälte zusammen.
    Vor ihrem geistigen Auge tanzten die Bilder des Geschehenen, aber es mischten sich auch Eindrücke aus Berlin darunter. Sie sah sich selbst, wie sie in der großen Stadt ankam, mit dem Taxi zum Haus ihrer Großeltern fuhr. Max und Martha. Der Duft von frisch gebackenem Kuchen. Ein Bummel durch Berlin. Shoppen. Der Park. Nachts, zwei junge Männer, die sie überfallen wollten. Damian, der aus dem Nichts auftauchte. Sein Tanz gegen das Messer.
    Damian. Immer wieder Damian.
    Am See. Beim Kunstevent. In der coolen Bar »Last Cathedral« .Das kleine Bistro. Damian, der sie sanft küsste. Eine Nacht voller Glück. Dann die Wahrheit über ihre eigene Vergangenheit. Das dunkle Geheimnis ihrer Familie. Das Foto. Westermann, der ihr half, das Bild zu entschlüsseln.
    Die Erkenntnis.
    Die Erkenntnis, anders zu sein.
    Satans Tochter.
    6 666 Tage Leben.
    Und dann …
    … der Kampf im U-Bahn-Schacht. Damians Tod.
    Sie hatte alles vergessen. Selbst ihn. Selbst diese große Liebe. Doch nun war die Erinnerung zurück.
    Sie folgte diesen Bildern, ließ sich auf sie ein und erkannte, wie sehr sie und Damian sich geliebt hatten. Nun erkannte sie auch, dass ihre Zuneigung für Ben eigentlich ihm gehört hatte. Da sie nichts mehr von seinem Tod gewusst hatte, war die Liebe in ihr am Leben geblieben, hatte sich aber dem Falschen zugewandt. Dass sie Ben nicht lieben konnte, war also eine Art unbewusster Schutzmechanismus gewesen.
    Während die Minuten sich zur Unendlichkeit dehnten, schaffte sie es, ihre Gedanken zu ordnen. Ihre neu erwachte Liebe für Damian gab ihr die Kraft, in dem alten Keller auszuharren.
    Sie wusste, er würde zu ihr zurückkehren. So lange würde sie in der Dunkelheit auf ihn warten.
     
    Ben brauchte einige Sekunden, bis er begriff, dass Lara verschwunden war. Er duckte sich unter einem Hieb von Xam’al weg. Dieser Junge, Damian, war also ein Krieger des Himmels. Er fluchte. Ein einzelner Engel hatte ihm die Beute weggeschnappt. Während er noch mit diesem verfluchten Dämon kämpfte, der ihm eigentlich wie ein Hund gehorchen sollte, legten die Flüchtenden immer mehr Distanz zurück. Unweit von ihm tobte die Schlacht zwischen den gefallenen Engeln und seinen Jägern, aber es war abzusehen, wie dieser Kampf ausgehen würde. Schon jetzt waren mehrere der Dämonen in Feuerstürmen vergangen, während die dunklen Engel unverletzt und ohne zu ermüden weiter ihre gebogenen Klingen wirbeln ließen.
    Xam’al lauerte ihm gegenüber. Den Kopf zwischen die Schultern gezogen keuchte er, als würde er gleich ersticken. Ben registrierte zufrieden die zahlreichen tiefen Schnitte am Körper des Dämons, aus denen unablässig schwarzes Blut floss. Bald würde die Schwäche den Dämon in die Knie zwingen, dann war es ein Leichtes, ihm den Kopf abzuschlagen. Nur, diese Zeit hatte Ben nicht. Er musste unbedingt die Verfolgung von Lara aufnehmen. Sofort.
    Er vollführte eine Finte, auf die Xam’al nur noch taumelnd reagierte, dann zog er das Schwert

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