Die Wiederkehr des gefallenen Engels
bereits, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. Als sie die Tasse anhob und den ersten Schluck trank, dachte sie an ihre Mutter. Sie machte sich bewusst, dass es so etwas wie Schicksal gab. Auch ihre Mutter hatte einen Mann aus einer anderen Welt geliebt. Ihren Vater. Der dunkle Fürst war in ihr Leben getreten, hatte ihr Herz im Sturm erobert und war dann für immer verschwunden. Zurückgeblieben war eine tief verletzte, zurückgewiesene Frau, die Jahre gebraucht hatte, um darüber hinwegzukommen.
Und nun? Nun war sie selbst bereit, es ihr nachzutun. Auch ihr Herz würde zerschmettert und in den Boden getreten werden. Die Geschichte wiederholte sich. Vielleicht waren die Frauen in ihrer Familie nicht dafür geboren worden, glücklich zu sein.
Oma war glücklich mit ihrem Max. Sie haben sich wahrhaft geliebt, aber diese Liebe hat sie schreckliche Dinge tun lassen. Letztendlich haben sie ihre Tochter verraten und an den Teufel verkauft, auch wenn sie es getan haben, um Rachel zu schützen. Nicht alles, was man aus Liebe tut, ist gleichzeitig auch gut. Und was sie getan haben, war grausam. Nun wurde auch ihr Leben von Ereignissen, die über vierzig Jahre zurücklagen, bedroht. Ihre Großeltern hatten sich sehnlichst ein Kind gewünscht und dafür ihre Seele und die Seele ihrer Tochter verkauft und sie, Lara, sollte nun den Preis dafür bezahlen.
Nichts im Leben ist umsonst.
Vor vierzig Jahren hatte es begonnen und es würde morgen Nacht enden. So oder so.
Die Bestimmung würde sich erfüllen.
Oder auch nicht.
Sie würde sterben.
Oder leben.
Aber Damian würde sie verlassen, das spürte sie.
Für immer.
Damian nippte an seinem Kaffee, aber er nahm den Geschmack kaum wahr. In seinem Körper tobte der neu erwachte Schmerz. Rasende Flammen jagten durch seine Gliedmaßen, gaben ihm das Gefühl, innerlich zu verbrennen. Er presste die Lippen aufeinander und spürte, wie seine Backenzähne mahlten.
Ich darf mir nichts anmerken lassen. Lara ist labil. Wenn sie erfährt, wie es um mich steht, wird sie alle Hoffnung verlieren. Das darf nicht sein, sonst ist alles verloren.
Fr war froh, dass Lara in Gedanken versunken zu sein schien, denn so konnte er kurz die Augen schließen und versuchen, den Schmerz aus seinen Gedanken zu vertreiben. Es funktionierte nicht. Als er die Augen wieder aufschlug, waren die Schmerzen genauso stark wie zuvor. Aber er fühlte auch, dass es in seinem Körper noch Kraftreserven gab. Er würde noch eine Weile durchhalten. Wie lange er noch dem Verfall widerstehen konnte, wusste er nicht, aber er würde bis zum letzten Atemzug um sein Leben kämpfen. Allein um Lara zu schützen.
Als er den Kopf hob, flirrte die Luft vor seinen Augen, aber er zwang sich zu einem Lächeln.
»Der Kaffee ist gut.«
»Ja.«
»Wenn wir das Café verlassen, werden wir uns ein Hotel suchen, wo wir die Nacht verbringen können.«
»Wir haben nichts dabei. Keine Ersatzkleidung, keine Waschartikel und keinen Schlafanzug. Ziemlich auffällig ohne Gepäck, oder?«
»Das stimmt. Was können wir tun?«
»Wir machen einen auf Liebespaar. Mann und Frau, die nur am Vergnügen interessiert sind. Wenn wir die großen Hotels meiden und uns eine kleine Pension oder ein billiges Hotel suchen, könnte es klappen. Allerdings haben wir keine Ausweise. Meiner liegt zu Hause und ich vermute mal, du hast überhaupt keinen. Wenn sie uns also danach fragen, und das werden sie unter Garantie, haben wir ein Problem.« Sie stützte den Kopf in die Hand. »Das Beste ist, wir suchen eine richtige Absteige, wo man keine Fragen stellt, auch wenn das nicht unbedingt die saubersten Unterkünfte sind.«
»Wir können überall hingehen. Ich habe die Macht …«
»Ja, ich weiß, aber ich finde es gefährlich, wenn du Menschen beeinflusst, das ist zu auffällig. Im Zug war es okay, wir hatten keine andere Wahl, aber hier in der Stadt müssen wir vorsichtig sein. Wir können es uns nicht leisten, von der Polizei aufgegriffen zu werden.«
»Gut, ich werde es bedenken.«
Lara warf ihm einen seltsamen Blick zu. »Was ist mit dir?«
»Was soll sein?«
»Deine Hände zittern.«
Er blickte auf die Kaffeetasse, die er in der Hand hielt. Etwas Kaffee war übergeschwappt und auf den Tisch getropft.
»Oh«, sagte er gespielt überrascht. »Wie ungeschickt.«
Er nahm eine Serviette und wischte den verschütteten Kaffee auf. Auch dabei zitterte seine Hand. Er wusste, dass Lara ihn gerade genau beobachtete.
Halte still. Halte still.
Es
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