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Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Titel: Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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sich in ihnen etwas Mitnehmenswert befunden hätte, würde man sie abgeschlossen haben. Nein, sie wollte etwas aus dem Schränkchen nehmen. Aber, hallo, da ist ja ein Kratzer! Reißen Sie mal ein Streichholz an, Watson. Was haben Sie mir von dem Kratzer erzählt, Hopkins?«
      Die Schmarre, die er untersuchte, begann bei dem Messingbeschlag rechts vom Schlüsselloch und zog sich vier Inch lang über den Lack hin.
      »Den Kratzer habe ich bemerkt, Mr. Holmes. Aber an Schlüssellöchern gibt es immer Kratzer.«
      »Dieser hier ist frisch, ganz frisch. Sehen Sie nur, wie das Messing glänzt, wo er anfängt. Ein alter Kratzer hätte die gleiche Farbe wie die ganze Oberfläche. Sehen Sie sich das einmal durch meine Lupe an. Auch den Lack. Sieht aus wie aufgeworfene Erde zu Seiten einer Furche. Ist Mrs. Marker in der Nähe?«
      Eine ältere Frau mit verdrießlichem Gesicht betrat das Zimmer.
      »Haben Sie gestern morgen das Schränkchen hier abgestaubt?«
      »Ja, Sir.«
      »Und diesen Kratzer bemerkt?«
      »Nein, Sir.«
      »Dessen bin ich sicher, denn das Staubtuch hätte die Lackpartikel weggewischt. Wer bewahrt den Schlüssel zu diesem Schränkchen auf?«
      »Der Professor trägt ihn an seiner Uhrkette.«
      »Ist es ein einfacher Schlüssel?«
      »Nein, Sir, es ist ein Schlüssel von Chubb.«
      »Sehr schön, Mrs. Marker. Sie können wieder gehen. Nun sind wir einen kleinen Schritt weiter. Unsere Dame betritt also das Zimmer, geht zum Schreibtisch und öffnet das Schränkchen oder versucht es zu öffnen. In dem Augenblick kommt der junge Willoughby Smith herein. In der Hast, mit der sie den Schlüssel abzieht, macht sie einen Kratzer auf die Tür. Er ergreift sie, und sie nimmt den nächstbesten Gegenstand – das war zufällig das Messer – und stößt damit auf ihn ein, um loszukommen. Der Stoß ist verhängnisvoll. Er fällt zu Boden, sie entflieht, entweder mit dem Gegenstand, dessentwegen sie kam, oder ohne ihn. Ist das Dienstmädchen Susan da? Trat jemand aus dieser Tür, nachdem Sie den Schrei gehört hatten, Susan?«
      »Nein, Sir, das ist unmöglich. Auch schon von der Treppe her hätte ich jeden im Korridor gese hen. Jedenfalls hätte ich gehört, wenn die Tür geöffnet worden wäre.«
      »Soviel also zu diesem Ausgang. Dann ist also die Dame auf dem Weg hinausgelangt, auf dem sie hineingekommen war. Und dieser Gang hier führt nur zum Schlafzimmer des Professors. Man kommt über ihn also nicht ins Freie?«
      »Nein, Sir.«
      »Wir werden ihn einmal ausprobieren und die Bekanntschaft des Professors machen. Hallo, Hopkins, das ist ja sehr wichtig! Wirklich, sehr wichtig! Der Korridor zum Zimmer des Professors ist auch mit Kokosmatten ausgelegt.«
      »Ja, und was soll das bedeuten?«
      »Sehen Sie denn nicht, was es bedeuten könnte? Nun gut, ich will nicht darauf bestehen. Sicherlich habe ich unrecht. Und doch scheint mir, es wäre ein Anhaltspunkt. Kommen Sie und stellen Sie mich vor.«
      Wir schritten durch den Korridor; er hatte dieselbe Länge wie der, der in den Garten führte. An seinem Ende befand sich eine kleine Treppe, die zu einer Tür führte.
      Hopkins klopfte und ließ uns den Vortritt in das Schlafzimmer des Professors.
      Es war ein sehr großer Raum. Zahllose Bücher, die in den Regalen rings keinen Platz mehr gefunden hatten, lagen stapelweise in den Ecken und zu Füßen der Schränke. Das Bett stand in der Mitte des Zimmers, und darin saß, von Kissen im Rücken gestützt, der Hausherr. Ich bin selten einem Menschen begegnet, der bemerkenswerter aussah. Uns zugekehrt war ein hageres Gesicht mit einer Adlernase; die durchdringenden dunklen Augen lagen unter dichten, buschigen Brauen in tiefen Höhlen. Haar und Bart waren weiß, abgesehen von der seltsamen gelben Färbung rund um den Mund. Mitten in diesem Gestrüpp weißen Haars glomm eine Zigarette, und die Luft im Raum war geschwängert von abgestandenem Tabakrauch. Als der Mann Holmes die Hand entgegenstreckte, stellte ich fest, daß auch sie gelb von Nikotin war.
      »Sind Sie Raucher, Mr. Holmes?« sagte er. Er sprach ein gewähltes Englisch mit einem sonderbaren, gezierten Akzent. »Bitte, nehmen Sie eine von diesen Zigaretten. Und Sie, Sir? Ich kann sie empfehlen, denn ich lasse sie eigens bei Ionides in Alexandria anfertigen. Er schickt mir jedesmal tausend Stück, und ich muß Ihnen leider gestehen, daß ich alle vierzehn Tage eine Sendung brauche. Schlimm, Sir, sehr

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