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Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Titel: Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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von gestern abend nichts zu tun. Wenn Sie und Ihr Freund sich setzen möchten, werde ich Ihnen alles berichten, was ich weiß.
      Ich bin Sir Eustace Brackenstalls Ehefrau. Seit einem Jahr sind wir verheiratet. Ich nehme an, es ist nutzlos, wenn ich zu verhehlen versuche, daß unsere Ehe nicht glücklich war. Ich fürchte, alle Nachbarn würden Ihnen das sagen, selbst wenn ich es leugnen wollte. Vielleicht liegt die Schuld daran zum Teil bei mir. Ich bin in der freieren, weniger konventionellen Atmosphäre Südaustraliens aufgewachsen, und die britische Lebensart mit ihrer Genauigkeit und Steifheit liegt mir nicht. Aber der Hauptgrund rührt aus der Tatsache, die Ihnen jedermann bestätigen kann, daß Sir Eustace ein schwerer Trinker war. Mit so einem Manne eine Stunde zu verbringen ist unerfreulich; können Sie sich vorstellen, was es für eine sensible und stolze Frau bedeutet, Tag und Nacht an ihn gefesselt zu sein? Es ist ein Frevel, ein Verbrechen, eine Niederträchtigkeit, darauf zu bestehen, daß eine solche Ehe bindend bleiben soll. Ich sage Ihnen, Ihre ungeheuerlichen Gesetze werden einen Fluch über das Land bringen – der Himmel wird solche Verderbtheit nicht ewig dulden.«
      Für einen Augenblick richtete sie sich auf, die Wangen waren gerötet, und die Augen funkelten unter dem gräßlichen Mal auf der Stirn. Dann zog die starke Hand der strengen Zofe ihren Kopf beruhigend auf das Kissen zurück, und der wilde Zorn verebbte in einem leidenschaftlichen Schluchzen.
      Schließlich fuhr sie fort: »Ich werde Ihnen erzählen, was gestern abend geschah. Vielleicht ist es Ihnen schon aufgefallen, daß die gesamte Dienerschaft im neuen Trakt des Hauses wohnt. Dieser Zentralbau enthält die Wohnzimmer, dahinter liegt die Küche und oben unser Schlafzimmer. Meine Zofe Theresa schläft über meinem Zimmer. Hier gibt es sonst niemanden, und kein Geräusch von hier kann die Leute in dem entfernter liegenden Seitenflügel wecken. Das müssen die Einbrecher gewußt haben, sonst wären sie nicht so vorgegangen, wie sie es taten.
      Sir Eustace zog sich gegen halb elf zurück. Die Diener waren schon in ihre Zimmer gegangen. Nur meine Zofe war noch auf, sie wartete in ihrem Zimmer unterm Dach, bis ich ihre Dienste brauchen würde. Ich saß bis nach elf in diesem Raum, ganz in ein Buch vertieft. Dann machte ich, ehe ich nach oben ging, einen Rundgang, um mich zu vergewissern, daß alles in Ordnung sei. Es hat sich eingebürgert, daß ich noch nach dem Rechten sehe, denn auf Sir Eustace war, wie ich Ihnen schon erklärt habe, nicht immer Verlaß. Ich schaute in die Küche, in den Anrichteraum, in das Waffenzimmer, ins Billardzimmer, in den Salon und ging schließlich ins Eßzimmer. Als ich mich dem Fenster näherte, das von einem schweren Vorhang verdeckt wird, spürte ich plötzlich, wie mir der Wind ins Gesicht blies, und begriff so, daß das Fenster offenstand. Ich zog den Vorhang beiseite und fand mich einem älteren, breitschultrigen Mann gegenüber, der gerade eingetreten sein mußte. Das Fenster ist eines dieser hohen französischen, es kann als Tür zum Garten benutzt werden. Ich hielt meinen Nachttischleuchter in der Hand, und im Licht der Kerze bemerkte ich zwei weitere Männer, die hinter dem älteren ins Zimmer nachdrängten. Ich tat einen Schritt zurück, aber der Kerl folgte mir sofort. Erst packte er mich bei den Handgelenken, dann an der Kehle. Ich wollte schreien, doch er verabreichte mir einen wilden Faustschlag aufs Auge und warf mich zu Boden. Ich muß für einige Minuten bewußtlos gewesen sein, denn als ich wieder zu mir kam, stellte ich fest, daß sie die Klingelschnur heruntergerissen und mich damit an dem eichenen Stuhl festgebunden hatten, der am Kopf des Eßzimmertisches steht. Ich war so eng gefesselt, daß ich mich nicht bewegen konnte, und ein Taschentuch um meinen Mund machte es mir unmöglich, einen Ton von mir zu geben. In ebendiesem Augenblick betrat mein unglücklicher Mann den Raum. Offensichtlich hatte er verdächtige Geräusche gehört, denn er schien mir auf eine Szene der Art, wie er sie vorfand, vorbereitet. Er kam in Hemd und Hose und hatte seinen geliebten Schlehdornknüttel in der Hand. Er stürzte sich sofort auf einen der Einbrecher, aber ein anderer – es war der ältere Mann – bückte sich, nahm den Schürhaken aus dem Kamin und gab ihm, als er in Reichweite war, einen furchtbaren Schlag über den Kopf. Lautlos fiel er hin und bewegte sich nicht mehr. Ich verlor

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