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Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Titel: Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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und sie in den nächsten Teich werfen?«
      »Das ist wahrlich ein exzentrisches Verhalten. Ich war nur von der Überlegung ausgegangen, daß Leute, die Silberbestecke an sich genommen haben und sie gar nicht behalten wollen, sondern nur auf das Legen einer falschen Fährte aus sind, sich natürlicherweise umtun würden, sie loszuwerden.«
      »Aber wieso ist Ihnen eine solche Überlegung in den Kopf gekommen?«
      »Nun, ich hielt es für möglich. Als sie durch das französische Fenster ins Freie traten, lag vor ihrer Nase der Teich, mit einem verführerischen Loch im Eis. Konnte es ein besseres Versteck geben?«
      »Ein Versteck – das ist besser!« rief Stanley Hopkins. »Ja, ja, jetzt ist mir alles klar. Es war noch früh, aber auf den Straßen gingen Leute, sie hatten Angst, mit dem Silber gesehen zu werden – da haben sie es im Teich versenkt, mit dem Vorsatz, wieder zurückzukommen und es zu bergen, sobald die Luft rein war. Ausgezeichnet, Mr. Holmes – das gefällt mir besser als Ihr Einfall mit der falschen Fährte.«
      »So ist es. Sie haben eine bewundernswürdige Erklärung. Zweifellos waren meine Überlegungen ziemlich wild, aber Sie müssen zugeben, daß sie zur Entdeckung des Silbers geführt haben.«
      »Ja, Sir, ja. Das ist ganz Ihr Werk. Aber ich habe einen schlimmen Rückschlag erlitten.«
      »Einen Rückschlag?«
      »Ja, Mr. Holmes. Die Randall-Bande ist heute morgen in New York verhaftet worden.«
      »Du lieber Himmel, Hopkins! Das läuft Ihrer Theorie, daß sie einen Mord in Kent begangen haben, ziemlich zuwider.«
      »Das ist verhängnisvoll, Mr. Holmes, absolut verhängnisvoll. Aber es gibt noch andere Dreierbanden außer den Randalls, oder es handelt sich um eine ganz neue Gang, von der die Polizei bisher noch nichts gehört hat.«
      »Ganz recht. Das ist durchaus möglich. Wie, Sie wollen uns schon verlassen?«
      »Ja, Mr. Holmes. Ehe ich der Sache nicht auf den Grund gekommen bin, gibt es für mich keine Ruhe. Haben Sie vielleicht nicht noch einen Hinweis für mich?«
      »Einen habe ich Ihnen schon gegeben.«
      »Welchen?«
      »Nun, ich sprach von einer falschen Fährte.«
      »Aber warum, Mr. Holmes, warum?«
      »Ja, das ist tatsächlich die Frage. Trotzdem empfehle ich Ihnen, die Annahme zu durchdenken. Womöglich finden Sie doch noch, daß etwas daran ist. Sie möchten nicht zum Dinner bleiben? Na gut denn – auf Wiedersehen, und lassen Sie uns wissen, wie Sie vorankommen.«
      Das Dinner war vorüber und der Tisch abgedeckt, als Holmes noch einmal auf die Sache zu sprechen kam. Er hatte sich eine Pfeife angezündet und hielt die in Pantoffeln steckenden Füße der fröhlichen Wärme des Kamins entgegen. Plötzlich blickte er auf seine Uhr.
      »Ich erwarte, daß sich etwas entwickelt, Watson.«
      »Wann?«
      »Jetzt – innerhalb der nächsten Minuten. Ich behaupte, Sie denken, ich habe Stanley Hopkins vorhin schlecht behandelt.«
      »Ich vertraue auf Ihr Urteil.«
      »Eine sehr vernünftige Antwort, Watson. Sie müssen das so sehen: Was ich weiß, ist inoffiziell, und was er weiß, ist offiziell. Ich habe ein Recht auf privates Urteil, er hat es nicht. Er muß alles offenbaren, sonst wird er zu einem Verräter an der Sache, der er dient. In einem zweifelhaften Fall möchte ich ihn nicht in eine so peinliche Situation bringen, also behalte ich mein Wissen für mich, bis ich mir selber in der Angelegenheit klargeworden bin.«
      »Aber wann wird das sein?«
      »Die Zeit ist gekommen. Sie werden jetzt Zeuge der letzten Szene eines bemerkenswerten kleinen Dramas sein.«
      Wir hörten ein Geräusch von der Treppe, dann wurde die Tür geöffnet, und herein kam ein solches Muster an Männlichkeit, wie ich noch keines unsere Schwelle hatte überschreiten sehen. Es war ein sehr großer junger Mann mit blondem Schnurrbart, blaue Augen und von einer tropischen Sonne gebräunter Haut; sein federnder Gang verriet, daß die riesige Gestalt so behende wie stark war. Er schloß die Tür hinter sich und stand dann da, die Fäuste geballt, schwer atmend, und suchte offensichtlich eines Gefühls Herr zu werden, das ihn zu überwältigen drohte.
      »Setzen Sie sich, Captain Croker. Mein Telegramm hat Sie erreicht?«
      Unser Besucher sank in einen Lehnsessel und sah uns abwechselnd fragend an.
      »Ich habe Ihr Telegramm erhalten und bin zu der von Ihnen vorgeschlagenen Zeit gekommen. Ich hörte, daß Sie im

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