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Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Titel: Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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wer könnte dann ein Interesse daran haben, daß der Brief an die Öffentlichkeit kommt? Warum sollte ihn jemand stehlen und veröffentlichen wollen?«
      »Damit, Mr. Holmes, kommen wir in die Regionen hoher internationaler Politik. Wenn Sie die europäische Situation erwägen, dürfte es Ihnen nicht schwerfallen, die Motive zu erkennen. Europa gleicht einem bewaffneten Heerlager. Zwei Bündnissysteme halten die Situation in der Balance. Großbritannien ist das Zünglein an der Waage. Würde Britannien in den Krieg mit dem einen Bündnissystem getrieben, würde es die Vormachtstellung des anderen sichern, ganz gleich, ob dieses sich nun an dem Krieg beteiligte oder nicht. Können Sie mir folgen?«
      »Sehr gut. Es liegt demnach im Interesse der Feinde des Herrschers, den Brief an sich zu bringen und ihn bekanntwerden zu lassen, damit es zwischen seinem Land und dem unseren zu einem Bruch kommt.«
      »So ist es, Sir.«
      »Und an welche Adresse würde das Dokument geschickt werden, wenn es einem Feind in die Hände fiele?«
      »An irgendeine der großen Regierungskanzleien Europas. Wahrscheinlich ist es jetzt schon unterwegs, schnell, wie Dampfkraft es expedieren kann.«
      Mr. Trelawney Hope ließ den Kopf auf die Brust sinken und stöhnte laut. Der Premierminister legte ihm freundlich die Hand auf die Schulter.
      »Es war ein Unglück, mein lieber Junge. Niemand kann Sie verantwortlich machen. Sie haben keine Vorsichtsmaßnahme außer acht gelassen. Jetzt, Mr. Holmes, kennen Sie alle Tatsachen. Welches Vorgehen empfehlen Sie?«
      Holmes schüttelte traurig den Kopf.
      »Glauben Sie, Sir, daß es Krieg gibt, wenn das Dokument nicht aufgefunden wird?«
      »Ich glaube, das ist sehr wahrscheinlich.«
      »Dann, Sir, bereiten Sie sich auf den Krieg vor.«
      »Das sind harte Worte, Mr. Holmes.«
      »Ziehen Sie die Tatsachen in Betracht, Sir. Unmöglich kann der Brief nach halb zwölf Uhr nachts gestohlen worden sein, weil, wenn ich es recht verstanden habe, Mr. Hope und seine Frau sich von da an bis zu dem Zeitpunkt, als der Verlust entdeckt wurde, in dem Schlafzimmer aufgehalten haben. Also ist er gestern abend zwischen halb acht und halb zwölf entwendet worden, wahrscheinlich eher früher als später; denn der, der ihn entwendete, wußte offensichtlich, daß er sich dort befand, und hat natürlich getrachtet, ihn so früh wie möglich an sich zu bringen. Nun, Sir, wenn ein Dokument von diesem Gewicht um diese Zeit gestohlen wurde, wo könnte es sich jetzt befinden? Niemand hätte einen Grund, es bei sich zu behalten. Es ist auf schnellstem Weg denen zugeleitet worden, die es brauchen. Welche Chance haben wir also, es einzuholen oder auch nur seine Spur aufzunehmen? Es befindet sich außerhalb unserer Reichweite.«
      Der Premierminister stand vom Sofa auf.
      »Was Sie sagen, ist völlig logisch, Mr. Holmes. Ich fühle wirklich, die Sache ist uns aus den Händen geglitten.«
      »Nehmen wir einmal an – nur ganz hypothetisch –, der Brief wurde von der Zofe oder dem Kammerdiener gestohlen…«
      »Beide sind alte zuverlässige Diener.«
      »Wenn ich Sie recht verstanden habe, liegt das Schlafzimmer im zweiten Stock, von außen gibt es keinen Zugang, und von drinnen konnte niemand unauffällig hinaufgelangen. Also muß jemand aus dem Haus den Brief entwendet haben. Wohin würde der Dieb ihn bringen? Doch wohl zu einem der verschiedenen internationalen Spionageagenten, deren Namen mir ziemlich geläufig sind. Von dreien kann man behaupten, daß sie in ihrem Gewerbe eine Spitzenstellung einnehmen. Ich werde meine Nachforschungen damit beginnen, daß ich mich auf den Weg mache und herausfinde, ob sie alle auf ihrem Posten sind. Fehlt einer – besonders wenn er seit gestern abend verschwunden ist –, dann haben wir damit einen Hinweis, welchen Weg das Dokument genommen hat.«
      »Warum sollte einer fehlen?« fragte der Staatssekretär für europäische Angelegenheiten. »Er brauchte das Dokument doch nur zu einer Botschaft in London zu bringen.«
      »Ich glaube nicht, daß er das getan hat. Diese Agenten arbeiten unabhängig, und ihre Beziehungen zu den Botschaften sind oft gespannt.«
      Der Premierminister nickte zustimmend.
      »Ich glaube, Sie haben recht, Mr. Holmes. Ein Agent würde ein so wertvolles Stück eigenhändig der Regierung überbringen. Ich finde Ihren Plan ausgezeichnet. Wir, Hope, dürfen unterdessen wegen dieses einen Unglücks nicht unsere

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