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Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Titel: Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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stöhnte und vergrub ihr Gesicht in den Händen.
      »Sie müssen sich damit abfinden, Madame. Wenn es Ihrem Gatten geraten erscheint, Sie in der Sache im dunkeln zu lassen, kann dann ich, der ich die wahren Tatsachen nur unter dem Sie gel des Berufsgeheimnisses erfahren habe, Ihnen mitteilen, was er zurückhält? Das von mir zu verlangen, ist nicht fair. Ihn müssen Sie fragen.«
      »Ich habe ihn gefragt. Ich komme zu Ihnen als meiner letzten Zuflucht. Aber auch wenn Sie mir nichts Endgültiges mitteilen, könnten Sie mir, Mr. Holmes, einen großen Dienst erweisen, indem Sie mich in einem Punkt aufklärten.«
      »In welchem, Madame?«
      »Sieht es so aus, als könnte die politische Karriere meines Mannes unter dem Vorfall leiden?«
      »Nun, Madame, wenn die Sache nicht in Ordnung gebracht wird, würde sie gewiß unglückliche Auswirkungen haben.«
      »Ah!« Scharf zog sie die Luft ein, wie jemand, dessen Zweifel beigelegt sind.
      »Noch eine Frage, Mr. Holmes. Aus einer Bemerkung, die meinem Gatten im ersten Schock über das Unheil entfahren ist, schließe ich, daß vom Verlust des Dokuments schreckliche Konsequenzen für die Allgemeinheit ausgehen können.«
      »Wenn er es sagt, will ich es nicht leugnen.«
      »Und welcher Art wären diese?«
      »Nein, Madame, da fragen Sie mich wieder mehr, als ich beantworten darf.«
      »Dann werde ich Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen. Ich schelte Sie nicht, Mr. Holmes, daß Sie sich geweigert haben, offener mit mir zu reden, und Sie Ihrerseits, dessen bin ich sicher, werden nicht schlecht von mir denken, weil ich, auch gegen den Willen meines Gatten, seine Be fürchtungen teilen möchte. Ich bitte Sie noch einmal, nicht über meinen Besuch zu sprechen.«
      Von der Tür her blickte sie noch einmal zu uns zurück, und ich empfing einen letzten Eindruck von diesem schönen, heimgesuchten Gesicht, den verstörten Augen und dem zusammengepreßten Mund. Dann war sie fort.
      »Nun, Watson, das schöne Geschlecht fällt in Ihr Ressort«, sagte Holmes, als das sich entfernende Rascheln der Röcke mit einem Zuschlagen der Haustür endete. »Worauf war die schöne Dame aus? Was wollte sie wirklich?«
      »Ihre Darlegungen waren klar und ihre Befürchtungen sehr natürlich.«
      »Hm! Bedenken Sie ihr Aussehen, Watson, ihre ganze Art, die unterdrückte Erregung, die Ruhelosigkeit, die Hartnäckigkeit, mit der sie Fragen stellte. Denken Sie daran, daß sie aus einer Kaste stammt, in der man nicht so schnell seine Gefühle zeigt.«
      »Sie war sicherlich sehr bewegt.«
      »Denken Sie auch an den seltsamen Eifer, mit dem sie uns versicherte, es sei das beste für ihren Mann, wenn sie alles wüßte. Was hat sie damit gemeint? Und Sie müssen auch beobachtet haben, Watson, wie sie herummanövrierte, um das Licht im Rücken zu haben. Sie wollte nicht, daß wir ihr die Gefühle vom Gesicht ablesen könnten.«
      »Ja, sie hat ausgerechnet den einen Sessel gewählt.«
      »Ach, die Motive der Frauen sind unergründlich. Sie erinnern sich wohl an die Frau aus Margate, die ich aus einem ähnlichen Grund verdächtigte. Sie hatte die Nase nicht gepudert – es war die richtige Lösung. Wie kann man auf solchem Treibsand bauen? Ihre unbedeutenden Handlungen können eine Menge bedeuten, und ihre außergewöhnlichsten Aufführungen können von einer Haarnadel oder einer Brennschere abhängen. Guten Morgen, Watson.«
      »Sie gehen aus?«
      »Ja. Ich werde den Vormittag mit unseren Freunden von der regulären Polizeitruppe in der Godolphin Street vertrödeln. Die Lösung unseres Problems liegt bei Eduardo Lucas, wenn ich auch zugeben muß, daß ich selbst nicht die leiseste Ahnung habe, welche Form sie annehmen wird. Es ist ein kapitaler Fehler, den Tatsachen voran zu theoretisieren. Bleiben Sie auf dem Posten, mein guter Watson, und empfangen Sie die Besucher. Zum Lunch leiste ich Ihnen wieder Gesellschaft – wenn es sich fügt.«

    Den ganzen Tag über und den nächsten und den übernächsten war Holmes in einer Stimmung, die seine Freunde als wortkarg bezeichnet haben würden, andere als mürrisch. Er lief hinaus und herein, rauchte ununterbrochen, spielte Stückchen auf seiner Geige, versank in Tagträume, verschlang zu ungewohnten Stunden Sandwiches und antwortete kaum auf die gelegentlichen Fragen, die ich ihm stellte. Mir war klar, daß die Dinge um ihn und seine Sache nicht gut standen. Er sprach nicht über den Fall, und ich

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