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Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Titel: Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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nie glücklich und manchmal unerträglich. Der Mann war ein Quartalssäufer, und wenn er getrunken hatte, war er der reine Teufel. Dann trieb er seine Frau und seine Tochter mitten in der Nacht aus dem Haus und prügelte sie durch den Park, daß das ganze Dorf von ihren Schreien wach wurde. Einmal war er angeklagt, weil er den alten Vikar, der ihm wegen seiner Aufführung ins Gewissen reden wollte, tätlich angegriffen hatte.
      Um es kurz zu machen, Mr. Holmes, man müßte lange suchen, bis man einen gefährlicheren Mann fände als Peter Carey, und mir ist zu Ohren gekommen, daß er sich genauso benahm, wenn er ein Schiff zu kommandieren hatte. In Seemannskreisen hieß er Schwarzer Peter, und das nicht nur wegen der dunklen Farbe seiner Haut und des riesigen Barts, sondern auch wegen seiner Launen, die ein Schrecken für seine Umgebung waren. Ich brauche wohl nicht zu sagen, daß die Nachbarn ihn verabscheuten und mieden; ich habe nicht ein einziges Wort des Bedauerns über sein schreckliches Ende gehört.
      In dem Bericht von der amtlichen Voruntersuchung müssen Sie, Mr. Holmes, über die Kajüte des Mannes gelesen haben; aber vielleicht hat Ihr Freund noch nichts davon gehört. Er hatte sich einige hundert Yard von seinem Haus weg ein hölzernes Häuschen gebaut – er nannte es immer die ›Kajüte‹ –, und hier schlief er jede Nacht. Es ist sechzehn mal zehn Fuß groß, ein einziger Raum. Den Schlüssel trug er stets bei sich; er machte sein Bett selber, säuberte die Hütte und erlaubte niemandem, den Fuß über die Schwelle zu setzen. An zwei Seiten befindet sich je ein kleines Fenster, beide mit Gardinen verhängt, und er hat sie nie geöffnet. Das eine geht auf die Landstraße, und wenn dahinter nachts das Licht brannte, machten die Leute sich gegenseitig darauf aufmerksam und stellten Vermutungen an, was der Schwarze Peter gerade tun mochte. Das ist das Fenster, Mr. Holmes, das uns bei der Voruntersuchung einen der wenigen Beweise lieferte.
      Sie erinnern sich, da war ein Maurer namens Slater, der zwei Tage vor dem Mord gegen ein Uhr nachts von Forest Row kam. Er hielt auf der Landstraße an und schaute nach dem hellen Geviert, das noch zwischen den Bäumen hindurchschien. Der Mann beschwor, er habe auf dem Vorhang deutlich den Schatten eines Kopfes gesehen, und der sei bestimmt nicht der von Peter Carey gewesen, den er gut kannte, obwohl auch von einem Menschen mit Bart, aber dieser Bart war kurz und vorgesträubt und hätte überhaupt ganz anders ausgesehen als der des Kapitäns. Das sagte er, aber vor seiner Beobachtung hatte er zwei Stunden in der Kneipe gesessen, und das Fenster ist von der Landstraße ziemlich weit entfernt. Außer dem sprach er von Montag, und das Verbrechen ist am Mittwoch begangen worden.
      Am Dienstag war Peter Carey in einer seiner übelsten Launen, völlig betrunken und gefährlich wie ein wildes Tier. Er trieb sich im Haus herum, und die Frauen flohen, als sie ihn kommen hörten. Spätabends ging er in seine Hütte. Gegen zwei Uhr früh hörte die Tochter, die bei offenem Fenster schlief, einen fürchterlichen Schrei aus dieser Richtung, aber da er oft herumbrüllte, wenn er betrunken war, nahm man davon keine Notiz. Um sieben, als eine der Mägde aufgestanden war, bemerkte sie, daß die Tür zur Hütte offenstand, aber die Angst, die der Mann verbreitete, war so groß, daß man sich erst gegen Mittag hinüberzugehen und nachzusehen getraute, was aus ihm geworden sei. Beim Blick durch die Tür bot sich ein Bild, das sie mit weißem Gesicht fort ins Dorf jagte. Eine Stunde später war ich an Ort und Stelle und übernahm den Fall.
      Nun, ich habe ziemlich starke Nerven, wie Sie wissen, Mr. Holmes, aber ich gebe Ihnen mein Wort darauf, ich war erschüttert, als ich den Kopf zur Tür hineinsteckte. Da drinnen summte es wie ein Harmonium von Fliegen und Schmeißfliegen, und der Fußboden und die Wände sahen aus wie in einem Schlachthaus. Er hatte das Häuschen seine Kajüte genannt, und wie eine Kajüte war es auch angelegt. Man konnte denken, man wäre auf einem Schiff. An einer Seite war eine Schlafkoje eingerichtet, es gab eine Seemannstruhe, Landkarten und Meereskarten, ein Bild von der ›Sea Unicorn‹, eine Regalreihe mit Logbüchern, alles ganz so, wie man sich eine Kapitänskajüte vorstellt. Und in der Mitte des Raums stand der Mann, das Gesicht verzerrt wie das einer armen Seele auf der Folter, und sein mächtiger gescheckter Bart war im Todeskampf

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