Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3
sofort Gewißheit wurde und ich ihm die Tat auf den Kopf zusagte. Er legte freiwillig ein volles Geständnis ab. Dann flehte er mich an, das Geheimnis noch drei Tage zu wahren, damit sein verruchter Komplize Gelegenheit erhielte, sein schuldbeladenes Leben zu retten. Ich gab nach, wie ich immer nachgegeben habe, und sofort eilte James in den ›Kampfhahn‹, um Hayes zu warnen und ihm Geld für die Flucht zu bringen. Ich konnte am hellichten Tag nicht dorthin gehen, ohne Anlaß zu Gerede zu geben; aber sobald es dunkel wurde, eilte ich auch zu dem Wirtshaus, um meinen lieben Arthur zu sehen. Ich fand ihn wohlauf, aber über alle Maßen verschreckt durch die fürchterliche Tat, deren er Zeuge geworden war. Eingedenk meines Versprechens, doch sehr gegen meinen Willen, stimmte ich zu, ihn noch drei Tage in der Obhut von Mrs. Hayes zu lassen, da ich mir im klaren darüber war, daß es unmöglich sein würde, die Polizei zu benachrichtigen, ohne ihr auch den Mörder zu nennen – und wenn der Mörder bestraft würde, wäre mein unglücklicher James gleichzeitig ruiniert. Sie haben um Offenheit gebeten, Mr. Holmes, und ich habe Sie beim Wort genommen und Ihnen alles anvertraut, ohne den Versuch zu machen, etwas zu umschreiben oder zu verbergen. Seien Sie nun auch offen zu mir.«
»Das werde ich«, sagte Holmes. »Vor allem, Euer Gnaden, muß ich Sie darauf aufmerksam machen, daß Sie sich im Sinne des Gesetzes in eine äußerst ernste Lage gebracht haben. Sie haben ein Verbrechen vertuscht und einem Mörder geholfen zu entkommen; denn ich kann nicht daran zweifeln, daß das Geld, das James Wilder seinem Komplizen gegeben hat, um dessen Flucht zu ermöglichen, von Euer Gnaden stammt.«
Der Duke nickte zustimmend.
»Das ist in der Tat eine äußerst ernste Sache. Noch schuldhafter haben sich Euer Gnaden in meinen Augen gegenüber Ihrem jüngeren Sohn verhalten. Sie lassen ihn drei Tage in dieser Räuberhöhle.«
»Unter feierlichem Versprechen…«
»Was bedeuten solchen Leuten Versprechen? Sie haben keine Garantie dafür, daß er nicht wieder verschwindet. Um Ihrem schuldigen älteren Sohn gefällig zu sein, haben Sie Ihren unschuldigen jüngeren Sohn einer andauernden und unnötigen Gefahr ausgesetzt. Das war äußerst unverantwortlich gehandelt.«
Der stolze Lord Holdernesse war es nicht gewohnt, daß ihn jemand so in seinem eigenen Hause behandelte. Das Blut stieg ihm in die hohe Stirn, aber sein schlechtes Gewissen veranlaßte ihn zu schweigen.
»Ich werde Ihnen helfen, aber nur unter einer Bedingung«, sagte Holmes. »Sie werden nach einem Ihrer Diener läuten, und ich erteile die Befehle, die ich für richtig halte.«
Ohne ein Wort drückte der Duke den elektrischen Klingelknopf. Ein Diener trat ein.
»Es wird Sie freuen, zu hören«, sagte Holmes, »daß der junge Herr gefunden wurde. Der Duke befiehlt, die Kutsche sofort zum ›Kampfhahn‹ zu schicken und Lord Saltire nach Hause zu holen.«
»Jetzt«, sagte Holmes, nachdem der erfreute Diener aus dem Zimmer gegangen war, »da wir die Zukunft gesichert haben, können wir es uns erlauben, die Vergangenheit milder zu beurteilen. Ich habe keine offizielle Stellung inne und sehe deshalb keinen Grund, alles aufzudecken, was ich weiß, solange der Gerechtigkeit Genüge geschieht. Zu Hayes sage ich nichts. Auf ihn wartet der Galgen, und ich würde nichts unternehmen, ihn davor zu retten. Was er enthüllen wird, weiß ich nicht, doch zweifle ich nicht daran, daß Euer Gnaden ihm zu verstehen geben wird, es läge in seinem Interesse, zu schweigen. Vom polizeilichen Gesichtspunkt aus hat er den Jungen entführt, um ein Lösegeld zu erlangen. Wenn die Polizei nicht von selbst darauf kommt, sehe ich mich nicht veranlaßt, ihr zu einem weiteren Gesichtsfeld zu verhelfen. Dennoch möchte ich Euer Gnaden warnen; der dauernde Aufenthalt des Mr. James Wilder in Ihrem Haus kann nur zu Unglück führen.«
»Ich verstehe das, Mr. Holmes, und es ist auch schon beschlossen, daß er mich für immer verläßt und sein Glück in Australien sucht.«
»In diesem Fall, Euer Gnaden, und da Sie selbst festgestellt haben, daß alles Unglück in Ihrer Ehe durch seine Anwesenheit hervorgerufen wurde, möchte ich vorschlagen, daß Sie der Duchess so viel Besserung zusagen, wie Ihnen möglich ist, und die Beziehungen wieder aufnehmen, die auf so traurige Weise unterbrochen worden sind.«
»Auch das habe ich schon in die Wege geleitet,
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