Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3
sind, daran herumzukritteln. Außerdem, Mr. Holmes: Ich habe meinen Mann, und was Ihre Schreckensgestalt angeht: Wo ist sie ?«
»Ich möchte fast annehmen, sie kommt gerade die Treppe herauf«, sagte Holmes gelassen. »Ich denke, Watson, Sie täten gut daran, Ihren Revolver griffbereit zu halten.« Er stand auf und legte ein beschriebenes Stück Papier auf die Anrichte. »Jetzt sind wir soweit«, sagte er.
Von draußen waren einige grobe Stimmen zu hören, und Mrs. Hudson öffnete die Tür und meldete, daß drei Männer nach Captain Basil fragten.
»Lassen Sie sie herein, einen nach dem anderen«, sagte Holmes.
Der erste, der eintrat, war ein kleiner Mann mit einem Apfelgesicht, rotwangig über flaumigem weißem Backenbart. Holmes hatte einen Brief aus der Tasche gezogen.
»Wie ist der Name?« fragte er.
»James Lancaster.«
»Es tut mir leid, Lancaster, aber der Posten ist vergeben. Hier ist ein halber Sovereign für Ihre Mühe. Gehen Sie nach nebenan und warten Sie ein paar Minuten.«
Der zweite war ein langes, ausgetrocknetes Geschöpf mit dünnem Haar und bleichen Wangen. Er hieß Hugh Patkins. Auch er erhielt seine Entlassung, seinen halben Sovereign und den Befehl zu warten. Der dritte Bewerber war ein Mann von bemerkenswertem Äußeren. Ein grimmiges Bulldoggengesicht, das von einem Mop aus Kopf- und Barthaar eingerahmt war, und hinter dichten, bu schigen, überhängenden Brauen blitzten beherzte dunkle Augen. Er grüßte und blieb stehen wie ein Seemann und drehte die Mütze in den Händen.
»Ihr Name?« fragte Holmes.
»Patrick Cairns.«
»Harpunierer?«
»Ja, Sir. Sechsundzwanzig Fahrten.«
»Von Dundee, nehme ich an.«
»Ja, Sir.»
»Und Sie sind bereit, auf einem Forschungsschiff anzuheuern?«
»Ja, Sir.«
»Zu welchem Lohn?«
»Monatlich acht Pfund.«
»Und Sie könnten den Dienst sofort antreten?«
»Ich brauche nur meine Sachen zu holen.«
»Haben Sie Ihre Papiere mit?«
»Ja, Sir.« Er zog ein Bündel abgegriffener, schmutziger Papiere aus der Tasche. Holmes überflog sie und gab sie zurück.
»Sie sind der Mann, den ich suche«, sagte er. »Dort auf der Anrichte liegt der Vertrag. Wenn Sie unterschreiben, ist alles unter Dach und Fach.«
Der Seemann schaukelte quer durch den Raum und nahm den Federhalter in die Hand.
»Soll ich hier unterschreiben?« fragte er, als er über das Papier gebeugt stand.
Holmes lehnte sich über seine Schulter und packte ihn plötzlich mit beiden Händen am Nakken.
»Das reicht«, sagte er.
Ich hörte das Klicken von Stahl und ein Brüllen wie von einem wütenden Bullen. Im nächsten Augenblick rollten der Seemann und Holmes über den Fußboden. Der Mann besaß so gigantische Kräfte, daß er trotz der Handschellen, die Holmes ihm geschickt über die Handgelenke geschoben hatte, meinen Freund schnell überwältigt hätte, wenn Hopkins und ich nicht zur Hilfe geeilt wären. Erst als ich dem Kerl die kalte Mündung des Revolvers gegen die Schläfe preßte, begriff er, daß Widerstand vergeblich war. Wir fesselten ihm die Beine mit einer Schnur und erhoben uns, keuchend von dem Kampf.
»Ich muß mich wirklich entschuldigen, Hopkins«, sagte Sherlock Holmes. »Ich fürchte, die Rühreier sind kalt geworden. Aber bei dem Gedanken, daß Sie Ihren Fall zu einem derart triumphalen Abschluß gebracht haben, wird Ihnen wohl der Rest des Frühstücks besonders gut schmekken.«
Hopkins war sprachlos vor Verwirrung.
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Mr. Holmes«, stieß er schließlich hervor, und sein Gesicht war hochrot. »Es scheint, ich habe von allem Anfang einen Narren aus mir gemacht. Jetzt begreife ich wieder, was ich nie hätte vergessen sollen: Ich bin der Schüler, und Sie sind der Lehrer. Sogar jetzt noch, da ich sehe, was Sie vollbracht haben, weiß ich nicht, wie Sie es vollbracht haben und was das alles bedeutet.«
»Nun, nun«, sagte Holmes gut gelaunt, »wir lernen alle durch Erfahrung, und diesmal war Ihre Lektion, daß man nie die Alternative aus dem Auge verlieren darf. Sie waren so sehr mit dem jungen Neligan beschäftigt, daß Sie nicht einen Gedanken an Patrick Cairns, den wahren Mörder von Peter Carey, verschwenden konnten.«
Die heisere Stimme des Seemanns unterbrach unser Gespräch.
»Hören Sie mal zu, Mister«, sagte er, »ich beklage mich ja nicht, wie man mich hier behandelt, aber
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