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Die Wiederkehr

Die Wiederkehr

Titel: Die Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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werden. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass Ihr auf Krieger
aus Solimans Heer trefft.« Er machte eine wedelnde Handbewegung
in Richtung der Männer, die Andrej aufmerksam, aber ohne Sympathie anblickten. »Diese Männer gehören zur Kanalwache. Sie kennen
sich hier unten besser aus, als irgendwer sonst in der Stadt. Sie werden Euch führen.«
»Und zweifellos darauf achten, dass ich mich nicht etwa verirre oder anderweitig abhanden komme«, fügte Andrej spöttisch hinzu.
Von Salm wirkte beleidigt. »Wenn Ihr der Mann seid, für den ich
Euch halte, wird das wohl kaum vonnöten sein«, meinte er schließlich.
Es war genau die Antwort, die Andrej von einem Mann wie ihm
erwartet hatte.
Er maß Andrej noch einmal mit einem verärgerten Blick, dann
drehte er sich halb herum und hob die Hand, um einen der Soldaten
herbeizuwinken, einen großen, vierschrötigen Kerl mit kurz geschorenem Haar und einem brutalen Gesicht, das von einer Unzahl winziger Narben verunstaltet wurde, als wäre er in gemahlenes Glas gefallen. »Das ist Hauptmann Thilo«, sagte er. »Er und seine Männer
werden Euch bis unter die Stadtmauer begleiten und dort auf Euch
warten.« Er wies auf Andrej. »Hauptmann - das ist Andrej Delãny,
von dem ich Euch erzählt habe. Ihr und Eure Leute haftet mit Eurem
Leben dafür, dass er unbeschadet aus der Stadt herauskommt.«
Andrej fragte sich, ob Thilo auch derjenige sein würde, der Abu
Dun die Kehle durchschneiden würde, sollte er keinen Erfolg haben.
Dann aber trafen seine Blicke die des Soldaten, und er bedauerte diesen boshaften Gedanken sofort. Der Hauptmann mochte ein Gesicht
haben, mit dem man Kinder (oder auch den einen oder anderen Erwachsenen) erschrecken konnte, aber er hatte ehrliche Augen. Andrej
spürte, dass er ein durch und durch aufrechter Mann war. Er nickte.
»Hauptmann.«
Thilo erwiderte seinen Gruß wortlos, und von Salm trat einen
Schritt zurück und setzte dazu an, noch etwas zu sagen. Doch in diesem Moment polterten Schritte auf der Treppe über ihnen, und als
Andrej sich umwandte, erkannte er einen der Männer aus von Salms
Garde, der aufgeregt und so schnell es die schmalen, gefährlich ausgetretenen Steinstufen zuließen, die Treppe hinabgeeilt kam. Von
Salm runzelte sichtlich verärgert die Stirn und bedeutete Andrej und
seinen Begleitern mit Gesten, noch abzuwarten. Er eilte dem Mann
entgegen.
»Du bist also der Mann, der Soliman töten soll«, ergriff Thilo die
Gelegenheit, sich Andrej zu nähern. Er hatte eine weiche Stimme
und sprach ohne jeden Akzent, was beides so gar nicht zu seiner äußeren Erscheinung passen wollte. »Dann musst du entweder ein sehr
tapferer Mann sein oder ein sehr dummer«, fuhr Thilo fort, nachdem
er einige Herzschläge lang vergeblich auf eine Antwort gewartet hatte.
»Graf von Salm ist ein Mann von großer Überredungskunst«, erwiderte Andrej.
Für einen Moment riss er seinen Blick von dem Grafen los, der den
Soldaten mittlerweile erreicht hatte und ihn mit einer herrischen Geste auf der vorletzten Stufe der schmalen Treppe zum Stehen brachte.
Er sah in Thilos Gesicht. Der Hauptmann überragte ihn um eine gute
Haupteslänge, und auch sein Schulterumfang konnte es gut und gern
mit dem Abu Duns aufnehmen. Thilos Blick blieb misstrauisch, aber
Andrej erkannte auch deutlich, dass er nicht verstand, wovon er
sprach. Anscheinend hatten diese Männer nicht den Auftrag, ihn zu
töten, sobald er das türkische Lager verlassen würde.
Von Salm debattierte noch einige Momente mit dem Gardisten,
dann scheuchte er ihn mit einer ebenso herrischen Handbewegung
wie der, mit der er ihn zum Halten gebracht hatte, wieder fort und
kehrte zu ihnen zurück.
Andrej versuchte vergeblich, in von Salms Gesicht zu lesen. Die
Nachricht, die er offensichtlich bekommen hatte, schien keine gute
gewesen zu sein. »Stimmt irgendetwas nicht?«, fragte er.
Von Salm hob die Schultern und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Nichts, was Euch beunruhigen müsste, Andrej«, sagte
er. »Politik.« Er versuchte zu lachen, aber es misslang. »Ich werde
hier auf Euch warten, bis Ihr zurück seid.«
    »Gib Acht, dass du…« Thilo brach erstaunt mitten im Satz ab, als
Andrej sich gedankenschnell duckte und dem losen Stein auswich,
dessen Kante in gefährlichem Winkel aus der gewölbten Decke ragte. Er war tief und schräg genug, um sich den Schädel daran zu stoßen, wenn man nicht aufpasste, oder auch Schlimmeres. Andrej hatte
ihn bereits

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