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Die Wiederkehr

Die Wiederkehr

Titel: Die Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gekrönt gewesen war. Soliman nahm es mit
seiner Ankündigung, eine Reihe gezielter Fehlschläge auszuführen,
um von Salm und seine schrumpfende Schar von Verteidigern in
    Schach zu halten, augenscheinlich genau.
»Ich kann es immer noch nicht glauben«, sagte Abu Dun. »Frederic
und Soliman?« Er schüttelte den Kopf. »Ich meine, das… das ist
unfassbar! Dracul! Vlad, der Pfähler, verbündet sich mit dem Anführer eines türkischen Heeres? Das ergibt nicht den geringsten Sinn!«
Andrej wusste nicht, wie oft er das im Laufe des Tages schon gesagt hatte. Abu Dun hatte Recht. Es ergab keinen Sinn.
Als er keine Antwort bekam, drehte sich Abu Dun von dem Fenster
weg, an dem er bisher gestanden und reglos hinausgestarrt hatte, verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn herausfordernd an.
»Vielleicht sollten wir von Salms Angebot annehmen und die Stadt
verlassen, so lange wir es noch können«, schlug er vor.
»Und die Stadt Soliman überlassen?«, wandte Andrej ein. »Und
Frederic? Das ist nicht dein Ernst!«
»Nein«, erklärte Abu Dun. »Ich wollte nur herausfinden, ob du mir
überhaupt noch zuhörst.«
Andrej zwang ein flüchtiges Lächeln auf sein Gesicht und wandte
sich dann wieder ab. Abu Dun hatte auch jetzt Recht. Sie waren
Stunden vor von Salm in das zweckentfremdete Stadthaus zurückgekehrt und hatten das Zimmer seither nur einmal verlassen, um mit
dem Grafen zu sprechen.
Es war Frederic, der Andrejs Gedanken beherrschte.
Obwohl er ihn am Morgen in den Katakomben nicht zum ersten
Mal gesehen hatte, hatte ihn der Schock der Begegnung im Laufe des
Tages und mit Verzögerung, dafür aber umso härter getroffen.
Frederic.
Er hatte diesen Jungen geliebt wie den Sohn, den er niemals gehabt
hatte.
»Also, was tun wir?«, fragte Abu Dun. »Gehen wir hinunter und tö
ten diesen Bastard, oder laufen wir wie Feiglinge davon?«
»Ich weiß nicht, ob ich das kann«, antwortete Andrej
»Weglaufen?« Abu Dun grinste. »Das kann ich dir beibringen. Es
ist eigentlich gar nicht so schwer.«
»Frederic«, antwortete Andrej. »Ich weiß nicht, ob ich ihn töten
kann.«
»Du weißt nicht, ob du ihn töten willst«, berichtigte Abu Dun. Er
stand noch immer mit vor der Brust verschränkten Armen lässig gegen das Fensterbrett gelehnt, aber sein Grinsen erlosch. »Er ist nicht
mehr Frederic, Andrej«, sagte er leise.
»Ich weiß«, antwortete Andrej.
»Weißt du«, fuhr Abu Dun fort, ohne seiner Antwort auch nur die
mindeste Beachtung zu schenken, »ich konnte diese kleine Kröte
noch nie leiden, nicht einmal, als er noch ein ganz normales Kind
war. Nicht, dass das etwas zu bedeuten hätte - ich mochte Kinder
noch nie. Aber Frederic - der Frederic, den du gekannt hast - existiert
nicht mehr. Er ist vor mehr als einem halben Jahrhundert in Transsylvanien gestorben. Dracul hat ihn umgebracht.«
»Nein«, antwortete Andrej bitter. »Du täuschst dich, Sklavenhändler. Ich habe ihn umgebracht.«
»Seit wann liebst du es, dich in Selbstmitleid zu suhlen?«, fragte
Abu Dun scharf. »Du weißt, dass du Unsinn redest. Du hast Dracul
getötet. Mit eigenen Händen, wenn ich mich richtig erinnere.«
Ganz so war es nicht gewesen, aber Andrej wusste natürlich, worauf der Nubier hinauswollte. »Du weißt, dass es nicht so war«, sagte
er müde.
»Ja«, schnappte Abu Dun. Andrej spürte, dass er sich zwar noch
mühsam beherrschte, aber mit jedem Moment wütender wurde.
»Dieses… dieses Ding ist nicht mehr Frederic! Der Drache hat ihn
verschlungen!«
»Etwas von Frederic ist noch in ihm«, beharrte Andrej. »Ich habe
mit ihm gesprochen. Ich habe es gesehen. Vielleicht hast du ja Recht
und Vlads Geist hat ihn überwältigt, aber er hat ihn nicht ganz ausgelöscht. Ein Teil von Frederic ist noch in ihm.«
»Ja«, bestätigte Abu Dun. »Der böse Teil.«
»Abu Dun, du…«
»Du weißt, dass ich Recht habe«, unterbrach ihn der Nubier, plötzlich leise und in fast sanftem Ton, und trotzdem traf Andrej jedes
einzelne Wort wie ein Messerstich, der sich tief in seine Brust grub.
»Es wäre wohl sinnlos, dir etwas vormachen zu wollen. Du weißt,
dass ich den Jungen nie mochte, und was geschehen ist, macht es
vielleicht nicht besser, aber es gibt mir Recht. Der Junge war böse.
Er ist schon böse geboren worden, und er ist schlimmer geworden -
mit jedem Jahr, das verstrichen ist.«
»Du weißt nicht, was er durchgemacht hat«, antwortete Andrej.
»Hätte man dir angetan, was ihm angetan wurde…«
»Man hat es mir angetan«, unterbrach ihn

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