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Die Wiederkehr

Die Wiederkehr

Titel: Die Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und
hielt es in die Höhe, sodass Andrej es besser betrachten konnte. Es
war ein einfaches Gefäß aus dickem und nicht sehr sauber geblasenem Glas, das eine trübe Flüssigkeit enthielt. »Das Gift, das Euch
beinahe getötet hätte«, sagte er. »Stark verdünnt lindert es Schmerzen und hilft, die Verletzung schneller heilen zu lassen. Wenn Ihr
Euch ein wenig schont, werdet Ihr in einer Woche kaum noch etwas
spüren.«
Andrej hatte bereits den Arm ausgestreckt, um nach dem Fläschchen zu greifen, zog die Hand nun jedoch hastig wieder zurück.
»Das?«, fragte er zweifelnd.
Auch Abu Dun trat näher und warf einen stirnrunzelnden Blick auf
das kleine Gefäß. »Eigentlich sieht es ganz harmlos aus«, sagte er.
»Wie schmutziges Wasser.«
»Sehr viel mehr ist es eigentlich auch nicht«, bestätigte Breiteneck.
Er steckte das Fläschchen ein. »Wenn auch in einer ganz bestimmten
Zusammensetzung. Und mit ein paar geheimen Ingredienzien.«
»Allzu geheim scheinen sie wohl nicht zu sein«, gab Andrej zu bedenken. »Wenn das Schwert, das mich verletzt hat, mit einer ähnlichen Substanz bestrichen war.«
Breiteneck hob gleichmütig die Schultern. »Ich habe nie behauptet,
der Einzige zu sein, der über Euch Bescheid weiß«, sagte er.
Er wollte sich umdrehen, um das Zimmer wieder zu verlassen, doch
Andrej hielt ihn mit einem raschen Griff am Arm zurück. »Ihr traut
uns immer noch nicht«, stellte er fest.
»Traut Ihr Euch denn selbst, Andrej?«, fragte Breiteneck.
Andrej antwortete nicht, und Breiteneck machte sich mit sanfter
Gewalt los und fügte hinzu: »Also, wie könnte ich Euch dann trauen?«
»Vielleicht, weil Ihr noch am Leben seid, Medicus«, sagte Abu
Dun.
Breiteneck sah ihn nur ruhig an und wandte sich dann zum zweiten
Mal zum Gehen, doch Andrej hielt ihn noch einmal zurück, wenn
auch diesmal nur mit einer Geste. »Wir haben einen weiten Weg auf
uns genommen, Breiteneck«, sagte er. »Wir haben das nicht getan,
um Euch oder irgendjemandem in dieser Stadt ein Leid anzutun. Wir
wollten nur wissen, wer wir sind.«
»Wer weiß das schon?«, fragte Breiteneck.
Abu Dun machte eine verärgerte Geste. »Breiteneck! Andrej hat
Euch etwas gefragt.«
Andrej brachte ihn mit einem raschen Blick zum Verstummen und
wandte sich dann wieder in versöhnlichem Ton an Breiteneck. »Ich
verlange nicht, dass Ihr uns glaubt«, sagte er. »Ich will nicht das Rezept für Euer Gift oder das Gegenmittel. Ich will nur wissen, was ich
bin.«
»Habe ich Euch das nicht bereits gesagt?«, fragte Breiteneck.
Andrej schüttelte den Kopf. »Nicht alles«, sagte er.
Er las in Breitenecks Augen, dass er der Wahrheit damit zumindest
nahe gekommen war.
Schließlich nickte der Medicus. »Ich weiß nicht mehr, was ich noch
glauben soll«, sagte er. »Dieser andere…«
»Frederic«, warf Abu Dun ein.
»Wenn das sein Name ist.« Breiteneck sah Andrej durchdringend
an. »Werdet Ihr ihn töten?«
»Ja«, antwortete Abu Dun.
Breiteneck ignorierte ihn und sah Andrej weiter durchdringend an.
Als er auch nach weiteren Sekunden keine Antwort bekam, seufzte er
tief und ließ Andrejs Blick endlich los. »Warten wir, ob wir morgen
zu dieser Stunde alle noch am Leben sind«, schloss er. »Wenn Ihr
den Vampyr tötet und Wien von den Dämonen befreit, die über die
Stadt gekommen sind, werde ich Euch Rede und Antwort stehen.«
»Ihr seid ein harter Mann, Breiteneck«, seufzte Andrej. »Aber gut.
Uns bleibt wohl keine andere Wahl.«
»Nein«, erwiderte Breiteneck. »Die bleibt Euch nicht. Und nun
solltet Ihr Euch beeilen und den Grafen nicht länger warten lassen.«
    Einige Zeit später hielt die Andrej bereits bekannte Kutsche auf
dem großen Platz vor dem Stephansdom, auf dem auch jetzt, lange
nach Sonnenuntergang, noch ein reges Kommen und Gehen herrschte. Die großen Tore des Gotteshauses standen weit offen, und aus
seinem Inneren drang ein goldener Lichtschein.
    Die wenigsten der Menschen, die Andrej den Dom betreten oder
verlassen sah, schienen indes zum Beten gekommen zu sein oder um
sich geistlichen Beistand zu erbitten. Andrej fiel die große Zahl Verletzter auf, die sich mühsam aus eigener Kraft oder auf die Schultern
anderer gestützt die breiten Stufen hinauf- oder hinunterschleppten.
    Breitenecks Sohn begleitete sie. Von Salm hatte sie seiner Obhut
anvertraut. »Die Spitäler sind überfüllt«, erklärte er. »Etliche Ärzte
haben sich zusammengetan und versorgen die, die es noch aus eigener Kraft schaffen, in den Kirchen.« Er lachte

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